Wir vom Brunnenplatz
auf einem Bein umher, dann trampelte er von einem Fuß auf den anderen und verschwand schließlich im Gebüsch.
»Gut gemacht, Olli!«, rief Hung. »Zu Hause bastel ich heute Abend eine Medaille für dich.«
»Klasse gemacht.« Kerim schlug mir auf die Schulter. »So langsam machst du mir als Boss echt Konkurrenz.«
»Hab ich ja gleich gesagt«, gab ich zurück und hätte schweben können vor Stolz.
»Er ist ja auch mein großer Bruder«, sagte Emma und kuschelte sich an mich. Rima und Kerim kicherten.
»Hoffentlich hat Benni keine Spätfolgen«, meinte Ce-lina. »Von den Druckstellen. Er sollte lieber zum Arzt.«
»Ach was.« Violetta lachte und fächelte sich mit der Hand Luft zu. Sie war bestimmt am meisten erleichtert von uns allen. »Benni geht es gut. Du bist ein echter Held, Super-Olli.«
Super-Olli. Sie hatte wirklich Super-Olli zu mir gesagt! Und dann kam Violetta einfach auf mich zu, legte ihre Arme um meinen Hals und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich fühlte mich wie der König der Welt.
»Ich bin so froh, dass ich am liebsten eine Party feiern würde!«, sagte sie.
»Eine Party?« Eben hatten wir alle noch wild durcheinandergeredet, jetzt verstummten wir und starrten einander an. Genau in dem Moment flammte die Sonne noch einmal hinter den Hochhäusern auf, sodass es aussah, als ob die Dächer brannten. »Geniale Idee! Am besten gleich morgen!«, rief ich. Ich war froh, dass jetzt alle schnell abgelenkt waren und nicht darauf achteten, dass ich bestimmt rot wie eine Chilischote war.
»Ja, morgen!«, rief auch Emma. »Das passt genau, weil es der letzte Samstag in den Ferien ist!«
Der letzte Samstag in den Ferien. Da sollte sich doch die Sache mit dem Brief aufklären. Die Überraschung. Aber erst mal waren alle Feuer und Flamme von dem Fest, und ich ließ mich gern davon anstecken.
»Los, kommt!«, rief Emma. »Wir gehen in den Keller zurück und schreiben auf, was wir brauchen!« Ich rannte los, und alle folgten mir. Ganz vorne wollte ich aber gar nicht laufen, sondern blieb neben Kerim.
Riesenparty am Brunnenplatz
Im Keller wollte Violetta unbedingt neben mir sitzen. Rima nahm meinen Notizblock vom Regal, an dem an einer kleinen Kette ein Kugelschreiber hing. Zuerst funktionierte er nicht, doch nachdem sie auf dem letzten Blatt ein paarmal hin und her gekritzelt hatte, klappte es doch.
»Süßigkeiten brauchen wir!«, rief Benni. »Und Chips! Und ganz viel Cola!«
»Und Musik«, fügte Violetta hinzu. Musik fand ich auch wichtig. Kerim sagte, sein Bruder Attila habe einen tragbaren CD-Spieler. Vielleicht würde er uns den borgen.
»Mit richtig fetten Bässen!«, verkündete er und fing gleich wieder an, mit seinem Mund Schlagzeuggeräusche zu machen. Emma meinte, wir müssten Stühle und Tische mitbringen. Nur auf den Bänken am Delfinbrunnen zu sitzen sei doch öde, und ein kaltes Buffet aufbauen könnten wir sonst auch nicht.
»Genau«, pflichtete Rima ihr bei. »Ich kann nämlich sogar schon Köfte machen, meine Mutter hat es mir gezeigt. Die will ich unbedingt zur Party mitbringen.«
»Köfte?« Hung zog die Nase kraus. »Was ist das denn?«
»So eine Art gebratene Fleischklöße«, klärte Rima ihn auf. »Mit türkischen Gewürzen.«
»Kannst du vergessen.« Celina winkte ab. »Dass wir da richtig picknicken und Musik hören, ist nie im Leben erlaubt. Bestimmt kommt dann gleich die Meckerliese und hetzt uns das Ordnungsamt auf den Hals. Oder wir müssen eine Genehmigung beantragen.«
»Ich glaube, Kinder müssen das nicht«, widersprach Hung. »Nur Erwachsene. Höchstens wegen der lauten Musik könnte es Ärger geben.«
»Mein Vater hat früher immer alle Nachbarn mit eingeladen, wenn er eine laute Party feiern wollte«, erzählte ich. »Dann konnten die gar nicht mehr meckern oder die Polizei rufen.«
»So können wir das doch auch machen!«, rief Kerim. »Wir laden einfach jeden ein, der vorbeikommt und meckern will. Das wird die tollste Brunnenplatz-Party aller Zeiten!«
Celina schüttelte den Kopf. »Willst du etwa mit der Meckerliese feiern?«, fragte sie und tippte sich an die Stirn. »Oder mit dem Hausmeister?«
»Wenn unsere Eltern dabei sind, sind die vielleicht gar nicht so böse«, überlegte Hung laut. »Untereinander sind Erwachsene ja meistens höflich.«
»Erst mal müssen wir fragen, ob wir überhaupt dürfen«, sagte Violetta. »Kann ja auch sein, dass es gar nicht alle Eltern erlauben.«
»Was machen wir dann?« Benni wollte schon seine Unterlippe
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