Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

ungerührt. „Ich brauche dich eh nicht.“
    Doch es war zu spät, der andere Junge ließ sich nicht mehr abschütteln. Seth machte seine Runde und prüfte ganz genau, ob jemand an den Runen herumgepfuscht hatte.
    „Was ist, kannst du riechen, ob hier jemand war?“, fragte er.
    Ira schnaubte höhnisch. „Praktisch jeder war hier. Edding stinkt wie die Pest, nur, dass du es weißt. Dafür kriegst du noch richtig Ärger. “
    „Geschenkt “, sagte Seth ungeduldig. „Ich meinte, ob jemand hier war, der nicht zur Schule gehört. Oder ob jemand am Stein gekratzt und die Stelle danach übermalt hat und solches Zeug.“
    „Nein, nur Schüler und kein frisches Lösungsmittel. “ Ira krauste die Nase. „Schlimm genug.“
    Seth ließ ihn alle vier Runen überprüfen, dann trabten sie schweigend zurück zum Klassenzimmer.
    „Was denkst du, geht heute Abend jemand drauf?“, fragte Ira leise.
    Seth sah auf seine Uhr. Noch drei Minuten bis zum Klingeln. „Ich hoffe nicht. “
    „Wir könnten deine Kritzeleien bewachen. “ Auf Seths überraschte, ein wenig skeptisch erhobene Augenbraue hin meinte er: „Was? Wir können uns einen Skandal nicht leisten, schon vergessen?“
    „Schon, aber das aus deinem Mund  ... ?“
    Die Tür öffnete sich und Aldrich befahl sie mit einem Kopfnicken zurück in den Klassenraum. Vor den Mitschülern wies er sie zurecht, drohte noch einmal mit Nachsitzen und entließ dann alle in den Nachmittag.
    „Schwein gehabt“, flüsterte Ira, als er sein Zeug in seine Tasche warf. „Normalerweise wäre die Woche gelaufen gewesen.“ Er stand auf und streckte sich. „Na schön, ich bin dann mal auf Patrouille.“
    „Lasst niemanden ran, außer vielleicht Claire. “
    „Wofür hältst du mich, Morgan? “
    Als er fort war, schlurfte Seth zur Cafeteria, wo er Jos und den Rest seiner neuen Freunde traf. Alle waren schon aufgeregt und freuten sich auf die Dreharbeiten am Abend, auch, wenn die Zuschauerplätze begrenzt waren.
    „Es geht erst um sechs los. Was machen wir bis dahin? “, fragte Molly.
    Suzanne hob die Hand. Sie hatte sich mit grünem Fineliner Algiz darauf gezeichnet. „Wir könnten unsere Hausaufgaben machen. “
    Grabo stöhnte. „Ernsthaft? Können wir nicht zu Burger Joe fahren und was trinken? “
    Seth, der unbedingt in der Schule bleiben und niemanden aus den Augen lassen wollte, entschied, seinen einzigen Trumpf auszuspielen. „Ich könnte euch aber auch in den Filmflügel mitnehmen. Hättet ihr Bock? “
    Sofort hingen alle an seinen Lippen und es war entschieden. Glücklicherweise hatte Lamar heute Wachdienst im abgesperrten Gebäudeteil, sodass Seth mit ein bisschen Geplänkel und dem Versprechen, ein Foto von Brenda zu schicken, hineinkam.
    „Deine Ma ist aber da drin “, warnte Lamar. „Geht ihr besser aus dem Weg, sie hat schlechte Laune.“
    „Sie bemerkt uns gar nicht “, versprach Seth. Er warf den anderen einen vielsagenden Blick zu, dann waren sie drin und die Gruppe sah sich staunend die verkabelten, mit Requisiten und Kameras vollgestellten Klassenzimmer an.
    „Ich habe gelesen, dass der Location Scout Blackwood Springs ausgesucht hat, weil die Schule fast genauso aussieht wie das, was die im New Yorker Studio gebaut haben “, sagte Jos. „Cooler Zufall, was?“
    „Ich habe mich schon in der ersten Staffel gefragt, ob die bei uns schnüffeln waren “, sagte Grabo. „Haben alle hier.“
    Molly und Lennard nickten, doch Archie verdrehte nur die Augen.
    Sie drückten sich fast eine ganze Stunde lang an den verschiedenen Sets herum, setzten sich in den Biologieraum, in dem noch alles so stand und lag, wie die Crew es zurückgelassen hatte, und kicherten über die präparierten Objektträger, die unter dem Mikroskop auffällig veränderte Zellen offenbarten.
    „Da kommen demnächst wohl irgendwelche Kreaturen ins Spiel “, bemerkte Lennard. Er tippte eifrig auf seinem Telefon herum. „Das muss ich gleich mal twittern.“
    Seth nahm ihm das Handy weg. „Nichts wirst du. “ Er löschte den Eintrag und steckte das Gerät ein. „Nichts für ungut, aber ich hänge an meinem Leben.“
    Molly haute Lennard gegen die Schulter. „Was soll denn das, du Idiot? Willst du, dass wir achtkantig rausfliegen? “
    Auch die anderen sahen ihn böse an, aber nicht für lange. Die Tür öffnete sich nämlich und zwei der drei Hexenmädchen steckten ihre Köpfe herein.
    „Ha, ich wusste doch, dass ich was gehört habe!“, rief Brenda triumphierend. Sie und Trisha