Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
die Klebebänder entfernte.
Das Päckchen enthielt eine Miniatur von Lena Gessner, ein rotes, wütend wirkendes Strichmännchen, das gegen unscharf konturierte, fratzenhafte Wesen kämpfte.
Auf der beiliegenden Karte stand: Alles Gute, Schnüffler!
Ich war gerührt.
Noch während ich das Bild betrachtete, klingelte es an der Wohnungstür. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit schaute ich erst durch den Spion, bevor ich öffnete. Dann ließ ich Franka herein.
»Ich habe schon von deinen Heldentaten gehört«, sagte Franka.
»Die leider ganz unheldenhaft im Krankenhaus endeten«, ergänzte ich.
Sie betrachtete die genähte Wunde. »Das ist doch nur ein Kratzer, oder?«
»So kann man es auch sehen. Du bist also nicht gekommen, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast?«
»Nein. Ich meine, selbstverständlich interessiert es mich, wie es dir geht.« Ihre Augen bekamen einen Ausdruck, der fast jedes Männerherz weich geklopft hätte. »Dieser Detektiv, den ich engagiert habe ...«
Ich lachte. »Er ist ein Versager, stimmt's?«
»Ja, er hat es versiebt. Und jetzt drängt die Zeit, mein Mandant wird langsam ungeduldig. Du musst mir helfen, Georg.«
»Ich finde, ich habe einen Urlaub verdient«, sagte ich. »Die letzten Wochen waren ziemlich hart, außerdem habe ich ausnahmsweise mal genug auf dem Konto, um mir ein paar Wochen Italien leisten zu können. Vielleicht mache ich vorher noch einen Abstecher nach Zürich.«
»Um Nora Gessner zu besuchen?«
»Nein. Eher ihre Schwester.« Ich zeigte Franka die Miniatur. »Das hat mir Lena geschenkt.«
Franka warf einen unkonzentrierten Blick auf das Bild. »Nett, wirklich. Georg, ich will dich nicht von deinem Urlaub abhalten, du sollst ihn nur um eine Woche verschieben. Bis dahin hast du den Auftrag längst erledigt. Habe ich schon erwähnt, dass er sehr gut bezahlt wird?«
Ich stöhnte. »Eine Woche. Keinen Tag länger. Ist das klar?«
»Völlig klar«, sagte Franka.
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