Wo Ja Nein bedeutet
übrigens davor, zu glauben, Sie würden plötzlich Schweizerdeutsch verstehen, wenn Sie sich ohne größere Probleme mit einem Schweizer unterhalten und alles verstehen können. Das liegt nämlich schlicht und ergreifend daran, dass er sozusagen Schweizer Hochdeutsch spricht und damit auf Sie eingeht. Schweizer untereinander jedoch – da haben Sie kaum eine Chance.
Kleiner Tipp fürs Restaurant: Sie zeigen sich besonders höflich – und das ist hier in der Schweiz üblich –, wenn Sie nach der Begrüßung nicht einfach ordern „ich bekomme einen Kaffee“. Benutzen Sie hier eher den Konjunktiv. Also sagen Sie: „Ich hätte gerne einen Kaffee!“ Eine Kleinigkeit? Gewiss. Aber eine, die Ihnen den Umgang innerhalb der Schweiz erleichtert. Die „gnädige
Frau“ kennt man auch in der Schweiz. Der Handkuss ist hier nicht üblich, wohl aber – in den französischen und italienischen Kantonen – der leichte Kuss auf die Wange bei einer Begrüßung.
Nachbarn – und doch so anders
Größere Unterschiede gibt es zu Ländern, denen wir nicht so nahe sind. Vielleicht sind wir ihnen zwar geographisch nah – wie etwa Frankreich oder Polen, die ja direkte Nachbarn Deutschlands sind. Dennoch ist uns im Alltagsleben hier vieles fremd. Kein Wunder, dass es dann oft zu Missverständnissen kommt.
Frankreich: Jumelage mit der „Grande Nation“?
Die Franzosen gelten – das kann man schon bei Asterix nachlesen – als „Erfinder“ der Höflichkeit. Das zeigt sich in vielem und hat sich seit den Tagen der wehrhaften Gallier nicht geändert: In Frankreich siezt man sich gerne, und das nicht nur unter Fremden, sondern auch innerhalb der Familie. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Ehepaar sich gegenseitig oder dass (und dies nicht nur in eher gehobenen Kreisen) Kinder ihre Eltern siezen. Geduzt wird vor allem im Berufsleben kaum, man wählt eher die Form, sich mit dem Vornamen in Kombination mit dem förmlichen „Sie“ anzusprechen. Sich spontan duzen: Das gibt es in Frankreich weniger. Auch nicht im privaten Umgang, man muss sich schon sehr lange und gut kennen.
Selbst wenn man jemanden nicht mit Namen kennt, ja sogar wenn man einander wildfremd ist, spricht man sich mit „Monsieur“ beziehungsweise „Madame“ an. Auch „Mademoiselle“ (also unser deutsches „Fräulein“) ist absolut üblich. Diese Höflichkeitsfloskeln im Umgang miteinander sind in Frankreich unentbehrlich, sie machen jede Konversation zuvorkommend, und Sie gewöhnen sich besser von vornherein daran. Sie werden zwar in Frankreich keinen Blumentopf gewinnen können, wenn Sie nicht absolut perfekt französisch parlieren können. Aber den guten Willen können Sie ja durchaus mal zeigen. Jede Verkäuferin, jeder Postbote sagt freundlich „Bonjour Madame“ oder „Bonjour Monsieur“.
Sie glauben, wir Deutschen würden uns oft die Hände schütteln? Dann kommen Sie mal nach Frankreich! Vor allem Männer scheinen hier praktisch ständig mit „shake hands“ unterwegs zu sein: Jeden Morgen am Arbeitsplatz, selbst im Großraumbüro, wird jeder einzelne Kollege entsprechend begrüßt. Sie gelten schnell als ziemlich arrogant, wenn Sie nur alle pauschal, etwa mit einem „Salut“ begrüßen.
Anders ist es bei den Kolleginnen: Da lässt es sich kein Franzose nehmen, den Wangenkuss anzuwenden. Eine Wissenschaft für sich. Jede/r küsst jede/n mindestens einmal auf die Wange, und zwar auf jede. Planen Sie am besten ein bisschen Zeit ein, denn wenn man das in der gesamten Abteilung macht … Man küsst übrigens nicht „richtig“, sondern haucht „la bise“ mehr in die Luft. Schließlich will man ja das Make-up nicht gefährden. Ganz wichtig: Männer untereinander küssen sich nicht. Wenn man sich gut kennt, umarmt man sich vielleicht, sonst schüttelt man sich die Hand und klopft sich vielleicht noch auf Schulter und Rücken. Das war‘s.
Niederlande: das Käseland?
Den schlimmsten Fehler, den Sie hier machen können: Sie sprechen von „Holland“ und „Holländern“. Das wäre in etwa so, als ob man Bayern mit Deutschland gleichsetzt. Okay, viele Amerikaner tun das. Aber das ist ja nun kein Grund, dass Sie dasselbe mit den Niederländern machen. Sie machen bitte auch keine dummen Witze über die „Käsköppe“, selbst wenn es Sie furchtbar nervt, wenn Sie wieder einmal stundenlang hinter einem Caravangespann herzuckeln mussten.
Unsere Nachbarn gelten als locker und umgänglich, man duzt sich zum Beispiel schnell.
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