Wir Kinder aus Bullerbü
Hühner. Deshalb nennt man den Mittelhof auch die Hühnerfarm von Bullerbü. Mama schickt Eier an alle Leute, die gern Küken haben möchten. Eines von unseren Pferden heißt Ajax und gehört mir. Aber es gehört mir nicht so ganz, wie Swipp Ole gehört.
Aber Kaninchen habe ich, die wirklich mir gehören. Sie wohnen in einem Stall, den Papa mir gebaut hat, und jeden Tag muss ich hinausgehen und Gras und Löwenzahnblät ter für sie pflücken. Im Winter bringe ich die Kaninchen in den Kuhstall. Sie bekommen viele Junge und ich habe eine Menge an Ole verkauft. Bosse hatte früher auch Kaninchen, aber es wurde ihm über, wie ihm alles über wird, nur seine Vogeleier nicht. In unserem Garten steht ein alter Baum, den wir den Eulenbaum nennen, weil Eulen darin wohnen.
Einmal ist Bosse auf den Eulenbaum geklettert und hat den Eulen ein Ei weggenommen. Es lagen vier Eier im Nest, sodass die Eulen noch drei Eier behielten. Bosse pustete das Ei aus und legte dann die leere Schale in die Kommode zu seinen anderen Vogeleiern. Hinterher fiel ihm ein, dass er sich mit der Eulenmama einen kleinen Spaß machen könnte, und da kletterte er wieder zum Nest hinauf und legte ein Hühnerei hinein. War es nicht merkwürdig, dass die Eulenmama den Unterschied nicht bemerkte? Denn das tat sie nicht. Sie brütete ruhig weiter und eines schönen Tages lagen drei junge Eulen und ein Küken in dem Nest. Die Eulenmutter würde sich wundern, wenn sie entdeckte, dass eins von ihren Jungen wie ein kleiner gelber Ball aussah! Aber Bosse bekam es mit der Angst, das Küken könnte ihr 33
nicht gefallen, also kletterte er hinauf und holte es.
»Übrigens ist es mein Küken«, sagte er. Er band dem Küken einen roten Faden um das Bein, damit er es wiedererkennen könne, und setzte es zu Mamas Küken. Er taufte es Albert, aber als Albert etwas größer wur de, merkten wir, dass es kein Hahn, sondern ein Hühnchen war. Da nannte Bosse es Albertina. Jetzt ist Albertina ein großes Huhn und wenn Bosse ein Ei isst, sagt er: »Das hat Albertina für mich gelegt.«
Albertina flattert und schlägt mit den Flügeln viel mehr als irgendeins von den anderen Hühnern. »Das kommt daher, dass sie in einem Eulennest aus dem Ei gekrochen ist«, sagt Bosse.
Eines Tages beschloss Lasse, dass er auch eigene Tiere haben wollte. Deshalb stellte er drei Rattenfallen im Schweinestall auf und fing sechzehn große Ratten, die er in eine Tonne sperrte. Dann malte er ein großes Schild, das er an die Tonne hängte. »Rattenfarm von Bullerbü« stand auf dem Schild. Aber in der Nacht flohen die Ratten aus der Tonne. So ist es mit der Rattenfarm nichts geworden.
»Was wolltest du übrigens mit der Rattenfarm?«, fragte Britta.
»Ratten legen doch keine Eier.« »Deswegen hätte es doch lustig sein können, eine Rattenfarm zu haben«, sagte Lasse, der wütend war, weil die Rat ten davongelaufen waren.
Britta und Inga haben keinen Hund und keine Kaninchen und auch keine anderen Tiere, die ihnen ganz allein gehö ren. Aber sie haben einen Großvater. Er ist der netteste Großvater, den es auf der ganzen Welt gibt, davon bin ich überzeugt. Wir Kinder von Bullerbü nennen ihn alle Großvater, obwohl er nicht der Großvater von uns allen ist, sondern nur von Britta und Inga. Er wohnt in einem Zimmer unterm Dach auf dem Nordhof.
Es ist so ein gemütliches Zimmer und so ein gemütlicher Großvater.
Und wir Kinder gehen alle dorthin, wenn wir nichts anderes vorhaben.
Großvater sitzt in einem Schaukelstuhl und er hat einen langen weißen Bart, genau wie der Weihnachtsmann. Seine Augen sind so schlecht, dass er fast nichts sehen kann. Er kann weder Bücher noch Zeitungen lesen, aber das macht nichts, denn er weiß alles, was in den Büchern 34
steht. Er erzählt uns Geschichten aus der Bibel und auch, wie es früher auf der Welt war, als Großvater ein kleiner Junge war. Inga, Britta und ich lesen ihm die Zeitung vor, wer gestorben ist und wer fünfzig Jahre alt wird und alle Unglücksfälle und Anzeigen und alles. Wenn in der Zeitung steht, dass irgendwo der Blitz eingeschlagen hat, kann Großvater von mindestens zwanzig anderen Stellen erzählen, wo früher der Blitz eingeschlagen hat. Wenn da steht, dass irgendjemand von einem Stier aufgespießt wurde, erzählt Großvater uns von all den Leuten, die er gekannt hat, die von wütenden Stieren angegriffen wurden. Auf diese Weise dauert es ziemlich lange, bis wir die ganze Zeitung gelesen haben.
Manchmal lesen ihm auch die
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