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Winter in Maine

Winter in Maine

Titel: Winter in Maine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Donovan
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mich ein großes Stück Baumrinde an der Schulter und am Auge. Mit dem zweiten Schuss würde er mich nicht verfehlen, nicht auf diese Entfernung, nicht mal in Panik. Ich trat wieder nach rechts und legte an. Ich atmete ein, und er schoss noch mal, und plötzlich brannte meine linke Schulter wie Feuer. Ich zielte mit dem unversehrten Auge, atmete aus und drückte ab, die Kugel bohrte sich in seinen Kopf, und er stürzte wie Möhren aus einer gerissenen Tüte, längst tot, als er auf dem Boden aufkam.
    Ich lud wieder durch und untersuchte die Wunde: nur ober flächlich, nichts, das groß bluten würde. Mein Vater war ein guter Lehrer gewesen. Schieß nie überhastet. Der Mann hätte mich richtig treffen können, wenn er eine Zehntelsekunde gewartet hätte. Vielleicht hatte er mich erwartet, vielleicht sollten mich seine Schüsse herbeilocken. Doch es war mutig von ihm gewesen, sich in so auffälliger Kluft zur Zielscheibe zu machen. Und warum hatte er den Hirsch erschossen? Aber warum tötet man einen Hund? Letzten Endes war es dumm von ihm, doch man soll sich über Tote nicht lustig machen.
    Es war gut, dass ich mich nicht vom Fleck rührte, denn ein Pick-up kam Laub aufwirbelnd zwischen den Bäumen hin durch auf mich zugerast, ein großer Halbtonner mit blauer Verkleidung und getönten Scheiben. Aus dem Fahrerfenster ragte eine Vorderschaftrepetierflinte, die beim ersten Schuss jede Menge Schrotkugeln verspritzte, und das zweite Geräusch, auf das ich mich konzentrierte, war, wie der Fahrer den Schaft zurückzog, um nachzuladen. Höchstwahrscheinlich lenkte er den Wagen mit den Knien. Ich duckte mich, als der Schuss das Unterholz ringsum durchsiebte, doch ich spürte ein heißes Stechen im Knie.
    In meiner Vorstellung drosselte ich das Tempo des Pick-ups: Er war sechs, sieben Sekunden von mir entfernt, und wenn ich losliefe, würde er mich nach ein paar Schritten überrollen, weil es an dieser Stelle kaum große Bäume gab. Ich erinnerte mich, wo der Kühlergrill saß, und schätzte die Flugbahn anhand des Chroms, hob das Gewehr, zielte auf eine Stelle, die in einem Winkel von siebzig Grad einen Meter von der vorderen Ecke entfernt war, und schoss. Die Patrone zersplitterte die Wind schutzscheibe und drang in die rechte Augenbraue des Fahrers. Sein Kopf wurde nach links geschleudert, und er starrte aus dem Fenster, während der Pick-up im Kreis fuhr und dann gegen einen Baum stieß, den er mit durchdrehenden Reifen zu erklimmen versuchte.
    Ich rührte mich nicht, ein Erstarrter in seiner weißen De cke. Ich würde nicht zweimal denselben Fehler begehen. Der Motor des Pick-ups dröhnte: Anscheinend war der Fuß des Fahrers auf dem Gaspedal festgeklemmt. Der Wald war so still und der Pick-up so laut. Ich hatte das Gefühl, als würde jemand, der neben mir stand, meine Waffe erneut durchladen.
    Mir blieben noch drei Patronen.
    Ich blieb unten und schaute mich um, atmete erleichtert aus.
    Ich hatte Glück, dass das Nachladen so schnell ging: der Kam merstängel einer Lee Enfield sitzt hinter dem Abzug, darum geht es glatt und schnell, zwölf Schuss pro Minute. Mein Großvater hatte gesagt, als die Deutschen erstmals der britischen Infanterie mit ihren Enfields gegenüberstanden, hätten sie gedacht, sie lägen unter Maschinengewehrfeuer. Der Kam merverschluss, die Konstruktion des Gewehrs hatten mich gerettet.
    Ich beschloss, mir jetzt, da ich beide Männer getroffen hatte, den Pick-up anzusehen, legte das Gewehr in den Schnee und ging mit der weißen Decke über dem Kopf zum Beifahrerfens ter. Der Mann lebte noch, und ich erkannte ihn. Es war Pascal, der Mann, den ich mit seiner Waffe vor dem Supermarkt gesehen hatte, der Mann, der für Recht und Ordnung sorgen wollte. Zum Trost sagte ich etwas, das ich in der Jagdzeitschrift gelesen hatte, etwas, das ein Jäger verstehen würde.
    Ich ehre deinen heiligen Geist, und auch den des Erstlings, deines Freundes. Aber ich musste dich erledigen.
    Ich bring dich um, flüsterte er und sank zusammen wie jemand, der ein Nickerchen macht. Er hielt mich bestimmt für ein Gespenst, einen Geist, der gekommen war, um ihn zu holen. Manche Menschen können nicht friedlich sterben.
    Es heißt, dass man die Kugel sieht, die einen tötet. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich die nächste Kugel sah. Sie kam von seiner Seite des Pick-ups, flog durchs Fahrerfenster und an seinem Gesicht vorbei, streifte meine rechte Schläfe und peitschte die jungen Bäume hinter mir.
    Ein dritter

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