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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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begrüßt.« Françoise betrat mit einer dampfenden Wasserschüssel den Raum. Wie üblich trottete Pierre ihr hinterher.
    »Hat sich etwas von Bedeutung ereignet?«, wollte George durch die Vorhänge hindurch wissen. Still und leise hatte er den Raum betreten und damit Françoise’ Bemühungen, die anderen Männer aus dem Zimmer zu scheuchen, vereitelt. »Lord Northumberland wurde allein unten im großen Saal sitzen gelassen. Wäre er mein Förderer, würde ich ihn nicht so behandeln!«
    »Hal liest gerade eine Abhandlung über die Konstruktion einer Waage, die mir ein Mathematiker aus Pisa gesandt hat. Damit ist er vollauf beschäftigt«, erwiderte Tom säuerlich und ließ sich auf der Bettkante nieder.
    Offenbar sprach er über Galileo, begriff ich. Im Jahr 1590 hatte Galileo als Dozent an der Universität von Pisa gelehrt. Sein Werk über die Waage war da noch nicht veröffentlicht.
    Tom. Lord Northumberland. Jemand, der mit Galileo korrespondierte.
    Mein Kiefer klappte nach unten. Der Dämon, der auf unserer Steppdecke saß, musste Thomas Harriot sein.
    »Françoise hat recht. Raus. Und zwar alle.« Matthew richtete sich auf.
    »Was sollen wir Hal sagen?«, wollte Kit wissen und warf einen vielsagenden Blick in meine Richtung.
    »Dass ich gleich hinunterkommen werde«, sagte Matthew. Er wälzte sich herum und zog mich an seine Seite.
    Ich wartete, bis Matthews Freunde aus dem Raum defiliert waren, dann boxte ich ihn gegen die Brust.
    »Wofür war das denn?« Er wand sich unter gespielten Schmerzen, dabei hatte ich mir bei dem Schlag nur die Faust geprellt.
    »Dafür, dass du mir nicht erzählt hast, wer deine Freunde sind!« Ich stützte mich auf einen Ellbogen und sah ihn finster an. »Der berühmte Dramatiker Christopher Marlowe. Der Dichter und Gelehrte George Chapman. Der Mathematiker und Astronom Thomas Harriot, wenn ich mich nicht sehr irre. Und unten wartet der ›Hexenmeister‹, der Earl Henry Percy of Northumberland!«
    »Ich weiß nicht, wann Henry diesen Spitznamen bekommen hat, aber so nennt ihn hier niemand.« Matthew sah mich amüsiert an, was mich noch wütender machte.
    »Jetzt fehlt nur noch Sir Walter Raleigh, und schon haben wir die gesamte Schule der Nacht beisammen.« Matthew schaute aus dem Fenster, als ich die legendäre Gruppierung von Umstürzlern, Philosophen und Freidenkern erwähnte. Thomas Harriot, Christopher Marlowe, George Chapman, Walter Raleigh. Und …
    »Wer genau bist du hier, Matthew?« Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, ihn das vor unserer Abreise zu fragen.
    »Matthew Roydon«, antwortete er mit einem freundlichen Nicken, als wären wir uns eben vorgestellt worden. »Der Dichterfreund.«
    »Die Geschichtsschreiber wissen praktisch nichts über dich«, sagte ich verdattert. Matthew Roydon war die undurchsichtigste Gestalt aus dem Dunstkreis der mysteriösen Schule der Nacht.
    »Jetzt, wo du weißt, wer Matthew Roydon in Wahrheit ist, überrascht dich das doch nicht?« Eine schwarze Braue hob sich.
    »Ach, in den letzten Monaten wurde ich so oft überrascht, dass es für ein ganzes Leben reicht. Trotzdem hättest du mich warnen können, bevor du mich hier abgesetzt hast.«
    »Was hättest du dann getan? Bevor wir aufgebrochen sind, hatten wir kaum die Muße, uns umzuziehen, und ganz bestimmt keine Zeit für ein Forschungsprojekt.« Er setzte sich auf und schwang die Beine auf den Boden. Unsere traute Zweisamkeit war von beklagenswert kurzer Dauer gewesen. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Das sind bloß gewöhnliche Männer, Diana.«
    Ganz gleich, was Matthew sagte, an diesen Männern war nichts gewöhnlich. Die Schule der Nacht hatte häretische Ansichten vertreten, sich über die Korruption am Hof von Königin Elisabeth mokiert und den intellektuellen Größenwahn von Kirche und Universitäten entlarvt. »Verrückt, böse und ein gefährlicher Freundeskreis«, beschrieb diese Gruppe perfekt. Wir hatten uns nicht zu einer friedlichen Runde gesellt, die sich in aller Freundschaft an Halloween traf. Wir waren in ein Hornissennest elisabethanischer Unruhestifter gefallen.
    »Mal abgesehen davon, dass deine Freunde wirklich rücksichtslos sein können und Vorsicht geboten ist, darfst du nicht von mir erwarten, dass ich völlig ungerührt bleibe, wenn du mich Leuten vorstellst, mit denen ich mich seit meinem ersten Semester an der Uni beschäftigt habe«, tadelte ich ihn. »Thomas Harriot ist einer der führenden Astronomen seiner Zeit. Dein Freund Henry Percy

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