Winterherzen
tiefes Verlangen in ihm erwacht. Er hatte sich abgewandt und ihr gegrollt, weil er sie sogar auf seiner Hochzeit mit Diane begehrte.
Die Jahre hatten die Situation nicht geändert. Sie war stets kühl und abweisend ihm gegenüber gewesen, und sie blieb nie, wenn er nach Hause kam. Er liebte Diane, war ihr treu und völlig zufrieden mit ihr im Bett, und dennoch blieb dieses Verlangen nach Sarah bestehen. Hätte sie ihn ermutigt, wäre er Diane dann treu geblieben?
Er wollte es glauben, aber er war sich nicht sicher. Schließlich hatte er sie heute, nach dem ersten Kuss, sogar beinahe auf dem Fußboden geliebt. Nur aus Rücksicht auf ihren zarten Körper hatte er sie auf das Bett gehoben, und durch diese Unterbrechung war er wieder zu sich gekommen.
In seinen Armen hatte sie sich nicht kühl und reserviert gegeben, sondern warm und hingebungsvoll, und ohne Zögern hätte sie sich ihm hingegeben. Ein paar feine Haarsträhnen hatten sich aus dem strengen Knoten gelöst und sich bezaubernd um ihr glühendes Gesicht gelockt. So wollte er sie: die adrette, distanzierte Fassade zerstört.
Einmal war er von einer Reise vorzeitig nach Hause gekommen und hatte sie mit Diane und den Jungen im Pool vorgefunden. Sie hatte gelacht und herumgetollt wie ein Kind, doch sobald sie ihn gesehen hatte, war ihr Lachen verstummt. Betont gelassen hatte sie sich von Diane verabschiedet und den Pool verlassen. Ihr Anblick in einem hellgelben Bikini, mit ausnahmsweise offenen, lockigen Haaren hatte ihn derart erregt, dass er schnell ins Wasser hatte springen müssen. Als er wieder auftauchte, hatte sie sich bereits eine kurze Jeans angezogen, die ihre wundervollen langen Beine ausgesprochen betonte, und war eilig davongegangen.
Er hätte sich keine bessere Ehefrau als Diane wünschen können. Doch so sehr er sie auch liebte, so sehr er sich noch immer nach ihr sehnte, begehrte er Sarah dennoch. Es hatte nichts mit Liebe zu tun. Es war eine rein körperliche Anziehungskraft. Dennoch bedeutete Sex mit Sarah eher Untreue gegenüber Diane als mit all den anderen namenlosen, gesichtslosen Frauen. Denn er kannte Sarah, er wollte den Sex mit ihr. Er wollte zusehen, wie sie unter ihm wild wurde, wie sie voller Leidenschaft seinen Namen flüsterte.
Aber sie war Dianes beste Freundin.
Benommen lag Sarah im Bett. Ihre Tränen waren schließlich versiegt, doch sie konnte nicht einschlafen. Als das Telefon klingelte, war sie sehr versucht, es zu ignorieren. Wer immer es sein mochte, sie wollte mit niemandem reden. Ein Anruf um zwei Uhr morgenskonnte allerdings einen Notfall bedeuten. Schließlich nahm sie den Hörer ab und meldete sich mit verweinter Stimme.
„Sarah, ich wollte nicht …“
„Ich will nicht mit dir reden“, unterbrach sie Rome. Der Klang seiner tiefen Stimme raubte ihr die zerbrechliche Selbstbeherrschung, und sie begann erneut zu weinen. Obwohl sie die Schluchzer zu verbergen suchte, waren sie zu hören. „Ich weiß vielleicht nichts von Männern, aber du weißt nichts von mir. Ich will nicht mehr mit dir reden, hörst du?“
„Himmel, du weinst ja.“ Er stöhnte leise, und es erweckte in ihr gleichzeitig Schmerz und Sehnsucht.
„Ich habe gesagt, dass ich nicht mit dir reden will!“
„Leg nicht auf“, bat er, aber sie tat es dennoch.
„Du weißt gar nichts von mir“, flüsterte sie in die Dunkelheit, und dann vergrub sie das Gesicht im Kissen und weinte erneut, bis ihre Tränen versiegten.
2. KAPITEL
Z um Glück war der nächste Tag ein Samstag, denn nach der schrecklichen Nacht, in der Sarah abwechselnd geweint und gegen die Decke gestarrt hatte, erwachte sie müde, mit schweren Lidern und bleiernem Körper. Sie zwang sich, ihre üblichen Haushaltspflichten zu erledigen, und sank am Nachmittag müde auf das Sofa. Sie hätte Lebensmittel einkaufen sollen, doch ihr war nicht danach zumute, das Haus zu verlassen.
Als es unerwartet an der Tür klingelte, stand sie auf und ging öffnen, ohne zu überlegen, wer der Besucher sein könnte. Als sie Rome vor sich sah, fühlte sie sich noch niedergeschlagener als vorher. Warum hatte er nicht bis Montag warten können? Bis dahin hätte sie sich erholt und sich nicht so benachteiligt gefühlt.
Sie hatte nicht einmal den Trost anständiger Kleidung. Das lange Haar hing ihr offen über den Rücken hinab. Sie trug eine alte verblichene Jeans und einen übergroßen Sweater ohne BH, was vermutlich zu erkennen war. Sie unterdrückte den Drang, die Arme schützend vor der Brust
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