Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
vergleichen sie mit einem Tiger, der als Säugetier für die menschliche Ernährung auch deshalb nicht in Frage kommt, weil er zuviel Fleisch selber frisst. Der Metzger schlachtet daher lieber den Allesfresser Schwein, das ein wenig mit dem Karpfen verglichen werden kann, der sich ebenfalls von Pflanzen, Würmern und Insekten ernährt. Solche Allesfresser wie Karpfen in Europa und Asien oder die zu den Buntbarschen gehörenden Tilapien aus den Seen und großen Flüssen Afrikas wandern durchaus in die Pfannen der Einheimischen. Oft werden sie in Fischfarmen mit Pflanzenabfällen gefüttert und fressen daher keinen anderen Fischen das Futter weg. Weltweit aber werden für die menschliche Ernährung vor allem die „Tiger des Meeres“ mithilfe von Fischmehl und Fischöl in Aquakulturen gezüchtet
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Vor allem vor den Küsten Chiles und Perus rücken ganze Flotten aus, um den enormen Bedarf an Futterfischen zu decken. Millionen von Tonnen Sardellen und Holzmakrelen aus Südamerika, aber auch Sandaale und Blaue Wittlinge aus der Nordsee und Sprotten und Heringe aus der Ostsee wandern jedes Jahr in die Fischmehlfabriken.
Und das hat Folgen. So lebte vor Peru früher der Seehecht Merluza vor allem von den riesigen Sardellenbeständen, die jetzt kräftig überfischt werden. Dieser Seehecht aber landete schon immer auf den Speisetellern der Peruaner. Seit die Sardellenbestände kleiner werden und die Fischerei auf Merluza zunimmt, brechen die Bestände des Seehechts zusammen. Die Lachse, Forellen, Thunfische und Kabeljaus in den Zuchtanlagen der Welt fressen den Peruanern also indirekt ihre Fischmahlzeit weg.
Unersetzliche Fische
Ohne Fischmehl lassen sich Fischfarmen aber nicht betreiben. Denn es enthält hohe Anteile von schwefelhaltigen Aminosäuren. Füttert man die Fische dagegen mit Sojamehl, das nur geringe Mengen dieser wichtigen Verbindungen enthält, müssen für die rasch wachsenden Jungfische in den Aquakulturen diese Aminosäuren künstlich zugesetzt werden. Das aber wäre so teuer, dass es in der Praxis bisher nirgends angewendet wird.
Aquakultur vor der Kykladeninsel Andros im Mittelmeer. In solchen ringförmigen Netzgehegen werden Fische zu Hunderttausenden gezüchtet – und mit Fischmehl ernährt
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(c) mauritius images (Manfred Mehlig)
Bedrohte Nomaden
Die Langleinenfischerei tötet zahlreiche Albatrosse
Sie scheinen mit dem Wind zu spielen. Schwarzbrauen-Albatrosse stürzen sich über die Klippen der Falklandinseln und werfen sich in den Sturm. Mit knappen Flügelbewegungen und einem kurzen Rudern der Füße bekommen sie den von Böen gebeutelten Körper wieder unter Kontrolle. Manche werden erst nach Tagen wieder landen, nachdem sie auf der Suche nach Fisch, Tintenfischen und kleinen Krebsen Hunderte von Kilometern über die aufgepeitschte See geflogen sind. Albatrosse sind die Nomaden der südlichen Ozeane. Und sie gehören zu den bedrohtesten Vogelfamilien der Welt.
Der Schwund der Meeresvögel
Fast alle Albatrosarten gelten als gefährdet. Vom Amsterdam-Albatros soll es weltweit nur noch 5 – 8 Brutpaare geben. Die Bestände des Schwarzbrauen-Albatros werden zwar noch auf mehr als 500 000 Brutpaare geschätzt, doch auch diese Art macht Ornithologen Sorgen. Nach wissenschaftlichen Berechnungen ist die Zahl der weißgrauen Vögel mit dem dunklen Strich über den Augen zwischen 1995 und 2000 jährlich um 4% zurückgegangen. Die weltgrößte Brutkolonie auf Steeple Jason Island im Nordwesten des Falklandarchipels hat in nur drei Jahren 44 000 Brutpaare verloren. Auch für den Wanderalbatros, den mit bis zu 11 kg Gewicht und bis zu 3,5 m Flügelspannweite größten aller flugfähigen Vögel, sieht es nicht gut aus. Etwa 28 000 Brutpaare soll es noch geben. Damit hat sich der Weltbestand in den letzten drei Jahrzehnten halbiert.
Tödliche Haken
Schuld an diesem Rückgang ist nach Ansicht von Ornithologen vor allem die Langleinenfischerei. Aus unzähligen Schiffen spulen sich mehr als 100 km lange Leinen in die Meere. An jeder davon hängen Tausende von Haken mit Fisch- oder Tintenfischstücken als Köder für Thunfische oder die wertvollen Schwarzen Seehechte. Allein die im südlichen Ozean tätigen Thunfischflotten legen jedes Jahr mehr als 200 Mio. Haken aus. Aus der Vogelperspektive sehen die nach einem appetitlichen Imbiss aus. Doch nach einem solchen Köder zu schnappen, kann für einen Seevogel fatal enden: Der scharfe Haken bohrt sich durch Schnabel und Schlund, die Leine zieht das Tier unter
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