Fuck Buddies - Unterwegs mit den Jungs
Eins
Meetings . Briefings . Strategy-Workshops . Was für eine Woche! Auch die schicken englischen Bezeichnungen ändern nichts daran, dass fünf Tage hinter mir liegen, in denen ich mehr bullshit (auch ein schönes englisches Wort) hören musste, als für einen Menschen gut sein kann. Und dann gab es auch noch Fön, jenes Wetterphänomen, bei dem in München die Temperaturen blitzartig steigen und die allgemeine Stimmung ins Bodenlose sinkt.
Einziger Lichtblick: Freitagabend. Boys’ Night Out. Die Tatverdächtigen sind wie immer dieselben: Uwe, Bert und ich. Drei Freunde Mitte 30, die es sich leisten können, einen ganzen Abend lang mit vollem Einsatz zu trinken. Bis zum nächsten Morgen jedenfalls, wenn ein Blick in den Spiegel beweist, dass man mit Geld zwar viele Gin Tonics kaufen kann, den Neben- und Nachwirkungen aber trotzdem schutzlos ausgeliefert ist.
Wir sehen gut aus, wir sind erfolgreich und smart. In einer Kontaktanzeige würden wir uns so beschreiben: „Fühle mich in Jeans und Smoking gleichermaßen wohl.“ Wir haben tolle Jobs (zugegeben, das variiert nach Tagesform) und Geld genug (was durchaus abhängig vom Tag des Monats), um im zickigsten und schwulsten Fitnessclub der Stadt zu schwitzen und beim entsprechenden Herrenausstatter zu shoppen. (Rein theoretisch jedenfalls: Uwe trainiert, Bert kauft ein und ich leiste beiden gelegentlich dabei Gesellschaft). Wir hören die richtige Musik und haben die perfekte Balance zwischen natürlicher Männlichkeit und relaxtem Snobismus gefunden. Kurz: Wir sind genau die Männer geworden, von denen wir mit 21 Jahren geträumt haben.
Da gibt es nur einen Haken: Die Kinder, die sich heute in dieser Altersklasse bewegen, stehen auf andere Dinge. In drei einfachen Worten ausgedrückt: Nicht. Auf. Uns. Wir sind ihnen deswegen nicht böse.
Wir hassen sie ganz einfach.
„Der da hinten“, zischt Bert und nickt in Richtung eines 25jährigen in der obligatorischen Uniform aus tiefsitzender Jeans, hochgezogener Boxershorts und Poloshirt mit hochgestelltem Kragen, „der ist so dünn, der hat seine Organe wahrscheinlich schon zu Lebzeiten für die Wissenschaft gespendet.“
„Den daneben finde ich noch schlimmer“, erklärt Uwe und nickt zu Hungerhakens Begleiter hinüber, der die tiefsitzende Jeans mit einem hervorblitzenden Calvin-Klein-Unterhosenbund und einem hautengen Shirt kombiniert, bei dessen Anblick ich aus den verschiedensten Gründen Atemnot bekomme. „Hängt nonstop im Body & Soul an der Donnersberger Brücke rum und trainiert von morgens bis abends.“
„Gut, dass wir das nicht mehr nötig haben!“, seufzt Bert.
„Haben wir nicht?“, frage ich.
„Nein. Wir brauchen keine perfekten Körper mehr. Wir haben Charakter.“ Er ignoriert meinen zweifelnden Blick und fährt fort: „Der da an der Theke, der hat … Hm … Was meint ihr – wie viel Körperfett hat der noch?“
„Zehn Prozent?“, vermute ich.
„Darf ich unterbieten?“, grinst Uwe.
„Na, da seht ihr es“, erklärt Bert. „Wenn man das Essen sowieso aufgibt, wozu dann den Körper weiterhin mit Magen und Darm belasten? Weg damit! Nicole Kidman hat’s vorgemacht: Du kannst schließlich nie zu reich oder zu dünn sein.“
„Mit einem Unterschied“, werfe ich ein. „Die Kidman ist eine Frau. Und das da“, ich deute in Richtung des Knaben, „ist es nicht.“
„Noch nicht“, gibt Uwe zu bedenken. Wir lachen und stoßen mit unseren Biergläsern an.
„Wo sind nur die Mä-hä-hänner hin“, singt Bert leise vor sich hin, „wo sind sie geblie-hi-bän?“ Er seufzt und deutet in die Runde. „Nein, mal im Ernst. Seht euch um: Es ist Freitagabend. Das Wochenende steht vor der Tür! Gut, wahrscheinlich muss man schon dankbar sein, dass überhaupt noch jemand ausgeht und nicht nur noch per Internet auf die Pirsch geht. Aber eins sage ich euch: Noch vor fünf Jahren hätten wir hier schon vor dem ersten Bier klarmachen können, welchen Kerl wir uns später mit nach Hause nehmen. Und heute?“ Er macht eine dramatische Pause. „Kinder, die ihr Coming-out zwischen zwei Aerobickursen hatten, Madonna für Britney Spears’ Mutter halten – und uns für altes Eisen.“ Er fährt sich mit der Hand über die blondgebleichten Stoppelhaare. „Ich frage euch: Wollen wir so was?“
Uwe und ich folgen seinem Blick, mustern die anderen Gäste – und bleiben beide an einem Typen hängen, der lässig an der Bar lehnt. Hinter ihm flackern auf einer Leinwand Pornofilme, für die The
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