WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
dem Dow Jones nur um einen ungewichteten Kursdurchschnitt.
TecDax
Neben den traditionellen Aktienmärkten für große und mittlere Unternehmen haben in Deutschland und in anderen Ländern Ende der 90er Jahre die sogenannten Neuen Märkte für Furore gesorgt. Sie wurden für den Handel mit Aktien junger, dynamischer Unternehmen aus dem Technologiesektor geschaffen. Besonders der Neue Markt in Frankfurt gelangte dabei zu trauriger Berühmtheit. Nach einem rasanten Aufstieg Ende der 90er Jahre, in der er als erfolgreichste Technologie-Börse Europas gefeiert wurde, geriet er in den Strudel der weltweiten Börsenkrise und vernichtete viele Vermögen schneller, als sie zuvor entstanden waren.
Er geriet aber auch deshalb in Verruf, weil immer mehr Börsengänge fragwürdiger junger Unternehmen, betrügerische Aktiengeschäfte, Kursmanipulationen und Bilanztricksereien bekannt wurden. Nicht nur die Anleger, sondern auch die seriösen jungen Unternehmen kehrten diesem in Verruf geratenen Markt daher schließlich den Rücken. Der Deutschen Börsen AG, |79| die sich vorher im trügerischen Glanz ihrer jungen Börse gesonnt hatte, blieb schließlich nichts anderes übrig, als den Neuen Markt Mitte 2003 in aller Stille zu beerdigen. An seine Stelle trat – nachdem die Spreu vom Weizen getrennt worden war – der TecDax als neuer Technologiemarkt.
Der TecDax ist das Schaufenster für die mittleren und kleinen Technologiewerte und bietet Anlegern die Möglichkeit, in zukunftsträchtige Unternehmen und deren Produkte zu investieren. Er enthält die 30 größten Aktien aus Technologiebranchen. Seine Mitglieder dürfen, anders als früher, nun bei zunehmender Bedeutung und Größe in die erste Börsenliga aufsteigen, also in den Dax. Die Kontrollen sind schärfer, die Publizität größer. Der Markt ist dadurch seriöser geworden. Doch neue Engagements sollten trotzdem mit Vorsicht eingegangen werden. Die Aktien im TecDax gehören zu Unternehmen, die ihrer Natur nach nicht so krisenfest sind wie die großen Dax-Unternehmen. Die innovativen Firmen haben meist nur eine verhältnismäßig geringe Marktkapitalisierung. Wenn diese Wertpapiere von Brokerhäusern oder Aktieninformationsdiensten empfohlen oder von »kaufen« auf »halten« oder gar »verkaufen« zurückgestuft werden, kann es daher zu starken Kursschwankungen kommen. Es kann deshalb auch nicht ausgeschlossen werden, dass gelegentlich Empfehlungen von »Börsen-Gurus« gezielt gegeben werden, um die Kurse zu bewegen. Unerfahrene Anleger, die sich dann von stark steigenden Kursen blenden lassen, können dann die Opfer derartiger Manöver werden.
Wer aber unerschrocken genug war, vor allem in den immer noch von Pessimismus geprägten Jahren 2003 und 2004 Geld in die verbliebenen Technologiewerte zu investieren, erhielt die Aktien zu Ausverkaufspreisen und wurde für seinen Mut schon in den beiden folgenden Jahren reichlich belohnt. Der Index, der bis Mitte 2003 auf fast 300 Punkte abgesackt war, stieg bis Anfang 2006 auf Werte um 760 Punkte. Einzelne Aktien legten noch rasanter zu: Qiagen verdreifachte sich fast, von 4,43 Euro auf fast 13 Euro. Wer in IDS Scheer investiert hatte, konnte zusehen, wie der Wert seines Einsatzes fast um das Vierfache stieg, nämlich von 4,43 Euro auf über 16 Euro.
Beispiel
Geradezu raketengleich schossen auch die zuvor arg gebeutelten Anteile von Tele Atlas, einem Hersteller von Navigationsgeräten, in die Höhe, nämlich von 0,62 auf 32 Euro. Das war das 51-fache des Einsatzes. Wer beispielsweise damals 155 Euro aus der »Spielgeldkasse« |80| riskiert hätte, um 250 Stück Tele Atlas zu kaufen, hätte bei einem Verkauf im März 2006 dafür exakt 8 000 Euro einstreichen können. Aber »wenn« und »hätte« zählen an der Börse nicht. Im Nachhinein kann sich jeder reich rechnen.
In der Realität gelingt der Einstieg am Tiefpunkt nur selten, und meist fehlt auch der Mut, aber das Beispiel zeigt, was sich gewinnen lässt, wenn man beides hat: viel Mut und ein wenig Glück. Auch wenn man erst den Mut gefunden hätte, nachdem der Kurs auf 1,24 Euro pro Aktie gestiegen war und sich damit bereits verdoppelt hatte, hätte man immer noch einen traumhaften Gewinn gemacht. Und auch wer die Aktie erst bei einem Kurs von 10 Euro entdeckte, konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein – musste ihn aber mit einem wesentlich höheren Einsatz (und Risiko) erkaufen. Das Investment wäre aber in jedem Fall höchst spekulativ gewesen. Denn bis Anfang 2006
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