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Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Stimme klang in seinen eigenen Ohren unangenehm belegt, von dem leisen Klingeln unterhalb der Hirnkapsel ganz abgesehen. »Wegen dieses Empfangs vorhin …«
    Brauner lächelte dünn.
    »Wenn ich nach Hamburg zurückkomme, werde ich zu Bernwald gehen, und ihm erzählen, was für ein guter Mann Sie sind. Sie waren sehr gut. Sehr rational. Sie sollten eine der großen Plattformen im Atlantik haben.«
    Gezeitenmaschine. Was? Eine der großen Plattformen? Atlantis etwa, das Backbone für die Elektrifizierung halb Europas? Die Rückversicherung vor der spanischen Küste gegen den Sonnenstrom der nordafrikanischen Union? Oder etwa Orplid, die Windinsel am Rande der Welt, wo die Firma ihre experimentellen Installationen testete? Brauner wußte sicher, wo Orplid lag. Brauner wußte vielleicht sogar, wo Ultima Thule lag, das halb mythische überschwere Windkraftwerk, das die deutschen Militärs in der Hinterhand hielten, für den Fall, daß alles andere versagte. Aber nein. Eddie hatte auf diesen Plattformen, die ständig durch die Gespräche seiner Kollegen geisterten, nichts verloren. Dort mußte man mindestens zu zweit sein.
    Brauner räusperte sich. Er war aschfahl. Er räusperte sich, weil er Eddie aus seinen Tagträumereien aufwecken wollte. Höflicher Mann, das.
    »Es ist mir sehr wichtig, daß Sie die Bedeutung der Informationen erfassen, die auf den Stäben gespeichert sind.«
    Stäbe? Ach, Brauner meinte die Zigarettenschachtel. Durch einen geschickten Handgriff hatte Brauner die Schachtel geöffnet, so daß daraus drei schwach glimmende, schwarzblaue Stäbe herausgeglitten waren, von denen er einen wieder in die Schachtel zurückgeschoben hatte. Und plötzlich waren da zwei Brauners gestanden, und Eddie hatte ein wenig mit der Flinte herumfuchteln müssen, bis ihm klar geworden war, daß es sich bei dem zweiten Brauner um eine 3D-Projektion handelte. So gut war sie. Und der zweite Brauner hatte angefangen zu erzählen, war verschwunden, ersetzt worden durch Diagramme, animierte Blaupausen, Funktionsdiagramme, bis Brauner gesagt hatte: »Genug.« Die Bilder waren in sich zusammengefallen, der dritte Stab war wieder aus der Schachtel hervorgekrochen und hatte sich schließlich mit den beiden anderen wieder in der Schachtel versenkt.
    Eddie sagte: »Dieses Ding da, dieses Demonstrationssystem, diese Stäbe, wie Sie sie nennen, das gibt es doch eigentlich gar nicht.«
    Brauner lächelte: »Gefallen Sie Ihnen? Presents International wird sie in einem Monat zum Patent anmelden. Einige Leute werden damit sehr viel Geld verdienen. Meine Erfindung.«
    Eddie war nicht wohl bei der Art, wie Brauner die Wörter Geld und Erfindung aussprach. Sie nahmen in seinem Mund einen mystischen Charakter an. Eddie fragte sich zum wievielten Mal, ob Brauner nicht vielleicht einfach verrückt war. Wahrscheinlich nur überanstrengt. Managerehre, Ingenieurskoma.
    »Sie sehen schlecht aus«, sagte er. »Vielleicht sollten Sie Ihre Medizin nehmen und sich ein bißchen ausruhen.«
    Brauner lächelte wieder auf seine magendehnende Art.
    »Meine Medizin. Ja sicher. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Sehen Sie sich die Präsentation noch einmal an. Der On-Schalter ist diese kleine Kerbe hier. Alle drei Stäbe enthalten die gleiche Information, zur Sicherheit. Ich gehe jetzt schlafen.«
    »Tun Sie das«, sagte Eddie, während er schon aufstand, um Brauner die Tür zu dem schmalen und kurzen Gang zu öffnen, der ihn zu Eddies Gästekajüte bringen würde. Er war der erste Gast in fünf Jahren. Eddie sah ihm mit einem unguten Gefühl hinterher. Gezeitenmaschine.
     
    Um 1600 meldete Eddie Zola von Bravo Ost keine besonderen Vorkommnisse, genau wie Tibor von der Reichenau und Josina von der Schatteninsel. Da kein besonderer Alarmzustand herrschte, würde die nächste Meldung erst morgen fällig sein. Josina runzelte die Stirn, als traue sie dem Frieden nicht ganz, Eddie tadelte sich für sein hohes Paranoialevel. Allerdings hatte er sich in der Zeit seit Brauners Verschwinden einige Gedanken über die besonderen Vorkommnisse dieses Tages gemacht, und sie kamen ihm je unwahrscheinlicher vor, je länger er darüber nachdachte. Da gab es also jetzt Brauners Gezeitenmaschine. Eddie hatte in seiner Ausbildung genug über Gezeitenkraftwerke gelernt, um zu wissen, daß die Idee, die Meeresgezeiten in Energie umzuwandeln, nichts neues war. Nur hatten sich all die Großprojekte in Ländern des Trikont als Flops erwiesen, zu groß, zu teuer, krankend an

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