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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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im Recht ist, aber manchmal würde ich sie am liebsten beide nur noch anschreien.
    Falls Dad über seine schlechte Laune von gestern weg war, dann hatte seine »Unterhaltung« mit Drew sie garantiert wieder zurückgebracht. Deshalb schien es mir kein guter Zeitpunkt, ihn mit einem Haufen Fragen zu löchern. Wenigstens ist Rachels Dad inzwischen versorgt. Wahrscheinlich erfahre ich dann morgen in der Schule, wie es um ihn steht.

10. September
    Rachel war bis jetzt noch nicht wieder im Unterricht.
    Mackenzie scheint nichts groß dabei zu finden, dass sie fehlt, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass sie zwei Tage hintereinander die Schule ausfallen lässt, wenn ihr Dad nicht so gut wie im Sterben liegt – und wenn sein Zustand so schlimm gewesen wäre, dann hätte jemand etwas gesagt. Immerhin reden wir hier von demselben Mädchen, das behauptet hatte, sie bräuchte nicht nach Hause zu gehen, nachdem sie sich letztes Jahr während der Englischprüfung die Seele aus dem Leib gekotzt hatte.
    Rachel hat nie was erzählt, aber ich vermute, sie haben nicht genug Geld, um sie aufs College zu schicken, falls sie kein Stipendium bekommt. Ihr Dad hat bloß die Fischerei, die heutzutage für niemanden mehr gut läuft, und ihre Mom arbeitet gar nicht. Es ist bestimmt nicht einfach.
    Deshalb rief ich sie nach der Schule an, um zu hören, wie es ihr geht.
    »Kaelyn!«, rief sie gleich, als sie abnahm. »Ich freu mich ja so, dass du anrufst. Ich hab dich vermisst!«
    Eine dermaßen begeisterte Reaktion hatte ich nicht erwartet. »Wie geht’s?«, erkundigte ich mich.
    »Ach, ich hab diese blöde Erkältung, und Mom sagt, ich muss zu Hause bleiben und mich ausruhen«, antwortete sie und nieste. »Gott, ist das langweilig. Hast du Lust vorbeizukommen? Sie hätte bestimmt was dagegen, aber sie ist einkaufen, und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, oder?«
    »Klar«, sagte ich. Konnte schon sein, dass sie sich komisch benahm, aber ich hatte mir vorgenommen, netter zu ihr zu sein. Und das schien mir ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.
    Als ich klingelte, öffnete Rachel die Tür und fiel mir um den Hals. Sie ließ nur los, um in ihre Armbeuge zu husten und sich anschließend am Schlüsselbein zu kratzen. Ihre Nase war ganz rot. Genau wie bei ihrem Dad, als ich das letzte Mal da gewesen war – Niesen, Husten und Kratzen.
    Da wurde ich langsam ein bisschen nervös. Doch Rachel schien sich total zu freuen, mich zu sehen, und eine echte Freundin würde nicht einfach wieder abhauen. Schließlich hatte sie bloß eine Erkältung. Ihren Dad hatte es echt schlimm erwischt, aber sie würde ja sicher nicht auch gleich ins Krankenhaus eingeliefert werden.
    Also folgte ich ihr ins Wohnzimmer, als sie mich am Handgelenk zog.
    Im Fernsehen war gerade ein Moderator dabei, irgendeinen Hip-Hop-Sänger zu interviewen. Rachel zog mich auf die Couch und legte mir den Arm um die Schultern.
    »Erzähl schon«, forderte sie mich auf. »Ich will genau erfahren, was ich alles verpasst habe. Ich bin schon viel zu lange in diesem öden Haus hier eingesperrt.«
    Da gab es nicht viel zu erzählen. Wahrscheinlich wollte sie eher nicht hören, dass in der Schule alle über ihren Dad tratschten. Ich berichtete ihr von der Ankündigung, dass das Schwimmteam bald mit dem Training anfangen würde, weil ich beschlossen hatte, das mal auszuprobieren, und fragte sie, ob sie vielleicht mitkommen wolle. Und dann fiel mir die Geschichte ein, die Mackenzie beim Mittagessen erzählt hatte – eine ihrer üblichen »Der Promi, den meine Eltern kennen«-Storys, aber echt witzig diesmal. Als ich mittendrin war, zog Rachel eine Grimasse.
    »Was für eine eingebildete Kuh«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Als wäre sie was Besonderes, bloß weil sie in L.A. auf die Welt gekommen ist. Ständig trägt sie die Nase so verdammt hoch oben. Herrgott, manchmal würde ich sie ihr am liebsten aus dem Gesicht reißen, du nicht auch?«
    Das würde ich manchmal gerne. Aber Rachel? Sie hatte bisher immer so ausgesehen, als klebe sie nur so an Mackenzies Lippen.
    Als ich nicht sofort antwortete, plapperte Rachel weiter. »Und außerdem kommandiert sie einen dauernd rum – ich könnte die Wände hochgehen! Weißt du, eine Zeitlang war ich ziemlich sauer, weil sie meine beste Freundin ist und du irgendwie versucht hast, sie mir auszuspannen. Aber du bist echt total viel netter als sie. Ich bin ja so froh, dass ich jetzt dich habe! Wir bleiben doch immer zusammen, nicht

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