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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Natürlich haben Helen und ich das noch nie mit eigenen Augen erleben können.«
    »Weil Sie so groß sind.«
    »Exakt.« Lord Prith wandte sich zur Tür. »Flock, bringen Sie den Champagner.«
    Jetzt, so dachte Helen, würden sie sehen, aus welchem Holz Lord Beecham geschnitzt war. Sie wusste nicht, nach welchem Kriterium Flock den Verstand des Mannes maß, aber bei ihrem Vater war immer schon der Champagner ausschlaggebend gewesen.
    Flock brachte ein silbernes Tablett mit drei Gläsern, voll gefüllt mit golden perlendem Champagner. Lord Beecham lächelte und schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie, Flock, aber ich würde doch einen Weinbrand bevorzugen.«
    Lord Prith verschluckte sich an seinem Champagner.
    Helen schüttelte langsam und traurig den Kopf. »Sind Sie sich sicher, Lord Beecham? Sie mögen keinen Champagner?«
    »Es ist nicht, dass ich ihn nicht mag, nur wird mir von Champagner übel. Als ich ihn in Oxford zum ersten Mal trank, dachte ich, ich müsste sterben. Ich habe es später noch einmal versucht, und wieder wurde mir hundeelend.«
    »Hier ist Ihr Weinbrand, Lord.« Flock war mit einem weiteren Tablett zurückgekehrt. »Das ist feinster französischer Weinbrand, Schmuggelware aus dem Geheimkeller Ihrer Lordschaft.«
    »Vielleicht wird uns Lord Beecham jetzt anzeigen, Flock.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Lord Prith langsam. »Lord Beecham mag gefährlich sein, aber er ist groß, und er ist aufrecht. Um den Champagner allerdings ist es wirklich schade. Es gibt nichts Besseres. Ein paar Gläser davon helfen einem durch die dunkelsten Stunden.«
    »Nun, für mich ist Weinbrand ein guter Ersatz. Übrigens, auch ich mag dunkle Stunden haben, aber gefährlich bin ich doch eher nicht.«
    »Für Ihren Ruf wäre es besser, wenn Sie das nicht abstreiten würden«, sagte Helen und tippte ihm leicht auf den Arm. Sie sah großartig aus, das elfenbeinfarbene Kleid schimmerte sanft, und in den polierten Perlen um ihren schmalen Hals spiegelten sich die Flammen der Kerzen. Amüsiert bemerkte Lord Beecham, dass sie ihr Haar so hochgesteckt hatte, dass sie nun größer wirkte als er selbst.
    »Nun gut, ich bin so gefährlich, dass Strauchdiebe, sobald sie meine Kutsche erblicken, freiwillig zum Schiedsmann reiten.« Er fragte sich, wonach sie wohl schmecken würde. Ihr Ausschnitt war nicht allzu gewagt, betonte aber die ebenmäßige Rundung ihrer Brüste.
    »Hören Sie sofort damit auf«, raunte Helen ihm zu.
    »Wenn eine Frau nicht möchte, dass man ihren Körper bewundert, warum trägt sie dann ein solches Kleid«, flüsterte er zurück.
    »Ich habe das Kleid ausgewählt, Sir«, sagte Lord Prith laut und betrachtete seine Tochter. »Es ist wohl etwas freizügig, Nell. Vielleicht sollte ich dir einen meiner Schals geben.
    Flock, holen Sie einen Schal und legen Sie ihn Miss Helen um die Schultern.«
    »Da bin ich mir wohl selbst in die Falle gegangen«, sagte Lord Beecham und stürzte den Rest seines Weinbrands hinunter.
    »Vater hat ein exzellentes Gehör. Wenn er in der Nähe ist, muss man sich immer genau überlegen, was man sagt. Er hört jedes Flüstern.«
    »Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein.« In Zukunft? Vielleicht würde er sie nach diesem Essen nie mehr Wiedersehen dürfen. Dabei wollte er sie immer noch am liebsten in seinem Bett sehen, nicht mehr und nicht weniger. Einfache, süße Lust, etwas, das man problemlos überblicken konnte. War es dann vorbei, konnte er gehen und unbeschwert weiterleben.
    »Es ist angerichtet, Miss Helen.«
    Schwungvoll öffnete Flock die Tür zum Esszimmer und erstarrte.
    Der kleine Raum war voller Rauch.
    »O mein Gott«, stieß er entsetzt hervor.
    Lord Beecham drängte sich an ihm vorbei. »Der Braten brennt«, verkündete er gelassen. Er schüttete eine Flasche Wein über das Fleisch und erstickte dann die restlichen Flammen unter einer silbernen Servierhaube. Es zischte.
    »Öffnen Sie die Fenster, Flock«, befahl Lord Prith. »Wie konnte das passieren?«
    »Das war der Chef des Hotels, Lord Prith«, erklärte Flock, während er die Vorhänge zurückzog und die Fenster aufriss. »Sein Name ist Monsieur Jerome. Bei unserer Ankunft sah er Miss Helen und verlor den Verstand. Er bettelte mich an, für sie kochen zu dürfen. Hier steht das Ergebnis. Er nennt es feu du monde.«
    »Weltfeuer?«, fragte Lord Beecham und hustete. Mit einer Serviette fächelte er sich frische Luft zu. »Ich gehe davon aus, dass er eher klein ist?«
    »Ja, gnädiger Herr. Monsieur Jerome

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