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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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es war etwas wie ein dunkler Pfeiler vor der Tür, oder vielleicht auch eine optische Täuschung, aus all den unterschiedlichen Grautönen in der Landschaft um sie herum.
    »Ist da jemand?«, fragte Ringmar.
     
    Sie standen in einem Saal, dessen Fußboden glänzte wie von einer Eisschicht überzogen. Das graue Licht fiel durch drei Fenster herein, die vom Boden bis zum Dach reichten. Winter konnte den See sehen, das offene Wasser draußen, und davor das Eis.
    »Ich nehme mal an, das hier ist der Speisesaal«, sagte Ringmar.
    »Bist du mal in einem Ferienlager gewesen?«, fragte Winter.
    »Nein. Weder als richtiger Gast noch als zufälliger Besucher.«
    »Gast? Glaubst du, die Kinder fühlten sich als Gäste?«
    »Einige von ihnen kamen vielleicht aus noch schlimmeren Umständen«, sagte Ringmar.
    »Bestimmt hängen dahinten ein paar Fotos«, sagte Winter und zeigte auf die gegenüberliegende Wand.
    Ringmar konnte eine Reihe von Fotografien sehen, die auf einer Pinnwand arrangiert waren.
    Sie gingen hinüber.
    »Ganz schön viele Gäste«, meinte Winter.
    Es waren fünf Fotos. Jedes zeigte eine große Gruppe Kinder, die vor einem Baum standen. Hinter ihnen war der See. Winter erkannte den Baum und den See. Er trat näher und studierte gründlich die Gesichter auf jedem Foto, die Gesichter der Mädchen. Ringmar tat es ihm gleich.
    »Suchen Sie jemand?«
    Sie wandten sich um.
    Die Stimme, die plötzlich in der Stille zu hören war, hatte sie zusammenfahren lassen.
    Ein älterer Mann kam langsam durch den Saal auf sie zu. Seine Turnschuhe gaben keinen Laut von sich.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
     
    Jonas Björk sah auf ihre Ausweise und nickte, als sie ihm die Plastikkarten hinhielten.
    »So etwas besitze ich nicht, Sie müssen also schon glauben, dass ich hier der Verwalter bin«, sagte er, »oder war.«
    »Was machen Sie jetzt hier?«, fragte Ringmar so freundlich wie möglich.
    »Ich habe nicht viel anderes zu tun«, sagte Björk. »Ich komme nur aus alter Gewohnheit immer wieder hierher.«
    »Haben Sie lange hier gearbeitet?«, fragte Winter.
    »Solange das Ferienlager in Betrieb war«, sagte Björk. »Ich war von Anfang bis Ende dabei.«
    Er machte mit seiner behandschuhten Hand eine Bewegung zu den Bildern an der Wand.
    »Und gibt es etwas Bestimmtes, wonach Sie suchen?«
    »Ein Mädchen namens Charlotte Sander«, sagte Winter.
    Björk drehte sich zur Wand und betrachtete die Fotos.
    »Sander … das ist ein ungewöhnlicher Name. Könnte nicht sagen, dass ich mich an jemand erinnere …« Er verstummte und studierte weiterhin die Bilder. »Das eine oder andere Kind erkennt man doch wieder.«
    »Wer ist die Frau?«, fragte Winter und zeigte auf eine Frau in mittlerem Alter, die am äußeren Rand der Kindergruppen stand. Sie stand immer am selben Platz. Und sie lächelte auf keinem der Bilder.
    »Das ist Tante Wilhelmsson«, sagte Björk. »Sie war die Erzieherin hier.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Ja. Die ganzen zehn Jahre.« Björk nickte in Richtung auf Tante Wilhelmssons Gesicht. »Dann wurde sie krank und das Ferienlager wurde geschlossen.« Er sah zu Winter hoch.
    »Es gab wohl niemanden, der das weiterführen wollte.«
    »Gab es keinen Onkel?«, fragte Winter.
    »Wie?«
    »Keinen Onkel Wilhelmsson. Sie haben sie doch Tante genannt.«
    »Alle nannten sie Tante«, sagte Björk.
    »Gab es jemanden, den Sie Onkel genannt haben?«
    »Nein. Sie war nicht verheiratet. Vielleicht war sie auch Witwe. Ich habe nie danach gefragt.«
    »Was für eine Krankheit war es?«
    »Wie?«
    »Sie haben gesagt, Tante Wilhelmsson sei krank geworden. Was ist denn passiert?«
    »Ich weiß nicht. Nach der letzten Saison kam sie einfach nicht zurück. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist.« Björk machte eine ausladende Geste zu den schwarzweißen Fotografien an der Wand. Die Bilder waren im Sommer aufgenommen worden. Alle Kinder trugen Sommerkleider. »Niemand ist zurückgekommen.«
    »Wer ist das da?«, fragte Ringmar und tippte mit dem Finger auf den blonden Kopf eines jüngeren Mannes. Er war vielleicht zwanzig oder ein paar Jahre älter. Die Frisur ließ ihn älter aussehen. Er stand von der Frau aus gesehen auf der anderen Seite der Kindergruppe. Die beiden Erwachsenen waren zwei Köpfe größer als die Kinder. »Er ist nur auf diesem Foto dabei.«
    »Das ist Sivert«, sagte Björk, und Winter bemerkte eine Veränderung in der Stimme des älteren Mannes. »Sivert war der Junge der Tante.«
    »Junge? Meinen Sie, ihr

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