Woelfe der Macht
Sie war ein Rabe. Und Michail hatte sie gequält.
Wenn er das Mädchen an die Dorfbewohner übergab, würden sie nur den schwarzen Geist oder eine Hexe in ihr sehen. Nein, das hatte sie nicht verdient. Bestimmt hatte sie schon mehr als genug Leid in ihrem kurzen Leben erfahren.
»Sie ist ein unschuldiges Kind, das beschützt werden muss.« Er hob sie in seine Arme und verließ mit ihr den Raum. Sie wehrte sich nicht, sondern schmiegte sich an ihn. Als ob sie auf ihn gewartet hätte. Und zu seiner großen Überraschung fühlte es sich gut an.
Er war wegen einer verlorenen Tochter in den Krieg gezogen und kam mit einer neuen zurück.
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2. Kapitel
»Schau mal! Da ist ein Krebs.« Erik drehte sich zu Josi um, die in kurzen Shorts und einem engen Shirt - natürlich alles im üblichen Schwarz – über das sie eine dicke Jacke gezogen hatte, bis zu den Waden im Wasser stand und schon seit einer Stunde die kleinen Lebewesen des Meeres beobachtete. Sobald er sich näherte, um ihre Entdeckungen anzusehen, flohen die kleinen Tierchen sofort und Josi war eingeschnappt. Lag wohl an seiner Wolfsaura.
Als sie sich weiter nach vorne beugte, wahrscheinlich um den Krebs genauer beobachten zu können, hatte er freie Sicht auf ihre schlanken Beine und ihren kleinen süßen Po. Er seufzte. Normalerweise war ihm sein Campingurlaub heilig. Was bedeutete: keine Frauen, keine Familie, keine Computer. Und das für mindestens vier Wochen, sodass er erst zu Silvester wieder bei der Familie war.
Wölfe glaubten nicht an Gott im christlichen Sinne. Sie waren Heiden. Ihre Götter waren Odin und Hekate. Wobei Hekate fast ausschließlich von den Hexen und Priesterinnen vergöttert wurde. Aus diesem Grund feierten sie normalerweise kein Weihnachtsfest, aber in den letzten Jahrzehnten hatte sich diese Tradition auch beim Rudel eingeschlichen. Am 25. Dezember machte man sich kleine Geschenke und es wurde ein großes Festessen veranstaltet. Aber es gab keinen Weihnachtsbaum und auch sonst keine weihnachtliche Deko.
Er sah von dem hübschen Anblick, den Josi ihm bot, wieder zum Auto, aus dem er eben das Zelt holte. Jetzt war er wegen dieser kleinen, schwarzhaarigen Person von seinen Prinzipien abgerückt. Das Seltsame daran war, dass es ihm im Großen und Ganzen nicht viel ausmachte. Sie war sogar sehr pflegeleicht. Er hätte sich nie vorstellen können, dass ein so hübsches Mädchen beim Anblick eines Zeltes und des Meeres freudig quietschen würde. Seine Exfreundin hätte sich beschwert und auf ein Hotelzimmer bestanden. Josi hingegen hatte ihm erzählt, dass ihre Familie sie immer überfürsorglich behandelt hatte und wenn sie mal Urlaub machen, dann immer nur im Hotel. Mit Security. Ihr Kommentar: »Das ist so langweilig.«
Die ersten Nächte waren eine Qual für ihn gewesen. Josi halb nackt neben sich liegend war noch nicht einmal das Schlimmste, aber bei jedem kleinen Geräusch wurde er wach und sah nach, wer oder was das Geräusch verursacht hatte. Was Josi anging, war sein Wolfsverstand auf einhundert Prozent beschützen eingestellt und er wusste noch nicht einmal warum. Bei seiner Exfreundin hatte er nie dieses seltsame Verhalten an den Tag gelegt.
Seit ihrer ersten sexuellen Aktivität im Hotel gab es noch einige andere, da sie bei den unmöglichsten Orten und Gelegenheiten zu sagen pflegte: »Da hab ich Mal was gesehen.« Und er genoss es. Sie war quirlig und niedlich. Und trotzdem unheimlich sexy. Sie hatte ihm komplett den Kopf verdreht.
Er widmete sich wieder dem Zeltaufbau und danach würde er mit ihr in die Stadt gehen, um etwas zu essen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Eine zweite Person hatte er bei seinen Urlaubseinkäufen nicht bedacht. Und er mochte ihre Vorliebe für ungesunde und fettige Köstlichkeiten. Von seiner Familie und seiner Ex durfte er sich deswegen immer Vorträge anhören. Er war unsterblich. Was wollten sie also mit Themen wie Diabetes, Kohlenhydraten und Verkalkung?
Plötzlich hörte er Josi kurz quieken und unmittelbar darauf folgte ein lautes Platschen. Als er sich zu ihr umdrehte, saß sie bis zum Hals im Wasser. Das schien keine Absicht gewesen zu sein, denn sie sah aus wie ein begossener Pudel.
»Ist es nicht etwas zu kalt zum Baden?« Sie funkelte ihn grimmig an. Das Meerwasser hatte Mitte Dezember eine wohlig warme Temperatur von etwa 10 °C.
»Komm doch her und prüf die Temperatur.« Er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen und rief lachend: »Nee. Lass mal.
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