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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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fragte sie und wollte schon auf das Bild zugehen. Dann spürte sie, dass die Stimmung mit einem Mal von einer Anspannung in nur mühevoll verborgene Ungeduld umgeschlagen war. Augenblicklich bereute sie ihren Abstecher in die Küche.
    David stellte die Tasse in die Spüle, dann rieb er sich mit der flachen Hand über den Mund und sah Meta nachdenklich an. »Es tut mir wirklich leid …«, setzte er an. »Ich weiß, es klingt wahrscheinlich wie eine billige Ausrede, aber ich bin noch verabredet und muss jetzt wirklich langsam los. Etwas Wichtiges.«
    Meta fuhr zusammen, als habe er ihr eine Unflätigkeit an den Kopf geworfen. Ihre Mundwinkel zuckten zu einem künstlichen Lächeln nach oben, aber selbst dies misslang. Mit einer fahrigen Geste stellte sie die Tasse ab und ging zu ihren Sachen.
    David blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. »Wenn ich nicht verabredet wäre, könnten wir ruhig -«
    »Nein, lass gut sein«, schnitt Meta ihm das Wort ab und ging mit schnellen Schritten auf die Ausgangstür zu.
    »Warum lässt du mir nicht einfach deine Telefonnummer da?«, fragte David, der nun hinter ihr herlief.
    Meta warf ihm einen spöttischen Blick zu, den sie sogleich bereute. Anscheinend tat ihm der grobe Korb, den er ihr erteilt hatte, leid. Ich sollte wirklich nicht eingeschnappt reagieren, sagte sich Meta, während sie in der offenen Tür stand. Schließlich habe ich mich aufgedrängt.
    »Mach’s gut«, sagte sie so freundlich, wie es ihr unter diesen Umständen möglich war, und gönnte sich noch einen Blick in seine ausdrucksstarken blauen Augen. Dann zog sie die Tür hinter sich ins Schloss, bevor David noch etwas sagen konnte, und hastete die verwahrloste Treppe hinunter. Draußen wehte ihr ein kühler Wind entgegen. Der Sommer war endgültig vorbei.

Kapitel 3
Die Abrechnung
    David bog um die Häuserecke und war froh, trotz der Eile nach seiner Jacke gegriffen zu haben. Irgendwann in der Nacht hatte der Wind deutlich aufgefrischt und wehte ihm jetzt so herb ins Gesicht, dass die bohrenden Kopfschmerzen vom Wodka mit einem Schlag vergessen waren.
    Unwillkürlich fuhr David mit den Fingerspitzen über seine geschwollenen Lippen und war sich dabei nur allzu bewusst, wie der Stoff des Hemdes bei jeder Bewegung über seine wundgebissene Brust rieb - vor lauter Leidenschaft war sie nicht gerade sanft mit ihm umgesprungen. Wenn er nicht so betrunken gewesen wäre, hätte er sich vielleicht verblüfft zurückgezogen. Aber letzte Nacht hatte sich einfach alles richtig angefühlt, seit dem Moment, in dem sie sich gegen seine Brust geschmiegt hatte.
    Bei der Erinnerung daran wurden Davids Schritte langsamer, bis er versunken stehen blieb. Er sah wieder, wie sie nackt auf seinem Bett lag, die Arme weit über den Kopf gestreckt, den Rücken durchgebogen. Ein blasser, viel zu filigraner Körper. Das Geflecht von Adern, dicht unter ihrer Haut, pulsierend. Alles an ihr hatte nur darauf gewartet, dass er sich endlich niederließ und sie berührte. Keinen einzigen Gedanken hatte er daran verschwendet, wie unwirklich es war, einer fremden Frau so nahe zu kommen, wie sehr sein Gefühl, als sei ihm jeder Zentimeter ihrer Haut vertraut, der Wirklichkeit  widersprach. Er hatte nicht mal einen Anflug von Hemmung verspürt.
    Als David plötzlich eine Berührung am Oberschenkel wahrnahm, machte er vor Überraschung einen Satz nach hinten. Doch im nächsten Moment fasste er sich wieder und warf dem Hund einen strafenden Blick zu, der winselnd die Ohren anlegte und verlegen dreinblickte.
    »Burek, wenn du dich noch einmal so anschleichst, gibt es einen Tritt. Dasselbe gilt auch für dich, Jannik«, begrüßte David seinen Freund, der in diesem Moment vor ihm zum Stehen kam.
    »Du bist verdammt spät dran«, erklärte Jannik, der seinem Hund kurz über den Kopf strich und sich dann an Davids Seite gesellte. Den Reißverschluss seiner Jacke hatte er bis zum Anschlag hochgezogen, so dass der aufgestellte Kragen sein Kinn verdeckte. Die Hände steckten in den Taschen, und den Kopf hatte er zwischen die Schultern gezogen, als wäre er kurz vorm Erfrieren. Doch das war keineswegs der Fall: Jannik hielt diese Körperhaltung für einen Ausdruck von Coolness, während sie bei David den Eindruck hervorrief, es mit einem Schuljungen zu tun zu haben.
    Jannik grinste. »Außerdem riechst du immer noch nach Sex und Alkohol - eine seltene Mischung in der letzten Zeit.«
    »Ich weiß.« David setzte sich in Bewegung, wobei er sich

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