Wo Ja Nein bedeutet
Sprache – und doch so viele Unterschiede
Allzu gern erliegt man der Täuschung, dass man Dinge, die einem nahe sind und die man deshalb für vertraut hält, in- und auswendig kennt. Über Unterschiede, die ganz bestimmt da sind, sieht man deshalb lieber einfach hinweg. Unterschiede aber gibt es, ganz ohne Zweifel. Selbst bei unseren allernächsten Nachbarn in Österreich und der Schweiz, die ja – zumindest teilweise – dieselbe Sprache sprechen wie wir. Aber sogar in der Sprache gibt es einige Tücken. Das müssen sogar Bayern einräumen, die doch so viel näher an Österreich sind als etwa ein Kölner oder gar ein „Nordlicht“ aus Hamburg.
Klar: Für jemanden nördlich der Donau, also jenseits des „Weißwurstäquators“, klingen bayerisch und österreichisch praktisch gleich. Zumindest beim ersten Zuhören. Beim genaueren Hinhören jedoch merkt auch ein „Preiß“, dass da nicht nur in der Sprachmelodie, sondern auch inhaltlich gewaltige Unterschiede existieren.
Österreich: die glückliche Alpenrepublik
Schon bei der Begrüßung geht es los: Warum, so fragt sich jeder, der nicht gerade aus dem direkt benachbarten Bayern nach Österreich einreist, sagt man hier nicht „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“? Wieso soll man den lieben Gott grüßen? Und dann das „Servus“ oder gar „Baba“, wenn man sich wieder trennt! Was heißt das eigentlich? Muss das wirklich sein? Nein, muss es nicht – jedenfalls nicht, wenn Sie sich nicht als anbiedernder Deutscher gebärden wollen. Sie dürfen durchaus „Auf Wiedersehen“ sagen (und im offiziellen Umgang miteinander wird das übrigens auch ein Österreicher tun).
Was Sie allerdings tun sollten, ist, auf den Titel Ihres Gesprächspartners zu achten. Für uns ist es vielleicht eher lächerlich, „Herr Kommerzialrat“ oder „Herr Ingenieur“ zu sagen. In Österreich aber gehört die „Titelei“ eben dazu, und gerade ältere Österreicher legen großen Wert darauf. Genauso übrigens wie auf die Anrede „gnädige Frau“ und den Handkuss für die Dame. Seien Sie also darauf gefasst, dass gerade ältere Herren Sie damit beglücken werden. Sie sollten das auch zulassen und nicht etwa Ihre Hand wegziehen. Fühlen Sie sich lieber ein bisschen wie Kaiserin Sissi – dann überstehen Sie das schon.
Richtig schwierig aber wird es, wenn Sie essen gehen wollen. Da entdecken Sie nämlich auf einer österreichischen Speisekarte Gerichte, von denen Sie noch niemals gehört haben. Da gibt es einen Vogerlsalat, ein Butterschnitzel aus faschiertem Fleisch, Fisolen, Erdäpfel und Paradeiser. Hilfe!
Kein Problem: Es handelt sich um Feldsalat, eine Scheibe Hackbraten, Bohnen, Kartoffeln und Tomaten. Jeder österreichische Kellner wird Ihnen das gerne erklären – wenn Sie freundlich nachfragen. Wenn Sie allerdings gar nicht mal so leise darüber lästern und sich lustig machen, sieht es möglicherweise anders aus. Aber dass man das nicht tut, wussten Sie ja sicher schon.
Zum Thema Dialekt: Je nach Region sprechen Österreicher manchmal für uns kaum verständlich, vor allem, wenn sie sich untereinander unterhalten. Gegenüber Ausländern jedoch pflegt man ein
österreichisch gefärbtes Hochdeutsch, das uns zwar immer noch fremdartig vorkommt, das wir aber ohne Probleme verstehen.
Schweiz: Eidgenossen mit Ecken und Kanten
Kommunikative Missverständnisse sind in der Schweiz praktisch vorprogrammiert. Allein schon deshalb, weil uns Deutschen dieser Schweizer Dialekt so wahnsinnig witzig vorkommt und wir deshalb dazu neigen, ihn nur allzu gerne nachzuahmen. Grober Fehler! Erstens können Sie es nicht und zweitens fühlt sich jeder Schweizer dadurch einfach nur veräppelt. Kein guter Einstieg. Man kann ja verstehen, dass es einen einfach reizt, dieses „Gruezi“, das kehlig ausgesprochene „Ch“ und das putzig-verkleinernde „-li“ an fast jedem Substantiv. Sie können jedoch sicher sein: Sie wissen eben nicht genau, wann man es wie macht. Und damit springen Sie sozusagen freiwillig in den Fettnapf.
Wie in Österreich gibt es in der Schweiz Wörter, die eine gänzlich andere Bedeutung haben als bei uns. Beispiel gefällig? Aber gerne: Wenn ein Deutschschweizer sagt, „ich ha ned Puff daheime“, heißt das ganz und gar nicht, dass er in einem Bordell arbeitet oder gar eines besitzt. Sondern so wird auf Schweizerdeutsch ausgedrückt, dass es momentan in den eigenen vier Wänden ziemlich unordentlich ist …
Hüten Sie sich
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