Wirbelsturm
wegzukommen, und ganz sicher wird es irgendwo noch eine Panne geben. Und dann dieser Armleuchter Siamaki! Gestern abend war Scragger am Funkgerät gesessen und hatte Siamakis ungeduldige Rufe an Gavallan in Al Schargas mitgehört und den an McIver in Kowiss, den er heute auf dem Flughafen in Teheran zu sprechen wünschte. Dieser Idiot! Aber ich glaube immer noch, daß es richtig von mir war, Andy nicht anzurufen und abzusagen. Teufel, wir haben es doch hier am leichtesten von allen, und wenn ich die Operation ›Wirbelsturm‹ auf morgen verschoben hätte, wäre doch wieder etwas anderes dazwischengekommen – bei uns oder bei den anderen – und Mac hätte keine andere Wahl gehabt, als heute mit diesem verdammten Kia nach Teheran zurückzufliegen. Das konnte ich einfach nicht riskieren.
Die Tür öffnete sich, und er blickte auf. Zwei junge Polizisten schleiften einen grün und blau geschlagenen Burschen herein; seine Kleider waren schmutzig und zerrissen. »Wer ist das?« fragte der Corporal.
»Ein Dieb. Wir haben ihn beim Stehlen erwischt, Corporal. Der arme Dummkopf hat dem Bazaari Ischmael Reis gestohlen. Wir haben ihn bei Tagesanbruch festgenommen.«
»Wie es Allah gefällt. Sperrt ihn in Zelle 2.« Der Corporal schrie den Burschen an – auf Persisch, so daß Scragger nichts verstand: »Du Hundesohn! Wie konntest du nur so dumm sein, dich erwischen zu lassen? Weißt du denn nicht, daß Diebstahl jetzt nicht nur mit einer Tracht Prügel bestraft wird? Wie oft muß man euch das noch sagen!«
»Ich … ich war hungrig …«
Der verängstigte Bursche stöhnte, als einer der Polizisten ihn derb schüttelte. »Hunger ist keine Entschuldigung! Ich bin auch hungrig! Unsere Familien sind hungrig, wir sind alle hungrig!« Sie packten ihn und schleiften ihn hinaus.
Der Corporal schickte ihm eine Verwünschung nach, obwohl der Bursche ihm leid tat. Wie es Allah gefällt, dachte er, streifte Scragger mit einem Blick, nickte ihm zu und ging wieder an seine Arbeit. Wie dumm von dem Fremden, am heiligen Tag hier zu sitzen, aber wenn er den ganzen Tag und die Nacht hier verbringen will, bis morgen der Sergeant kommt, dann kann er den ganzen Tag und die Nacht hier sitzen und warten.
Seine Feder kratzte laut, das Geräusch ging Scragger durch Mark und Bein. Mit grimmigem Gesicht erhob er sich und dankte dem Corporal, der ihn höflich drängte, noch zu bleiben. Dann ging er zur Tür und wäre fast mit Qeschemi zusammengestoßen. »Oh, tut mir leid! Salaam, Agha Qeschemi, Salaam.«
»Salaam, Agha.« Qeschemi spürte Scraggers Erleichterung und Ungeduld. Spöttisch bedeutete er ihm zu warten, während er zu seinem Schreibtisch ging. »Guten Morgen, Achmed. Allahs Friede sei mit dir.«
»Und mit Ihnen, Exzellenz Sergeant Qeschemi.«
»Was haben wir denn Neues? Was der Fremde von mir will, weiß ich schon.«
»Unten im Hafen gab es nach Mitternacht wieder so eine islamisch-marxistische Versammlung. Ein Mudjaheddin wurde getötet und weitere sieben haben wir in den Zellen. Es war ganz leicht, der Hinterhalt funktionierte perfekt, und hezbollahis haben uns geholfen. Was wollen wir jetzt mit den Kerlen machen?«
»Wir beachten die neuen Vorschriften«, antwortete Qeschemi geduldig. »Wir übergeben die Gefangenen dem Revolutionären Komitee, wenn es morgen zusammentritt. Noch was?« Der Corporal erzählte ihm von dem Burschen. »Für ihn gilt das gleiche – so ein Holzkopf, sich erwischen zu lassen!« Qeschemi passierte die Schranke, ging zum Safe, zog den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloß.
»Allah sei Dank, ich dachte schon, der Schlüssel wäre verloren«, bemerkte der Corporal.
»Das war er auch, aber Lafti hat ihn gefunden. Ich war heute früh schon hei ihm. Er hatte ihn in der Tasche.« Die Pässe lagen auf der Munitionskiste. Er brachte sie zu seinem Schreibtisch, überprüfte sie sorgfältig, unterzeichnete den Erlaubnisschein und überprüfte sie noch einmal. »Hier, Agha Pilot«, sagte er und reichte sie Scragger.
» Mamnoon am, Agha, khoda halfez .« Danke, Exzellenz, leben Sie wohl.
» Khoda halfez , Agha.« Sergeant Qeschemi schüttelte die ihm dargebotene Hand und folgte Scragger nachdenklich mit den Blicken. Durch das Fenster sah er, daß der Pilot eilig davonfuhr. Zu eilig. »Haben wir noch Benzin im Wagen, Achmed?«
»Gestern hatten wir noch welches, Exzellenz.«
Flughafen Bandar-e Delam: 8 Uhr 18. Numi lief wie ein Verrückter von einem Mechanikerwohnwagen zum anderen und
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