Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Wasser. Zehntausende Albatrosse und andere Seevögel ertrinken so jedes Jahr.
Schwere Leinen
Schon mit einfachen Maßnahmen lassen sich viele Albatrosse vor dem Ertrinken retten. So plädieren Experten für den Einsatz von beschwerten Fischereileinen. Da diese schnell unter Wasser sinken, lassen sie den Vögeln keine Zeit, nach den gefährlichen Haken zu schnappen. Wenn unterwegs kein tödlicher Imbiss lockt, haben die Wanderer der südlichen Meere vielleicht noch eine Chance
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Besonders häufig scheint es die Albatrosweibchen zu treffen. Denn während die Männchen eher weiter im Süden Richtung Antarktis auf Nahrungssuche gehen, fliegen die Weibchen nach Norden – dorthin, wo auch die meisten Fischereiflotten operieren. Mit jedem getöteten Weibchen aber sinkt der Bruterfolg einer Kolonie: Albatrosse gehen eine sehr enge, lebenslange Bindung ein und es dauert oft Jahre, bis sich ein „verwitwetes“ Männchen einer neuen Partnerin zuwendet. Und selbst dann ist noch nicht unbedingt für Nachwuchs gesorgt: Oft konkurrieren mehrere Männchen so heftig um die Gunst eines der wenigen Weibchen, dass am Ende keines zum Zug kommt: Das Nest bleibt leer.
Der Bestand des bei Neuseeland heimischen Buller-Albatros wird auf bis zu 18 000 Brutpaare geschätzt
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(c) Roland Knauer
Das Ende im Netz
Die Fischerei bedroht die Schweinswale der Nordsee
Plötzlich taucht eine dreieckige Rückenflosse aus dem Nordseewasser vor Sylt. Glatte schwarze Haut glänzt kurz im Sonnenlicht, bevor das delfinähnliche Tier mit einer eleganten Bewegung wieder abtaucht. Er hat sich gezeigt, der einzige Wal, der vor deutschen Küsten vorkommt. Kaum 2 m lang und 40 – 90 kg schwer wird so ein Schweinswal. Damit ist er der kleinste Vertreter der Walverwandtschaft.
Walfang wider Willen
Nach Schätzungen aus dem Jahr 2005 sollen in der gesamten Nordsee etwa 231 000 Schweinswale schwimmen, davon 6000 bis 7000 vor der Schleswig-Holsteinischen Küste. Das klingt nach einer ganzen Menge, doch die Tiere sind akut bedroht. Meeresverschmutzung und Störungen durch den zunehmenden Schiffsverkehr machen ihnen zu schaffen, die Fischerei hat die wichtigsten Nahrungsfische wie Heringe und Makrelen dezimiert. Vor allem aber sterben zahlreiche Schweinswale direkt in den Netzen der Fischer.
Zu viele Opfer
Im Jahr 1991 wurde das „Abkommen zur Erhaltung von Kleinwalen in Nord- und Ostsee“ geschlossen und auch von Deutschland unterzeichnet. Darin steht, dass nicht mehr als 1,7% der Schweinswale durch den Einfluss des Menschen zu Tode kommen dürfen, damit die Population langfristig überleben kann. Nach Schätzungen der Naturschutzorganisation WWF aber verenden in der zentralen und südlichen Nordsee jedes Jahr mindestens 4,3 % des Schweinswalbestands in Fischernetzen
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Mit 6000 – 7000 toten Tieren pro Jahr ist Dänemark unfreiwillig zu einer der größten Walfangnationen der Welt geworden. Dabei hat eigentlich kein dänischer Fischer Interesse an den kleinen Meeressäugern, deren traniges Fleisch sich ohnehin nicht verkaufen lässt. Doch bei ihrer Jagd auf die Fische des Meeresgrunds verheddern sich Schweinswale oft in den Stellnetzen für Kabeljau, Steinbutt, Schollen und Rochen. Die Tiere können dann nicht mehr auftauchen, ertrinken und gehen als sogenannter Beifang in die Fischereistatistik ein.
Vor allem die Steinbuttnetze sind für die Meeressäuger gefährlich, Experten schätzen, dass auf 100 kg Steinbutt ein toter Schweinswal kommt. In Nordsee und Westatlantik sind die Beifangraten so hoch, dass sie den Bestand der Meeressäuger gefährden.
Krachmacher und Spezialnetze
Wissenschaftler suchen daher nach Möglichkeiten, das Beifangproblem in den Griff zu bekommen. Dazu kann man beispielsweise sogenannte Pinger einsetzen. Das sind Geräte, die an den Netzen befestigt werden und die Tiere mit akustischen Signalen abschrecken. Tatsächlich vertreiben diese Krachmacher die Schweinswale denn auch und verringern die Zahl der getöteten Tiere um erstaunliche 90 %.
Optimal ist diese Methode aber trotzdem nicht. Denn sie hat einen unerwünschten Nebeneffekt. So haben die Kieler Meeresbiologen Boris Culik und Sven Koschinski herausgefunden, dass die Schweinswale im Durchschnitt 500 m Abstand zu den Pingern halten. Da an der dänischen Küste sehr viele Fischer ihre Netze ausbringen, könnten die Meeresssäuger auf diese Weise völlig aus dem Gebiet vertrieben werden.
Mehr Erfolg versprechen spezielle Netze, in deren Kunststoff geringe Mengen Schwerspat
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