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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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Musik. Wenn ich es übertreibe, sag mir einfach, dass ich die Klappe halten soll.
    Warum machst du dann keinen A-level in Musik?
    Eltern.
    Mehr brauchst du nicht zu sagen.
    Ist scheiße. Wenn sie mich gelassen hätten, hätte ich mich am Konservatorium beworben. Dann hätte ich mit Freya zusammen sein können.
    Ist Freya deine Schwester?
    Nee, bin Einzelkind. Freya ist meine Freundin und sie fehlt mir wahnsinnig.
    Oh. Hübsch?
    Ja. Wart mal, ich schick dir ein Bild.
    Rosalind
    20.50 Uhr
    Sowie die Übertragung beendet war, klickte ich den Anhang an, und das Bild füllte den Monitor aus. Ein Typ und ein Mädchen standen irgendwo Rücken an Rücken in einem Garten und lächelten in die Kamera. Beide mit Gitarre vorm Bauch.
    Jonathan erinnerte mich an die cool gestylten Oberstufenschüler in meiner Schule. Er trug Jeans, die von oben bis unten voller bunter Badges waren, ein T-Shirt mit dem Logo von irgendeiner Band, Perlenarmbänder und eine schwarze Kastenbrille, mit der er gleichzeitig schlau und cool aussah. Seine halblangen rotbraunen Haare war irgendwas zwischen wellig und lockig, und für einen Jungen hatte er große Augen, die ernst blickten. Er war extrem mager, und ich fragte mich sofort, ob er vielleicht irgendeine Essstörung hatte.
    Und Freya – war atemberaubend. Sie hatte Kurven an genau den richtigen Stellen, eine Figur, von der alle Mädchen träumen, und lange goldblonde Haare mit einem dicken Pony. Ob sie wohl im wirklichen Leben auch so glatt und glänzend waren? Ihr Gesicht erinnerte mich an eine Porzellanfigur – ein roter Mund, der süß lächelte, eine kleine Nase, lange Wimpern und rosige Wangen. Und von ihrem Outfit war ich fasziniert. Es musste Vintage sein, so seltsam war es, ein Feinripppullover und ein Rock, der in den Sechzigerjahren wahrscheinlich als Mini bezeichnet worden wäre, eng anliegende Lederstiefel und jede Menge bunter Schmuck. Es hätte grauenhaft aussehen können, aber bei ihr war es der Hammer.
    Sie sahen beide ziemlich erwachsen aus. Ich war froh, dass ich Jonathan wegen meines Alters angelogen hatte. Wahrscheinlich hätte er mit einer Vierzehnjährigen nicht weitergechattet – und ich redete wirklich gern mit ihm, auch wenn ich ein paar der Sachen, von denen er gesprochen hatte, erst googeln musste. Als er mich nach meinen Abschlussfächern gefragt hatte, hatte ich schnell schalten müssen, deshalb hatte ich die von meiner Schwester aufgezählt und Kunst hinzugefügt, weil das mein Lieblingsfach war.
    Ich merkte, dass ich mit dem Tippen meiner Antwort ein paar Minuten gewartet hatte. Ich war so damit beschäftigt gewesen, die Fotos zu studieren. Ja, sie ist hübsch, schrieb ich.
    Ich hab echt Glück. Jede Menge Jungs, die viel besser aussehen als ich, sind hinter ihr her.
    Du siehst nicht schlecht aus. Ehrlich gesagt gefiel er mir sogar richtig gut, besonders sein Lächeln – so natürlich, aber auch ein bisschen schüchtern. Anders als die meisten Jungs, die ich kannte, die ziemlich von sich überzeugt waren.
    Wie man’s nimmt. In Freyas Liga spiel ich aber nicht.
    Vermute, ihr habt total viel gemeinsam.
    Musik hauptsächlich. Wir haben – hatten einen Auftritt mit unseren Gitarren und haben unsere eigenen Songs gespielt. Das Foto war auf den Flyern dafür. So was zusammen zu machen und seine Ideen mit jemandem zu teilen, ist einfach toll.
    Kann ich mir vorstellen. Meine Zeichnungen konnte ich nie mit jemandem teilen, der Ahnung davon gehabt hätte. Abby und die Leute aus meinem Kunstkurs waren zwar beeindruckt davon, aber so richtig kapierten sie es auch nicht.
    Also, jetzt hast du mich gesehen. Krieg ich dich denn auch zu sehen?
    Warte.
    Ich wirbelte auf meinem Stuhl herum, mein Herz schlug schnell.
    Ich hasse mein Aussehen. Ich bin nicht hässlich, hab aber nichts an mir, für das jemand einen zweiten Blick riskieren würde. Meine Schwester Olivia hat genau die gleichen Augen, den gleichen Mund und die gleiche Nase wie ich, aber in ihrem Gesicht ist das alles schön. Ihre Haare glänzen herrlich braun, meine sind mausbraun – und ich hab einen Jungshaarschnitt. Ihre Wimpern sind lang, meine nicht. Das Schlimmste ist, sie hat eine wirklich schöne Figur und ich nicht eine einzige Kurve. Ehrlich gesagt, man könnte mich für einen Jungen halten. Wenn ich Röcke, Schmuck und Make-up trage, sehe ich aus wie verkleidet.
    Letztes Weihnachten,

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