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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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kommen, damit ich dich überallhin begleiten kann.«
    Â»Und wenn mich jemand entführen will, kannst du deine irren Karatekünste anwenden.«
    Ich seufzte ungeduldig. »Ich geh nicht mehr zum Karate, Freya. Du weißt, warum.«
    Â»Wenn du bloß endlich aufhören würdest, dich deswegen fertigzumachen. Der Idiot hat absolut verdient, was er von dir gekriegt hat.«
    Freya hatte gut reden. Sie war ja nicht auf die Polizeiwache geschleppt worden.
    Â»Erzähl mir mehr über deine Schule«, sagte ich. »Komponierst du viel – und hast du den Leuten von uns erzählt?«
    Â»Na klar! Mark hat mich eins unserer Stücke singen und spielen lassen, ein anderer Student hat deinen Gitarrenpart übernommen. Alle waren total beeindruckt.«
    Ich wusste noch nicht genau, wie ich das finden sollte. Wir hatten die Musik zwar für andere geschrieben, aber die Noten gehörten Freya und mir.
    Â»Klingt wie ein ganz anderes Leben«, sagte ich schließlich.
    Â»Ist es auch. Das Herumfahren hier ist allerdings teuer. Ich musste mir wieder einen Job besorgen, freitagabends kellnere ich. Hör mal, Jonny, ich muss los. Wir telefonieren bald wieder, okay?« Ehe ich sie fragen konnte, wann, hatte sie schon aufgelegt.
    Komisch, ich hatte erwartet, mich besser zu fühlen, wenn ich mit dem Menschen redete, der mir am meisten bedeutete, aber aus irgendeinem Grund war das absolute Gegenteil der Fall.
    Im College hatte ich wenigstens ein Mal Glück: Natasha war doch nicht in meinem Mathekurs. Zwar hatte es ein paar fiese Bemerkungen über den Kotzvorfall gegeben, aber alle hatten genug mit sich selbst zu tun und zogen nicht weiter über mich her.
    Und der Unterrichtsstoff kam mir nicht schwierig vor, obwohl es mehr Hausaufgaben gab, als ich erwartet hatte. Es war ein komisches Gefühl, den Stundenplan zu sehen. Dieses Stück Papier würde das ganze nächste Jahr mein Leben bestimmen. Ein sich ständig wiederholender Ablauf von Mathe, Mathe II, Physik und Chemie. Ich hatte das Gefühl, dem Teufel meine Seele überlassen zu haben.
    Wie sich herausstellte, war das größte Problem tatsächlich der Zombie-Bus. Meine Eltern mussten mich am ersten Morgen aus dem Bett zerren. Vermutlich sah ich ziemlich fertig aus, denn als sie mich an der Bushaltestelle absetzten, tauchte Lucy Booker auf und quietschte: »Keine Sorge, Jonathan, ich sorg schon dafür, dass du heil ankommst.« Das war zum Totlachen, denn Lucy ist zwei Köpfe kleiner als ich und kann nicht mal richtig auf sich selbst aufpassen, aber für Einwände war ich noch zu weggetreten.
    Lucy bestand darauf, sich im Bus neben mich zu setzen, und plapperte die ganze Fahrt über von irgendeiner Website, die sie entdeckt hatte. Ich wusste, ich sollte dankbar sein, weil jemand nett zu mir war, aber mir war es peinlich, dass es ausgerechnet Lucy sein musste. Vor noch gar nicht so langer Zeit war sie mein weibliches Gegenstück gewesen. Sie kam gut mit den Lehrern aus, spielte nerdige Videospiele und trug sogar so eine Brille wie ich. In unserer Klasse waren endlos Witze darüber gerissen worden, wie perfekt wir doch zusammenpassten.
    An diesem Abend beschloss ich, mir ein paar lustige Stunden zu machen und mir geschmacklose Musikvideos aus den Achtzigern anzuschauen. Ich hatte mir gerade eine Tasse Tee geholt, als unten auf meinem Bildschirm eine Nachricht auftauchte: Rozzledozzle war online.
    Hey, tippte ich, um ein Gespräch anzufangen. Erinnerst du dich noch an mich?
    Ja.
    Hast du Lust zu chatten?
    Rozzledozzle antwortete nicht. Kam nicht so total überraschend für mich. Aber dann, nach etwa fünfzehn Minuten, blinkte eine neue Nachricht auf.
    Hab gemacht, was du gesagt hast.
    Ach, ECHT?
    Ja. Je länger ich drüber nachgedacht hab, desto überzeugender kam es mir vor. Also hab ich Abby gesagt, wie scheiße sie als Freundin ist.
    Und was dann?
    Sie wollte es nicht hören und meinte, ich soll Mitleid mit Claudia haben, weil ihre Eltern sich gerade trennen. Na und? Meine sind geschieden, war für mich aber längst kein Grund, mich wie die Oberzicke zu benehmen!
    Ich wusste nicht so richtig, was ich dazu sagen sollte. Zum Glück tauchte eine weitere Nachricht auf.
    Ich glaub, Abby hat keinen Schimmer, wie ich mich fühle :( Sie behandelt mich wie ein Möbelstück, obwohl ich angeblich ihre beste Freundin bin.
    Das ist blöd. Habt ihr denn irgendwas klären

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