Wissen auf einen Blick - Philosophen
In ihm bilden sich Wahrheiten heraus, in denen immer auch Machtwirkungen deutlich werden, die wiederum jenseits der Sprache liegen. Wenn im politischen Diskurs etwa von „Ausländerflut“ die Rede ist, wird die Migration damit implizit zur Naturkatastrophe erklärt. Eine solche diskursive Praktik kann nach Foucault handfeste nicht-diskursive Folgen haben, zum Beispiel die Verschärfung von Zuwanderungsbestimmungen. Foucault geht es darum, das Bewusstsein für derartige Zusammenhänge zwischen Sprechen und Handeln zu schärfen.
Strukturalismus
Michel Foucaults Diskursanalyse wird zum Strukturalismus gerechnet, als dessen Begründer der Ethnologe und Philosoph Claude Lévi-Strauss (*1908) gilt. Zentrales Anliegen des Strukturalismus ist die Erforschung der Weltbilder und Regelwerke („Strukturen“), die in der Sprache und anderen Zeichensystemen zum Ausdruck kommen. Dabei greift der Strukturalismus auf sprach- und geschichtswissenschaftliche, aber auch auf soziologische und psychoanalytische Methoden zurück
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Undatierte Aufnahme des französischen Philosophen und Schriftstellers Michel Foucault. Zu den wichtigsten Forschungsfeldern Foucaults gehörte die Historie der Sexualität. Trotz seiner intensiven Beschäftigung mit der menschlichen Sexualität wurde Foucault eines der ersten prominenten Opfer der damals noch unerforschten Immunschwächekrankheit Aids
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(c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt
Dekonstruktion: Verbindung von Destruktion und Konstruktion
Jacques Derrida (1930–2004)
1925 beschreibt Freud in seinem Aufsatz „Notiz über den Wunderblock” ein Kinderspielzeug. Der Wunderblock ist eine druckempfindliche Wachsplatte, auf der immer wieder neue Zeichen geschrieben und anschließend gelöscht werden können. Spuren des früheren Beschreibens bleiben als unsichtbare Vertiefungen erhalten.
Hebt man die Schicht ab, die in das Wachs eingeritzt ist, so kann man diese auf anderen Hintergründen wieder deutlich machen. Derrida inspirierte dies zu seiner Art der Interpretation, die die erhaltenen Dauerspuren sichtbar machen will. Von der Zaubertafel übertrug er Freuds Beobachtungen auf Literatur und Kultur. Damit war die Dekonstruktion geboren.
Das Nichtgesagte ist entscheidend
Dekonstruktion denkt bei jeder Aussage das Nichtgesagte, Ausgelassene und Verneinte mit. Sie richtet das Augenmerk sogar primär auf das Nichtgesagte. Das Nichtgesagte soll gezeigt und erfasst werden, sodass der „Fußabdruck“ der Aussage offensichtlich wird. Dekonstruktion muss also je nach dem beobachteten Objekt anders verfahren.
Sie ist keine Methode, die immer auf die gleiche Art und Weise angewendet werden könnte. Im Kern geht es darum, den Kontrast zwischen der Autorenintention und dem, was ein Text selbst aussagt oder offenbart, aufzudecken. So legt die Dekonstruktion ihr Augenmerk beispielsweise auch darauf, wie (vermeintliche) Gegensätze zustande kommen. Attribute wie „gut“ und „böse“ bedingen einander laut Derrida wechselseitig. „Gut“ ist nur in Bezug auf sein Gegenteil „böse“ sinnvoll und verständlich. Selbst, wenn in einem Text nur eines der beiden Wörter vorkomme, klinge das Gegenteil immer mit. Jeder Text sage deswegen mehr aus, als der Verfasser in ihn hineinlege.
Praktische Relevanz
Die Dekonstruktion ist kein System; es handelt sich vielmehr um eine Praxis, um die Kritik und Transformation von Texten. Derrida möchte sozusagen den „blinden Fleck“ im Auge des Autors aufspüren, den Punkt, von dem aus dieser sieht und den er gerade deshalb selbst nicht sehen kann.
Wortschöpfung mit Tücken
Zur Feier der Aufnahme der wichtigsten Vokabel der Philosophie Derridas in den „Le Robert“, das maßgebliche Wörterbuch der französischen Sprache, zeigte Derrida stolz seiner Mutter den Neueintrag seiner Wortschöpfung. Die Mutter allerdings entgegnete bestürzt: „Jackie! Seit wann schreibst Du ‚différence’ mit einem ‚a’?“
Die „Différance“
Derridas Hauptvermächtnis ist die Philosophie der Differenz. Es gibt demnach keine eindeutige Auslegung eines Kunstwerks oder Textes. Jacques Derrida erfindet für die Bewegung der Dekonstruktion ein neues, bedeutendes Kunstwort: Die „différance“. Différance bezieht sich auf das französische Wort „différer“ und hat mehrere Bedeutungen. Zum einen beschreibt es eine zeitliche Verzögerung, also ein permanentes „Aufschieben“ der Bedeutung zugunsten einer anderen Lesart ins Unendliche.
Zum anderen bezeichnet
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