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Wir Ertrunkenen

Wir Ertrunkenen

Titel: Wir Ertrunkenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Jensen
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wie alle anderen Kinder, mit Ausnahme von Albert. Er war der besondere Liebling seines Vaters.
    Für die Kinder gab es viele Bezeichnungen. Pikinini, bullies und hearties.
    «Laikim tumas», sagte Laurids zu Karoline und spitzte die Lippen, als wollte er ihr einen Kuss geben.
    Erst kicherte sie vor Verlegenheit, dann wurde sie böse.
    «Führ dich nicht auf wie ein Narr, Laurids», sagte sie.

    Am anderen Ufer der Ostsee kam es in Schleswig-Holstein zum Krieg mit den Deutschen. Man schrieb das Jahr 1848, und der alte Zollamtmann de la Porte erfuhr es als Erster, weil die provisorische Regierung der Aufständischen in Kiel ihm die Proklamation zusammen mit dem Ersuchen schickte, ihnen die Zollkasse auszuhändigen.
    Ganz Marstal geriet in Aufruhr, und sofort beschlossen wir einstimmig die Bildung einer Landwehr. An der Spitze stand ein junger Lehrer aus Rise, den wir seither den General nannten. Überall auf den höchsten Punkten der Insel wurden Signalfeuer errichtet; Schwengel, die man an einer langen Stange anbrachte und an deren Ende eine mit altem Tauwerk und Teer gefüllte Tonne hing. Wenn der Feind kam, wurde die brennende Teertonne hochgezogen, um so zu signalisieren, dass der Krieg heransegelte.

    Es gab Feuerzeichen auf dem Knasterbjerg und an der Steilküste bei Vejsnæs, und überall patrouillierten Strandwachen und spähten über das Wasser.
     
    Laurids, der ohnehin vor nichts Respekt hatte, war das Kriegsspektakel leid. Eines Abends, als er auf der Heimreise aus der Eckernförder Bucht an Vejsnæs vorbeikam, segelte er dicht auf den Strand zu und brüllte, dass es über das Wasser gellte: «Der Deutsche ist hinter mir her!»
    Wenige Minuten später brannte die Tonne auf dem Gipfel des Steilhangs. Dann wurde das Signalfeuer auf dem Knasterbjerg entzündet, und nun sprang das Feuer weiter über die Insel, bis nach Synneshøj, das beinahe zwanzig Kilometer entfernt lag; Ærø stand in Brand wie beim Mittsommernachtsfeuer.
    Als die Feuer aufflammten, lag Laurids auf dem Wasser und amüsierte sich köstlich über das gewaltige Durcheinander, das er angerichtet hatte. Doch als er in Marstal anlegte, sah er überall Licht, und obwohl es schon später Abend war, wimmelte es auf den Straßen vor Menschen. Einige riefen unverständliche Befehle, andere weinten und beteten. Eine kampfbereite Gruppe stürmte bereits die Markgade hinauf, bewaffnet mit Sensen, Heugabeln und ein paar Gewehren. Junge Mütter liefen mit ihren schreienden Säuglingen auf dem Arm verschreckt durch die Straßen, überzeugt, dass der Deutsche ihre Nachkommen mit Bajonetten aufspießen würde. Am Brunnen an der Ecke Markgade und Vestergade stand die Frau eines Kapitäns und schimpfte mit ihrer Dienstmagd. Die Frau hatte die Idee, sich vor den Deutschen im Brunnen zu verstecken, und befahl nun dem Mädchen, als Erste in die schwarze Tiefe zu springen.
    «Nach Ihnen», sagte das Mädchen.
    Wir Männer kommandierten uns ebenfalls herum. Doch es gab einfach zu viele Kapitäne in unserer Stadt, als dass irgendjemand einem anderen gehorchen wollte, und so konnten wir uns lediglich darauf einigen, unter Hersagen vieler Eide feierlich zu schwören, dass wir unser Leben so teuer wie möglich verkaufen würden.
    Als der Tumult auf den Pfarrhof in der Kirkestræde bis zu Pastor Zachariassen drang, der an diesem Abend Besuch hatte, fiel eine Dame vor Erschütterung in Ohnmacht, sein zwölfjähriger Sohn Ludvig hingegen
griff zu einem Feuerhaken, um das Vaterland gegen den eindringenden Feind zu verteidigen. Daheim bei Lehrer Isager, der auch als Küster tätig war, bereitete sich die ganze Familie auf den bevorstehenden Angriff vor. Alle zwölf Söhne, die zu Hause waren, um den Geburtstag der dicken Frau Isager zu feiern, wurden von ihrer Mutter mit aschegefüllten Tonkrügen ausgestattet und bekamen die Ordre, dem Deutschen die Asche auf den Kopf zu schütten, wenn er sich erlauben sollte, die Küsterwohnung zu stürmen.
     
    An der Spitze der Gruppe, die sich durch die Markgade in Richtung Reeperbahn bewegte, befand sich auch der alte Jeppe, der mit einer Forke fuchtelte und die Deutschen johlend herausforderte; sie sollten nur kommen, wenn sie es wagten. Der kleine Schreiner Laves Petersen musste wieder umkehren. Keck hatte er seine Flinte über der Schulter getragen, und seine Taschen beulten sich vor Kugeln, doch erst während des Eilmarsches bemerkte er, dass er sein Pulver zu Hause vergessen hatte.
    An der Marstaler Mühle stand die

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