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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mit einem Nettoverdienst von elf Kronen nach Haus. Nicht ein Ore für Yvonne. Ich war nicht einen einzigen Ablegertopf losgeworden. Dagegen hatte mir der Tag einen Gedanken eingegeben. Ich pflanzte die kleinen Stecklinge, die ich bekommen hatte, sorgsam ein. Vielleicht konnte ich damit noch eines Tages ein Geschäft machen.
    „Laß dich’s nicht verdrießen, mein Kind“, sagte Yvonne. „Kannst du immer elf Kronen einsäckeln, dann verhungerst du jedenfalls nicht. Ich hab heute fünfzig Kronen für eine Zeichnung in der Zeitung bekommen. Bitte, das Essen ist gerichtet. Brot und Margarine und drei Scheiben Fischpudding für jeden!“

Der Kampf ums Dasein
     
     
    Ich hatte eine Entdeckung gemacht, eine ganz aufschlußreiche Entdeckung, die unwahrscheinlich klang, aber nichtsdestoweniger stichhaltig war: Es hing nämlich von mir selbst ab, wie viele Aufträge ich bekam und wieviel ich verdiente. War ich heiter und gut aufgelegt und drauf eingestellt, daß man mir freundlich entgegenkam – ja, dann kam man mir auch freundlich entgegen! War ich aber müde und mißgelaunt, dann begegneten mir kalte Blicke und unfreundliche Stimmen, und ich kam mit so geringem Verdienst nach Hause, daß es mir davor grauste, Yvonne unter die Augen zu treten. Und dann wieder kamen sonnige Tage-
    Nach zwei Wochen etwa war ich mit meiner Arbeit in einem Wellental. Nur an jeder sechsten, siebten Stelle wurde ich mit meinen Eimern vorgelassen. Aber dann ging es wieder bergauf. Immer öfter wurde ich mit einem „Ach ja, Sie waren doch auch bei Frau X in der Prinzenstraße?“ oder „Sagen Sie mal, haben Sie nicht den Kaktus bei Frau Y zum Blühen gebracht?“ oder „Sie sind das wohl, von der meine Freundin Frau Z erzählt hat“ empfangen. Es gibt keine bessere Reklame, als wenn die Hausfrauen der Stadt von einem reden. Das habe ich am eigenen Leib erfahren.
    Ich hatte einen Rekordtag hinter mir. Kam um fünf Uhr nach Haus, hungrig wie ein Wolf und mit vierundneunzig Kronen in der Tasche. Davon achtzehn Kronen für Yvonne, und die Hälfte des Restes von sechsundsiebzig war mein Reinverdienst. Könnte ich nur täglich achtunddreißig Kronen verdienen!
    Wir aßen in glänzender Stimmung, schmiedeten Pläne für die Zukunft, ließen unserer Phantasie die Zügel schießen über den Einkauf verschiedener notwendiger Dinge für das Atelier. Denn es sah ziemlich kahl bei uns aus. Der Raum war groß und hätte daher eine unglaubliche Menge von Möbeln brauchen können. Die kleinen weißen Schlafzimmermöbel, die ich mitgebracht hatte, standen in einer Ecke hinter einem Wandschirm und verschwanden dort fast, und der Tisch, Arbeits- und Eßtisch zugleich, die Couch, der Beistelltisch und die beiden Korbsessel genügten auch nicht, um den Raum auszufüllen. Wir hätten spielend zwei vollständige Wohnzimmereinrichtungen, einen Konzertflügel und einen Konferenztisch im UNO-Format hineinstellen können.
    „Werd bloß nicht übermütig, Wibke“, mahnte Yvonne. „Bring das Geld auf die Bank – jedenfalls vorläufig. Rühr das Sparbuch nicht an, ehe du nicht zweitausend Kronen beisammen hast. Zweitausend sind das mindeste, was du für den Notfall haben mußt.“
    „Du meinst, für Krankheit, Tod und Begräbnis?“
    Yvonne antwortete mir nicht, wie ich erwartet hatte. Sie sagte nämlich nicht: „Ach, was redest du für ‘n Unsinn!“ Sie sagte nur ganz schlicht und vernünftig „ja“ und fügte hinzu, jeder Mensch müsse wenigstens so viel hinterlassen, daß er auf anständige Weise unter die Erde kommen könne.
    Ich hatte sechshundert Kronen auf der Bank. Das übrige war für die Beschaffung von Betriebsmitteln für mein „Geschäft“ und für meinen Mietanteil im ersten Monat draufgegangen.
    Mitten in der Nacht wachte ich auf und machte Licht. Es puckerte wie toll in meiner Hand.
    Ich schaute sie an. Vom rechten Zeigefinger lief ein roter Streifen am Unterarm hinauf. Es pochte und tat weh.
    Ob ich Yvonne wecken mußte?
    Nein, warum denn? Sie konnte mir ja doch nicht helfen. Ich schlüpfte leise aus dem Bett und suchte das Aspirin, nahm zwei Tabletten und legte mich wieder hin.
    Um sieben Uhr wachte ich auf. Jetzt waren die Schmerzen unerträglich. Ich rief nach Yvonne.
    Eine halbe Stunde später war der Arzt da. Im Nebenhaus wohnte einer.
    Er war sehr jung und sehr böse. „Was fällt Ihnen ein, so lange damit herumzulaufen?“ Er drückte meinen Finger zusammen, und ich stöhnte. „Ich hole ein Auto. Es ist das beste, Sie fahren ins

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