Wir haben gar kein Auto...
höflicher Mensch ist, auch nicht abwürgen und würde eher den Absturz in eine Schlucht riskieren, als das verdammte Teil wegzuwerfen. Leider würde es nichts nützen, wenn er einen Stöpsel im Ohr hätte und âne Freisprechanlage, weil er, obwohl er ja nur spricht, auch nichts mehr
sieht.
Ein Phänomen, nicht wahr? Ist aber so!!!
Ganz vorsichtig, soweit das bei mir möglich ist, beginne ich, dieses Thema anzuschneiden: »Wie schön die Landschaft sein wird und vor allem die Stille um uns herum«, sage ich. »Nur das Rauschen des Windes und unserer Radl, dazu das Vogelgezwitscher und die Düfte der blühenden Felder um uns herum. Wie unendlich schade wäre es da, wenn man das alles nicht so richtig mitkriegt.« Ich stoÃe weiter vor: »Also, das Handy bleibt aus,
zumindest tagsüber!!!«
»So«, sagt er, »aha, ja klar!«
Irgendwie vermute ich, er habe mich überhaupt nicht verstanden, und hake nach: »Unsere Handys sollten gar nicht erst an sein und uns stören können, so tagsüber, wenn wir radeln, meine ich. Verstehst du?«
»Wieso, die stören doch nicht? Ich kann doch mal telefonieren, wenn es sein muss.«
»Nein«, erwidere ich mit zahmer Stimme, »schau, das ist doch wirklich gefährlich, du könntest stürzen und dir was tun.«
»Dann halte ich eben an«, erwidert er.
»Na, und ich warte dann auf dich die nächste Stunde oder kriege es erst mal nicht mit und bin weit vor dir. Dann kann ich zig Kilometer zurückspurten, um dich fröhlich quatschend am StraÃenrand aufzugabeln. Nee, also wirklich, da hab ich ja gar keinen Bock drauf. Du kannst das Ding doch einfach mal auslassen und abends, wenn wir angekommen sind, deine Mailbox abfragen. Zugegeben, das ist auch nicht sehr lustig, aber immer noch besser als ein Loch im Knie. Warum kann man denn nicht
ein Mal
dieses blöde Ding für ein paar Tage zu Hause lassen? Früher haben wir doch auch nicht so âne Abhängigkeit gehabt«, sage ich.
Okay, okay, ich weiÃ, ich bin hinterwäldlerisch und intolerant und will immer meinen Kopf durchsetzen, dabei meine ichâs doch nur gut! So ein bisschen Egoismus ist natürlich schon dabei. Ich will einfach vorwärtskommen, und eine ständige Unterbrechung würde mich in meinem Rhythmus absolut stören. Wie heiÃt es so schön bei Loriot? »Der Mann und die Frau passen einfach nicht zusammen.«
Im Zusammenhang mit der
telefonino
-Diskussion beginnt sich bald der Regisseur und Produzent und vor allem auch der Schauspieler in Bruno herauszukristallisieren.
Natürlich hat es in seinem klugen Köpfchen schon ordentlichgerappelt. Er sieht diese Reise
multifunktional
. Will eine Möglichkeit schaffen, damit sich die Verwandtschaft sowie Freunde oder Familie Schneckenschiss an unseren Strapazen ergötzen, mitleiden und erfreuen können, wenigstens zwei Stunden am Tag.
Bruno will sich doch tatsächlich mit dem Internet verkabeln. Nicht nur dass ich keine Ahnung habe, wie so was überhaupt funktionieren kann, allein die Vorstellung, mir schaut gerade jemand zu, wie ich schwitzend und fluchend einen Berg erklimme, finde ich gar nicht komisch. HeiÃt das dann, ich muss zwei Stunden am Tag ein fröhlich verklemmtes Gesicht machen, weil ich gerade Gefahr laufe, dass Herr Dr. Struve von der ARD mich im Internet beobachtet und sich überlegt, ob er mich wirklich für seinen neuen Blockbuster besetzen soll oder nicht?
»Ja, das ist doch toll«, meint Bruno. »So wissen alle, wo wir gerade sind und was wir so tun, ob es uns gutgeht und so weiter.«
»Ja, und dass ich mal grade aufs Klo muss natürlich auch«, raunze ich. »Sag mal, das kann doch nicht dein Ernst sein.«
Begeistert schildert mir mein multifunktionaler Radel- und Lebensgefährte daraufhin, dass man auf dem Helm eine kleine Digitalkamera befestigen kann, die wiederum mit einem kleinen Dingsbums verbunden ist, dass man dann irgendwo unter der Achselhöhle einen Laptop trägt, der dann irgendwie mit dem Internet über irgendwelche Satelliten kommuniziert, und dass das
alles gaaaanz toll
ist.
Ich bin begeistert!
Aber das ist noch nicht alles, was er da aus seiner Wundertüte holt. Natürlich wollen
wir
auch Fotos machen und die dann auf die Website stellen. »Dann trägst du ein kleines Aufnahmegerät um den Hals, oder vielleicht kann man das auch am Lenker befestigen,
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