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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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waren Moltz mit sechs Männern, fünf Gardisten des Statthalters sowie drei Schreitende anwesend. Letztere trugen die langen blauen Umhänge mit dem roten Kreis auf der Brust und weiße Schleier überm Kopf.
    »Das war sehr dumm von dir, Moltz!«, brüllte ich.
    »Ich hatte keine andere Wahl«, antwortete Moltz gefasst. »Das siehst du ja wohl ein.«
    Klar tat ich das. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich es auch verzieh. Früher oder später würde sich Moltz für diesen Verrat verantworten müssen.
    »Sind es auch die richtigen beiden?«, fragte die Älteste der Schreitenden.
    »Ja«, antwortete da eine bekannte Stimme. Ich drehte den Kopf nach rechts – und erblickte Shen. Gesund und munter.
    »Ja«, wiederholte er, »das sind die richtigen.«
    Dann senkte sich Dunkelheit auf mich herab.

Kapitel
23
    Nach der nächtlichen Begegnung am Pier grübelte Thia unablässig darüber nach, mit wem sie das Schicksal da zusammengeführt hatte. Und wie dieser Unbekannte, dieser Träger der Urkraft, mit dem Bogenschützen in Verbindung zu bringen war. Bis sie dann, am späten Abend, ein Ausbruch der Magie dieser Autodidaktin aus ihren Überlegungen riss.
    Sofort eilte die Verdammte zu der Stelle, an der jene Frau, die sie, Thia, überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hatte, ihre Magie eingesetzt hatte. Doch als sie den Ort erreichte, war das Weibsbild schon wieder verschwunden. Dafür wimmelte es in der Schenke, in der sie sich offenbar einquartiert hatte, von Soldaten. Obendrein spürte Thia den Tod. Als dann auch noch eine Schreitende eintraf, zog sie rasch wieder ab. Alles andere wäre zu riskant gewesen. Da sie es bis zum Anbruch der Sperrstunde nicht mehr bis zum Hafen schaffen würde, beschloss sie, im Freien zu übernachten. Der Friedhof der Zweiten Stadt kam ihr dafür gerade recht.
    Nachdem sie sich ein bequemes Plätzchen gesucht hatte, überließ sie sich wieder ihren Gedanken.
    Wenn diese Autodidaktin ihre Gabe in unmittelbarer Nähe des Turms einsetzte, war sie noch dümmer, als sie, Thia, bisher angenommen hatte. Wenn sie nur den Schreitenden zuvorkam und diese Närrin als Erste in die Finger kriegte!, dachte sie, bevor sie irgendwann einschlief.
    Gegen Morgen rissen Thia dann gleich drei Ausbrüche von Magie aus dem Schlaf. Als sie in die entsprechende Straße lief, bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen: Aus einem kleinen Weinkeller in einem unauffälligen Haus trugen die Gardisten des Statthalters zwei bewusstlose Menschen heraus. Im Licht der Fackeln erkannte sie ohne Mühe den Bogenschützen und die Frau. Als sie die drei Schreitenden in ihrem Gefolge erblickte, hätte sie sich vor Wut beinahe jedes Haar einzeln ausgerissen. Was sollte sie denen in ihrer gegenwärtigen Lage entgegensetzen? Und dann tauchte der Mann auf, in dem sie zu ihrer Verblüffung den Heiler erkannte. Er war ebenfalls ein Schreitender – was es seit den Zeiten des Skulptors nicht mehr gegeben hatte!
    Als die Gefangenen fortgeschafft wurden, tobte Thia in ohnmächtiger Wut. Jetzt durfte sie diese drei also in der Hohen Stadt suchen. Im Turm – der ihr verschlossen war. Aber gut, sie würde aufs Morgengrauen warten – und dann in die Hohe Stadt eindringen!
    Auf den Friedhof zurückgekehrt, starrte sie an diesem noch recht sicheren Ort voller Ungeduld in den rasch heraufziehenden Morgen.
    Ich erwachte, weil mir das Sonnenlicht auf den Lidern brannte. Eine Weile blieb ich noch mit geschlossenen Augen liegen. Es war kein Geräusch zu hören. Kaum rührte ich mich, verspürte ich im rechten Bein einen brennenden Schmerz. Ich unterdrückte ein Stöhnen, schlug die Augen auf, stemmte mich auf die Ellbogen hoch und sah mich um.
    Wunderbar! Ich lag in einer Gefängniszelle mit niedriger Decke. Ein solides Gitter ersetzte die Tür. Mir gegenüber befand sich ein winziges Fenster, durch das auch das warme Sonnenlicht fiel. Damit hieß es: Ade, Goldene Mark. Kapitän Dash hatte bestimmt nicht auf uns gewartet, sondern war sicher längst in See gestochen. Während wir hier versauerten. In den Klauen der Schreitenden.
    »Lahen?«,
rief ich in Gedanken meinen Augenstern.
    Keine Antwort.
    Dieser Garrett musste ein Prophet sein. Wir hatten den Wind gefunden – und waren in einen Sturm geraten, der uns ohne Frage wegfegen würde.
    Nach über einer Stunde hörte ich erstmals etwas: Schritte. Shen, zwei Gardisten und der Kerkermeister näherten sich. Letzterer schloss auf, und der Herr Medikus betrat die Zelle. Heute trug er

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