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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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gefragt hatte.
    Sie hatte sich am Anfang sehr zurückgehalten. Was das anging, hatte er recht, denn sie wollte nicht, dass ihre Beziehung gleich zum heißesten Tagesgespräch der Klinik avancierte. Aus Angst, er könnte nur auf eine schnelle Eroberung aus sein, hatte sie fast einen Monat gewartet, bis sie das erste Mal mit ihm geschlafen hatte.
    Im Nachhinein betrachtet hätte sie auf ihr Gefühl hören sollen. Aber wer dachte schon nach, wenn man vom Traummann schlechthin um seine Hand angehalten wurde?
    Warum Richard das nach nur vier Monaten Beziehung getan hatte, blieb ihr weiterhin ein Rätsel. Vielleicht hatte ihm seine herrische Mutter das Messer auf die Brust gesetzt. Vielleicht, weil er schon vierunddreißig Jahre alt war. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
    Es spielte keine Rolle mehr, warum. Er hatte sie betrogen. Als sie es zufällig von einer Kollegin erfuhr, hatte sie sich von ihm getrennt. Trotzdem stellte sie Richard zur Rede, wollte ihm wenigstens die Gelegenheit geben, sich dazu zu äußern. Das hatte er dann auch getan, indem er ihr die Schuld für seinen Fehltritt in die Schuhe schob, nur darauf aus, seinen männlichen Stolz zu retten.
    Das heftige Zittern ihrer Beine holte Anja in die Realität zurück. Sie versuchte, sich etwas schräger gegen den Baum zu lehnen, doch das half nur kurzfristig. Die quälende Haltung ließ ihre Muskulatur mehr und mehr versagen. Sie harrte aus, bis ihr Körper seine letzten Reserven verbraucht hatte und ihr nichts mehr anderes übrig blieb, als aufzugeben.
    Kraftlos sank sie zu Boden, nahm vor Erschöpfung sogar den Schmerz in ihren Armen in Kauf. Obwohl sie alles versuchte, konnte sie nicht vermeiden, dass ihr Tränen aufstiegen . Hastig blinzelte sie sie weg. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie hämisch Santos reagieren würde, sollte er dieses Zeichen ihrer Resignation entdecken. Wenigstens diesen Triumph wollte sie ihm nicht gönnen.
    Kurz bevor sich die Männer schlafen legten, kam Ramon zu ihr an den Baum. Das flackernde Feuer hinter ihm hüllte sein Gesicht in Schatten, trotzdem spürte sie förmlich, wie seine außergewöhnlichen Augen über ihr verweintes Gesicht glitten. Sie wandte den Kopf ab.
    Ohne das Wort an sie zu richten, löste er das Seil und führte sie mit scheinbar lockerem Griff zum Feuer. Anja ließ sich davon nicht täuschen. Nach den letzten Stunden kannte sie Ramons blitzartige Reflexe. In seiner Gegenwart konnte sie einen Fluchtversuch vergessen. Falls es ihr überhaupt gelänge, sich von ihm loszureißen, würde sie in der Dunkelheit ohnehin nicht weit kommen. Eine Flucht zu diesen Bedingungen glich wohl eher einem Kamikaze denn einem genialen Schachzug. Widerstandslos ließ sie sich von ihm auf das Lager nahe dem Feuer drücken.
    Ramon knotete das lose Ende des Stricks um sein Fußgelenk, warf ihr einige Decken zu und legte sich hin. Frierend kauerte sich Anja in größtmöglichem Abstand zu ihm zusammen. Noch bevor sie die Wärme des Feuers richtig spürte, schlief sie vor Erschöpfung ein.

2.
    Ermittlungen
     
     
     
    Kalifornien, Mariposa, 01.09.2007, 11:00 Uhr
     
    E dward Shepard stierte ungläubig auf das Überwachungsvideo. Er sah das im Laden seines Freundes Sam Kellerman aufgenommene Band bestimmt schon zum zehnten Mal. Trotzdem wollte er es nicht wahrhaben. Er war seit über dreißig Jahren Sheriff von Mariposa und hatte immer stolz behauptet, dass in seinem County, mit Ausnahme der unvermeidlichen Verkehrsdelikte, keine nennenswerten Verbrechen begangen wurden. Damit hatte er auch recht gehabt … bis vor wenigen Tagen.
    Bis zwei Typen Geschichte geschrieben hatten, indem sie Sam überfallen und eine junge Frau als Geisel genommen hatten.
    Er drückte die Rückwärtstaste am Rekorder und sah sich das Band noch einmal an, als würden sich dadurch plötzlich Geheimnisse offenbaren, die ihm vorher entgangen waren.
    Nachdem er wieder an der Stelle angekommen war, an der einer der Männer kurz vor Verlassen des Stores eine Parole gerufen hatte, schüttelte er frustriert den Kopf. Das schlug dem Fass ja noch den Boden aus: Jetzt hatten sie schon Ton auf dem Band und verstanden trotzdem kein einziges Wort.
    Sam hatte angemerkt, dass die beiden Männer vermutlich Südamerikaner waren, was nahelegte, dass sie Spanisch gesprochen hatten. So weit, so gut. Und jetzt?
    Edward setzte sich gerader hin und zog den Hosenbund über seinen Bauch. Verflixt, die Uniform brachte ihn noch um. Er musste seiner Frau

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