WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
Abnehmer geliefert und über das Internet verbreitet. Wer entsprechend ausgerüstet ist, kann die Kursentwicklung deshalb auch im Büro oder am heimischen PC jederzeit verfolgen und sich ein Bild von der Gesamtverfassung des Marktes machen.
Für das Kurvenbild ist nicht nur entscheidend, ob die Zahl der fallenden oder steigenden Papiere überwiegt, es ist auch wichtig, welche Bedeutung diese im Dax haben. Denn die Aktien der 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften werden bei der Berechnung des Dax sehr unterschiedlich gewichtet, nämlich entsprechend ihrer Marktkapitalisierung (Kurs multipliziert |77| mit der Gesamtzahl der jeweiligen Aktien). Daher beeinflusst eine Kursveränderung der Allianz-Aktie, die mit rund 10 Prozent gewichtet wird, den Dax wesentlich stärker als eine Kursveränderung der Henkel-Aktie, die mit unter 1 Prozent im Gesamtindex berücksichtigt wird.
Aktien- und andere Indizes sind nicht nur Barometer für die allgemeine Stimmung am Markt. Wertpapier-Indizes dienen auch als Erfolgsmaßstab für Investmentfonds. Wenn ein Aktienfonds besser abschneidet als der Index, sein Wert also schneller steigt als beispielsweise der Dax, kann der Anleger mit der Wahl des Fonds zufrieden sein und das Management kann unter Hinweis auf seine Erfolge um neue Kunden werben. Indizes werden aber auch als Instrument der Kursabsicherung verwendet.
Der Dax spiegelt nicht nur die aktuelle Börsenlage wider. Dieser laufend aktualisierte Performance-Index liefert auch Zeitreihen, die die Kursentwicklung deutscher Aktien über einen längeren Zeitraum vergleichbar machen. Er startete 1987 mit 1 000 Punkten an allen deutschen Börsen und fasst seither während der Handelszeiten die Veränderungen der Börsenkurse fortlaufend in einer einzigen Größe zusammen. Bei den 30 Werten, aus deren Kurs der Index errechnet wird, handelt es sich um die Aktien großer deutscher Kapitalgesellschaften. Um in den Dax aufgenommen zu werden – und drin zu bleiben – müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Dazu gehören neben Publizitätspflicht vor allem:
hoher Umsatz der jeweiligen Aktie an der Börse,
hohe Börsenkapitalisierung,
frühe Eröffnungskurse,
breite Streuung.
Das Management der Börse überprüft in regelmäßigen Abständen, ob die Dax-Unternehmen noch alle Anforderungen erfüllen. Ist das nicht mehr der Fall, wird der Titel aus dem Index herausgenommen und durch andere ersetzt, die bisher nur im MDax notiert waren. Das geschah bereits mehrfach. Im Jahr 2000 mussten die Aktien der einstigen Hoechst AG aus dem Dax genommen werden, weil sie durch Fusion mit der französischen Rhône-Poulenc zu Aventis geworden war, deren Anteile hauptsächlich an der französischen Börse notiert werden. 2001 wurde die Aktie der Dresdner Bank, eine der traditionsreichsten deutschen Aktiengesellschaften, aus dem Index genommen, weil die Bank von der Allianz übernommen wurde. Die Dresdner Bank wurde durch den Finanzdienstleister MLP ersetzt. Doch dem brachte das wenig Glück. Schon 2004 flog er wieder aus der ersten Liga heraus und rutschte in den MDax ab. Im September 1995 wurde zum Beispiel |78| die Deutsche Babcock aus dem »Korb« herausgenommen und durch die Stammaktie des Softwareherstellers SAP ersetzt. Und im November 1996 ersetzten die Aktien der Deutschen Telekom (die T-Aktie) die Anteilscheine der Metallgesellschaft im Dax.
Seit 2001 ist auch ein ausreichender Streubesitz Voraussetzung für die Aufnahme in den Dax und auch in den Euro Stoxx. Denn nur ein ausreichender Streubesitz (Anteil von Aktien, die frei handelbar sind, weil sie sich im Besitz von Kleinanlegern, Fonds und ähnlichen Aktienbesitzern befinden und nicht als Paket bei Großaktionären liegen) sorgt dafür, dass der Markt für die jeweilige Aktie ausreichend liquide ist und es bei den Kursen nicht zu Zufallsschwankungen kommt, weil sie schon durch relativ geringe Käufe oder Verkäufe beeinflusst werden können.
Der Dax zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus, die ihn von vielen anderen Aktienindizes qualitativ unterscheiden. Es handelt es sich um einen »gewichteten und bereinigten« Index. Das heißt, bei seiner Berechnung werden die Tageskurse der Aktiengesellschaften mit dem jeweiligen Grundkapital gewichtet. Um Kapitalveränderungen zu berücksichtigen, wie sie zum Beispiel durch Bezugsrechte und Dividenden entstehen, wird der Index um diese Faktoren bereinigt. Das soll Verzerrungen verhindern. Demgegenüber handelt es sich beispielsweise bei
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