Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
wissen und hier draußen jemanden erwischen? Es muss nur ein ungeschützter Normalo unterwegs sein …“
„Dafür sind die Blackwoods doch da “, meinte Angelika aufmunternd. „Drinnen sind viel mehr Menschen unterwegs, und dann auch auf so engem Raum versammelt.“
„Sie hat Recht “, seufzte Claire. „Es wäre leichtsinnig, dich damit allein zu lassen. Du bist ja noch nicht einmal offiziell initiiert, du Armer.“
„Siehst du. “ Angelika hielt vor der Eingangstür an. „Es ist noch genau eine Stunde, bis die Aula geöffnet wird. Visualisiert lieber noch mal den Schutzkreis, ich melde mich, wenn mir etwas auffällt. Einverstanden?“
„Einverstanden. Lass dich von den Jungs nicht zu sehr ärgern. “
„Ich doch nicht. “ Angelika winkte und sie trennten sich.
Zurück im Filmflügel verschanzten sich Seth und Claire in einem leeren Klassenzimmer. Im Schneidersitz auf ihren Pullovern sitzend reichte Claire ihm ihre Hände und bat ihn, sich auf seinen Schutzkreis zu konzentrieren.
„Du weißt, was zu tun ist“, murmelte sie, „fühle in dein Werk hinein und erfülle Algiz mit Kraft.“
Ihre Stimme war hypnotisch und die Ruhe so entspannend, dass Seth nach nur wenigen Atemzügen sein Gleichgewicht fand und sich in das Ziehen seines Kreises vertiefte. Osten, Süden, Westen und Norden sowie die Elemente grüßten ihn, doch sie waren nicht so ruhig und majestätisch wie sonst. Eine Art Vibration ging durch ihn hindurch, dann noch eine und noch eine. Wieder und wieder durchfuhr ihn das unangenehme Gefühl, berührt zu werden. Er merkte, wie er Claires Finger mit jeder Erschütterung quetschte.
„Das sind Angriffe“, flüsterte sie. „Aber Algiz ist mächtig, du brauchst keine Angst zu haben.“
Ihre Finger drückten ermutigend zurück und Seth war so, als könne er die Schwingungen spüren, die von ihr ausgingen. Sie waren weich, unaufdringlich und passten sich ihm auf bizarre Weise an.
„Es wird heller“, sagte er bewundernd. Hinter seinen Lidern glommen die Runen golden auf und das Licht, das sie verströmten, pulsierte stetig und stark über die Wände der Schule. „Ich glaube, es klappt.“
Claire atmete tief ein und wieder aus. „Sehr gut. Verankere dieses Bild in dir, dann kannst du später immer wieder darauf zugreifen. “
Seth glich seine Atmung ihrer an. Ein und aus, langsam und stetig. Um ihn herum tanzten glühende, goldene Lichtpunkte und das Leuchten der Elemente hüllte ihn schützend ein. Obwohl Diane nicht da war, bat Seth in einer endlosen Litanei um Schutz für die Schüler.
Sie können nichts dafür , dachte er, halt sie da raus, wenn du kannst. Bitte lass nichts Schlimmes passieren …
Eine ganze Weile später lösten sie sich wieder aus der Meditation. Claire reichte Seth eine Wasserflasche und einen Nussriegel und verspeiste selbst mit großem Appetit eine Banane. Er musste wegsehen; seine Hormone machten auch vor einer Frau nicht halt, die mehr als zehn Jahre älter war als er. Nach dem Essen rauchten sie gemeinsam schlechten Gewissens den angerauchten, halben Joint, damit ihnen im Notfall die Geister nicht entkommen konnten.
„Ich wünschte, du würdest das lassen, sobald dieser furchtbare Tag vorbei ist“, sagte Claire, „aber das wäre leichtsinnig und dumm.“
Da musste Seth ihr Recht geben. „Immerhin hast du nicht gesagt, dass ich es tun soll “, bot er zum Trost an, wünschte sich jedoch, dass Jos hier wäre und mitrauchen könnte. Vermutlich machte ihn das zu einem noch viel schlechteren Menschen, aber er hütete sich, das laut zuzugeben.
„Die Göttin steh mir bei. “
„Tut sie, und sie lässt dich grüßen. “ Claires Gesichtsausdruck war unbezahlbar und Seth lachte.
Kapitel 26
Es war beinahe fünf Uhr, als sie wieder zu den anderen stießen. Lennard, Jos und Archie waren in ein Spiel vertieft, während Molly und Suzanne in einer Ecke über Mädchenangelegenheiten tratschten. Grabo beschäftigte sich als einziger wie von Suzanne vorgeschlagen mit seinen Hausaufgaben.
„Oh, hey, du warst aber mächtig lange weg “, bemerkte er und bedachte Claire mit einem beredten Blick.
Seths Gesicht wurde heiß. „Halt die Klappe. “
Molly und Suzanne kamen heran und begrüßten Claire freundschaftlich. Einmal mehr stellte Seth fest, dass augenscheinlich jeder jeden in dieser Stadt kannte, aber da Claire Ärztin war, war das auch nicht weiter verwunderlich.
„Was machst du hier?“, fragten sie beinahe zeitgleich und
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