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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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man nicht wieder aufbauen kann. Der Herzog hat angekündigt, heute ihren Anführer höchstpersönlich befragen zu wollen. Du erinnerst dich an diesen Sergeant Hawker? Wir haben ihn erwischt, wie er sich gerade über die Berge davonmachen wollte. Er wird sich ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.«
    Nachdem der Badezuber gefüllt, das Feuer geschürt und die Mädchen die Eichentür zum letzten Mal hinter sich geschlossen hatten, entkleidete mein Geliebter mich behutsam, und mein stummer Protest entlockte ihm nicht mehr als ein spitzbübisches Lächeln. Im Nu hatte er mich im warmen Wasser versenkt, und erst jetzt spürte ich, wie verspannt meine Glieder waren.
    Mit einem lautlosen Seufzer ließ ich mich tiefer in die Schaumkronen sinken. »Danke, Alan.« Meine Worte klangen
wie das Fauchen einer sterbenden Katze. Frustriert schloss ich die Augen. Verdammter William Mackenzie! Selbst die Erinnerung an seinen blutüberströmten Körper konnte kein Mitleid für den missratenen Sohn der Schneiderin in mir wecken. Er hatte das Schicksal herausgefordert und erhalten, was er verdiente.
    Hätte er sie nicht über Schleichwege geführt, die nur ein Clanmitglied kennen konnte, wäre es den Engländern niemals gelungen, unbemerkt in unser Tal vorzudringen. Die Mutter aber tat mir leid, zumal ihre Hütte, genau wie das Häuschen der Seherin, Opfer der Flammen geworden war.
    »Sprich nicht, Kleines.« Die Sorge in seiner Stimme oder vielleicht auch nur das raue Kratzen des Badeschwamms auf meiner Haut ließ mich verstummen.
    Alan hatte sich diesen absoluten Luxus zusammen mit einigen herrlich duftenden Essenzen aus Frankreich schicken lassen und damit beachtliche Verwirrung unter den Mädels ausgelöst, die sich regelmäßig um mein Zimmer kümmerten. Sie waren schon dabei gewesen, diesen ekligen Pilz fortzuwerfen, und ich rettete den feuchten Schwamm in letzter Sekunde aus ihren Händen, um ihn am Kamin zu trocknen.
    Alan hatte nur gelacht, als ich ihm davon erzählte: »Ach, darum sind die Dinger so schnell verschwunden.«
    Jetzt tauchte er den Schwamm tief ins warme Wasser, und ich lauschte voller Vorfreude, wie sich das exotische Gebilde langsam vollsog. »Kleines, ich schwöre, wüsste ich nicht, dass wir dieses Schwein gestern tot im Irrgarten gefunden haben, er hätte keine fünf Minuten mehr zu leben.« Seine Hände berührten zärtlich meine Blessuren. Die gälischen Flüche, die nun folgten, als er noch eine ganze Anzahl Blutergüsse an meinen Beinen entdeckte, und seine Küsse ließen mich, so
absurd das klingen mag, allmählich entspannen. Das war eben mein Highlander. Gewaltbereit und tödlich, wenn es um den Schutz seines Clans ging, aber unendlich zärtlich, sobald wir unter uns waren … Wie ich ihn liebte!
    Weiterhin stumm, aber immerhin präsentabel erschien ich später an seiner Seite zur Frühstückstafel, die man heute aus Platzgründen in der New Hall aufgebaut hatte.
    Mary sprang sofort auf, lief mir entgegen und flüsterte: »Ich habe Lachlan alles erzählt, er weiß jetzt, dass du ihm das Leben gerettet hast.« Dabei nahm sie mich ganz fest in den Arm. »Danke, Joanna, ich werde immer in deiner Schuld stehen. Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht mehr vorstellen.«
    Der Herzog erhob sich ebenfalls und murmelte: »Na, na, Mädchen.« Dann klopfte er mir wohlwollend auf die Schulter, was mir einen Jammerlaut entlockte.
    Ewan blinzelte mir aufmunternd zu. Lachlan zeigte ein strahlendes Lächeln. Dieser Mann war wirklich das exakte Spiegelbild seines Bruders. Meinetwegen, blondes Haar mochte die ausgeprägten Konturen des Gesichts umspielen, seine Schultern mochten ein wenig breiter sein, die Figur kompakter, aber ein Blick in diese strahlenden Augen – und es gab keinen Zweifel: Diese Männer waren mehr als nur verwandt. Das gleiche Fieber, das gleiche Seelenfeuer trieb sie an, und es bestimmte all ihre Handlungen.
    Argyle folgte meinem Blick, und ich war mir ziemlich sicher, dass den Herzog ähnliche Gedanken bewegten. Er lächelte mir jedenfalls reichlich vertraulich zu, und ich hatte keine Lust, dies auf irgendeine andere Art zu interpretieren. Herzog oder nicht, der Mann besaß extrem schlechte Zähne. O ja, die moderne Geschichtsschreibung erwähnte gelegentlich derartige Schönheitsfehler, doch niemand der Herren Professoren hatte vermutlich
in seiner Laufbahn je das zweifelhafte Vergnügen, diesen Pesthauch des Todes , der von faulen Zahnstummeln herrührte, mit einem höflichen

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