Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Essen gekauft haben? Wir nehmen uns nur das, wofür wir bezahlt haben. Hier, bitte schön.«
Märtha hielt ein Hühnchen hoch, und Kratze, der langsam seinen nächtlichen Hunger verspürte, schritt zur Tat.
»Und jetzt brauchen wir noch Reis, Gewürze und Mehl, dann können wir eine Soße dazu machen«, sagte Snille, der jetzt aufgewacht war. Er war nicht nur ein ordentlicher Handwerker, sondern auch ein guter Koch. Weil das Essen, das früher seine Frau zubereitet hatte, ungenießbar gewesen war, hatte er sich gezwungen gesehen, selbst kochen zu lernen. Als ihm später klarwurde, dass sie nicht nur in der Küche nichts taugte, sondern das ganze Leben für ein einziges Problem hielt, hatte er sich von ihr getrennt. Noch heute hatte er Albträume, in denen sie an seinem Bett stand, wetternd, mit dem Nudelholz in der Hand. Doch immerhin hatte sie ihm einen Sohn geschenkt, und dafür war er sehr dankbar.
»Für die Soße brauchen wir auch einen guten Wein.« Er sah sich um und entdeckte an der Wand ein Weinregal. »Habt ihr euch mal diese Flaschen angesehen, mein lieber Schwan …«
»Die dürfen wir nicht anrühren. Sonst fällt es auf«, sagte Märtha. »Wenn niemand unseren kleinen Besuch bemerkt, können wir nämlich wiederkommen!«
»Nichts da. Gutes Essen ohne Wein ist wie ein Auto ohne Räder«, verkündete Snille. Er ging zum Weinregal und zog zwei der besten Tropfen heraus. Als er Märthas Blick sah, legte er ihr besänftigend die Hand auf die Schulter. »Wir öffnen die Flaschen, trinken den Wein und füllen die leeren Flaschen einfach mit Rote-Beete-Saft«, schlug er vor.
Märtha sah Snille bewundernd an. Stets hatte er eine Lösung parat, stets war er optimistisch. Probleme waren dazu da, gelöst zu werden, war sein Motto. Das erinnerte sie an ihre Eltern. Einmal hatte sie mit ihrer Schwester Verkleiden gespielt und im Schlafzimmer der Eltern eine fürchterliche Unordnung angerichtet. Natürlich hatten die Eltern anfangs geschimpft, aber dann hatten sie sich das Lachen nicht verkneifen können. Lieber ein unordentliches Haus und fröhliche Kinder als einen perfekten Hof und verschüchterte Mädchen, hatten sie gesagt. Und ihr Credo hieß »Alles wird gut«. Märtha sah es ebenso. So war es wirklich.
Schnell wurden Schneidebretter, Bratpfannen und Töpfe aus den Schränken geholt, und alle halfen mit. Märtha schob das Huhn in den Ofen, Snille brutzelte eine leckere Soße, Kratze kreierte einen herrlichen Salat, und Stina versuchte, mit anzufassen, so gut es ging. Als junges Mädchen war sie zwar auf der Hauswirtschaftsschule gewesen, doch da sie ihr Leben lang eine Küchenhilfe gehabt hatte, wusste sie gar nicht mehr, wie man kocht. Das Einzige, was sie noch anständig konnte, war, Gurken zu schneiden.
Anna-Greta deckte den Tisch und kümmerte sich um den Reis.
»Am besten macht sie das, was man ihr sagt«, flüsterte Märtha und nickte in Richtung der Freundin. »Aber sie macht alles im Schneckentempo und zählt noch dabei.«
»Hauptsache, sie fängt nicht an, die Reiskörner zu zählen«, grinste Snille.
Bald hatte sich in der Küche ein wonniger Duft verbreitet, und Kratze ging von Platz zu Platz und servierte Wein im blauen Jackett und mit frischem Halstuch. Er war gekämmt und duftete angenehm nach Aftershave. Stina bemerkte, dass er sich in Schale geworfen hatte, und holte diskret ihr Puderdöschen und den Lippenstift hervor. Als keiner hinsah, zog sie die Lippen nach und ließ einen Hauch Puder auf die Nase rieseln.
Geplauder und Lachen mischten sich unter das Geklapper von Tellern und Töpfen. Zweifellos dauerte es eine ganze Weile, bis das Essen fertig war, aber was machte das schon, wenn man währenddessen einen guten Schluck Wein im Glas hatte? Am Ende ließen sie sich fröhlich und ausgelassen wie Teenager am Esstisch nieder.
»Noch ein Gläschen?«
Kratze schenkte noch mehr Wein aus, und es war wie in den guten alten Zeiten, als er Ober auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer gewesen war. Heute ging zwar alles etwas langsamer, doch seine Haltung war noch genauso würdevoll und der Diener perfekt. Während des Essens stießen sie immer wieder miteinander an und sangen aus vollen Kehlen ihr Chorrepertoire rauf und runter, und als Snille noch einen guten Jahrgangssekt entdeckte, machte auch diese Flasche die Runde. Stina erhob ihr Glas, neigte den Kopf nach hinten und trank.
»Der saß!«, sagte sie belustigt, ein Spruch, den sie kürzlich von ihren Kindern aufgeschnappt hatte. Die
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