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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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über den Toten stieg, achtete sie penibel darauf, nicht in das Blut zu treten. Sobald sie die Klinke heruntergedrückt und die Tür aufgestoßen hatte, glitt sie zur Seite, damit ich freie Schussbahn hatte. Im Nu stand ich im Schlafzimmer, in dem die brennenden Kerzen ausreichend Licht spendeten.
    Yokh lag auf einem riesigen Bett mit rot-blauem Baldachin und weißen Laken und war viel zu sehr mit einer rothaarigen Schönheit beschäftigt, als dass er auf Anhieb verstanden hätte, was hier vor sich ging. Die Frau bemerkte uns als Erste. Sie fiepte verschreckt auf und huschte in eine Ecke, die Decke fest unters Kinn gezogen. Yokh Dreifinger war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann in den besten Jahren mit einem schönen, markanten Gesicht, einem akkurat gestutzten Bart und der gelblichen Haut der Menschen aus Urs. Als seine Gespielin sich ihm entzog, stieß er einen üblen Fluch aus, verstummte jedoch, sobald er uns erblickte.
    Selbstverständlich täuschten ihn unsere Masken nicht: Er wusste, wer ihn da besuchte. Und warum. Einen ausgedehnten Moment lang maßen wir uns mit Blicken. Yokh verzog seine blutleeren Lippen zu einem schiefen Grinsen, setzte sich auf und behielt fortan nur noch mich im Auge. Weil er sich für die beiden Finger an mir rächen wollte, hatte er sein Leben in die Waagschale geworfen – und das Spiel verloren. Mir kam nicht ein Wort über die Lippen. Weder ein abgeschmacktes noch ein schadenfrohes oder ein triumphierendes. Warum auch? Er war ein kluger Junge und las das Urteil in meinen Augen.
    Mein Schuss traf ihn mitten ins Herz. Der Pfeil bohrte sich in ihn hinein, und Blut tropfte auf das Laken und die Kissen. Dreifinger kippte zur rechten Seite und starb sofort. Die Frau wimmerte leise.
    »Komm ja nicht auf die Idee zu schreien«, befahl ihr Lahen.
    »Tötet mich nicht!«, flehte die Rothaarige inständig. »Bei Meloth! Ich habe nicht einmal eure Gesichter gesehen! Ich würde euch nie im Leben wiedererkennen! Bitte! Habt Mitleid mit mir!«
    Lahen trat an sie heran und schlug ihr mit der Handkante leicht gegen den Hals. Das reichte völlig, damit die Frau ihr Bewusstsein verlor. Nun brauchten wir nicht länger zu fürchten, sie werde das ganze Haus aufwecken. Sicherheitshalber überzeugte ich mich noch, dass Yokh wirklich tot war, dann deutete ich auf die Tür. Für uns gab es hier nichts mehr zu tun.
    Im Vorzimmer wartete bereits Garrett auf uns. Der Dieb lehnte gegen den Türpfosten und betrachtete mit düsterer Miene die Toten, die im Blut schwammen.
    »Keine besonders saubere Arbeit. Der Teppich ist ein für alle Mal hinüber. Dabei hätte der gut und gern dreihundert Soren eingebracht.«
    »Wir haben uns lange genug hier herumgedrückt«, sagte ich. »Setzen wir die Plauderei lieber fort, wenn wir dieses Anwesen verlassen haben.«
    »Wie du meinst. Nachdem ich mir das Haus dieses Herrn – möge er im Licht weilen – ein wenig angesehen habe, könnte ich persönlich mir durchaus vorstellen, auch ohne diesen Teppich zu leben.«
    Wir eilten zur Treppe und hatten bereits den ersten Stock erreicht – als uns das Glück verließ. Eine Tür flog auf, und zwei Mann traten uns entgegen. Der erste war mit einem Schwert bewaffnet und musste einer von Yokhs Kopfabschneidern sein, der zweite ein Rotschopf aus dem Norden.
    Garrett brachte sich sofort hinter uns in Deckung. Lahen jagte dem Irbissohn einen Bolzen in den Bauch, denn sie hielt ihn völlig zu Recht für den gefährlicheren der beiden. Trotz der Wunde zog der Kerl noch sein Schwert, brüllte derart, dass die Decke erzitterte, und stürzte sich auf uns. Da kam uns jedoch Garrett zu Hilfe, der gleich zwei Bolzen hintereinander abschoss – und damit beide Männer erledigte. Ihr Ziel hatten sie aber dennoch erreicht: Das ganze Haus war wach.
    Aus einer Tür schlichen zwei weitere Nordländer heran, ein Dritter näherte sich über die Treppe.
    Großartig!
    Garrett wartete gar nicht ab, welchen weiteren Lauf die Dinge nahmen, sondern gab Fersengeld. Und zwar ein höchst originelles: Er schob sich die abgefeuerte Armbrust auf den Rücken, hechtete zum Fenster, sprang – und landete zusammen mit dem Rahmen sowie etlichen Glassplittern vor dem Haus. Reiner Selbstmord also, schließlich befanden wir uns im ersten Stock. Allerdings absolut außergewöhnlich. Selbst unsere Gegner blickten einen Augenblick starr vor Verblüffung drein.
    Die Gelegenheit packte ich beim Schopfe, um denjenigen, der von unten hochkam, mit einem Pfeil zu

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