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Wir sind die Nacht

Wir sind die Nacht

Titel: Wir sind die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hohlbein Wolfgang
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sich die Spitze knirschend in die Dielen grub. Der Schmerz war so unbeschreiblich, als bestünde die Klinge aus einem geschmiedeten Sonnenstrahl. Alle Kraft wich aus ihr, und sie konnte nicht mehr atmen. Alles färbte sich rot, dann schwarz-weiß.
    »Aber wahrscheinlich ist es doch besser, wenn ich das lasse«,
fuhr Stepan fort. Er drehte die Klinge mit einem Ruck herum, bevor er sie herauszog. Lena brüllte vor Schmerzen.
    »Wir sind nicht ganz unsterblich, Schätzchen, weißt du?« Der Strigoi hob sein Schwert höhnisch grinsend mit beiden Händen hoch über den Kopf. »Enthaupten funktioniert zum Beispiel ganz wunderbar.«
    Als er zuschlagen wollte, erscholl ein gellender Schrei, und Tom sprang ihn mit weit ausgebreiteten Armen und solcher Kraft an, dass Stepan zurückstolperte und das Gleichgewicht nur mit einem komischen Gehüpfe auf einem Bein behielt.
    Was ihn nicht daran hinderte, Tom von sich wegzustoßen und zugleich einen wuchtigen Schwertstreich nach seinem Kopf zu führen. Wohl mehr aus Glück als sonst etwas stolperte Tom ein winziges Stück zur Seite, so dass Stepan ihm nicht den Schädel spaltete - aber es war fraglich, ob es wirklich Glück war, denn die Klinge grub sich knirschend in seine Schulter, zertrümmerte sein Schlüsselbein und fraß und wühlte sich noch tiefer, bevor Stepan sie in einem Geysir aus explodierendem rotem Nebel herausriss. Tom stand eine halbe Sekunde lang wie erstarrt da. Das Blut spritzte fast einen Meter weit aus einer durchtrennten Arterie wie aus einem geplatzten Hochdruckschlauch. Dann kippte er lautlos mit schaumigem hellrotem Blut auf den Lippen zur Seite.
    »Na, das nenne ich mal eine gespaltene Persönlichkeit«, kicherte Stepan. Dann knallte etwas, und sein linkes Auge verwandelte sich in einen brodelnden schwarzen Krater. Nur einen Sekundenbruchteil später fuhr eine unsichtbare Flamme quer über sein Gesicht, ließ sein Fleisch verkochen und schwarz werden und löschte auch das andere Auge aus.
    Lena war noch immer halb von Sinnen vor Schmerz und Entsetzen, und was der Strigoi Tom angetan hatte, drohte sie endgültig in einen schwarzen Abgrund aus zermahlendem Wahnsinn zu reißen. Aber sie registrierte dennoch, dass es Lummer
irgendwie gelungen war, die Waffe aufzuheben, die Stepan ihr aus der Hand geschlagen hatte. Und zweierlei musste sie ihm lassen: Er konnte zuhören, und er war ein ausgezeichneter Schütze. Noch während sie auf Händen und Knien wimmernd auf Tom zukroch und dabei immer wieder in dem glitschigen Blut ausrutschte, das immer noch aus seiner gespaltenen Schulter sprudelte, schoss er zum zweiten Mal und verpasste Stepan diesmal eine Kugel genau zwischen die Augen, die einen Teil des Hinterkopfs explodieren ließ. Die Kugel prallte mit einem hellen Klingen gegen die Fensterscheibe hinter ihm und verwandelte sie in ein riesiges Netz aus Millionen haarfeinen Sprüngen, durch die das Sonnenlicht wie winzige verheerende Nadeln stach. Kleine zischende Flammen leckten an Stepans Rücken und Hinterkopf und erloschen wieder, als er sich mit einem wütenden Knurren zur Seite drehte.
    Lummer schoss noch einmal, und der Strigoi wankte. Aber er fiel nicht, und er hatte jetzt die Hände vors Gesicht geschlagen, was ihn zwar nicht vor Lummers Kugeln schützte, wohl aber vor dem unsichtbaren Licht der UV-Lampe. Seine Hände fingen Feuer und begannen sich aufzulösen, und Lummer schoss noch einmal und stanzte ein daumendickes Loch durch den Schädel des Strigois, aber der machte dennoch einen trotzigen Schritt auf Lena zu, und sie begriff, dass sie es nicht schaffen würden. Es gab einfach nichts, was dieses Ungeheuer aufhalten konnte!
    Und dann war Louise da. Kreischend und ganz und gar nichts Menschliches mehr an sich habend, sprang sie Stepan an, umklammerte ihn mit beiden Armen und riss ihn einfach mit sich zurück gegen die Fensterscheibe, die mit gewaltigem Getöse zerbrach und sich in einen Wasserfall aus rasiermesserscharfen Splittern verwandelte. Goldenes Sonnenlicht strömte herein und setzte Louise und Stepan mit einem einzigen Schlag in Brand. Lena warf sich zur Seite, als der goldfarbene Tod auch über ihre Haut strich.

    Das Klirren wiederholte sich, und als Lena den Kopf drehte, sah sie gerade noch, wie Louise und Stepan aneinandergeklammert gegen die Reste des Fensters prallten und dann kopfüber hindurchstürzten.
    »Schnell!«, brüllte Lummer. »Wir müssen ihr helfen!«
    Er stürmte los, aber Lena zögerte erst noch. Es gab nichts, womit sie

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