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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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– bloß die Möglichkeit, Audrey zu finden.
    Doch er lächelte, stand auf, reichte mir die Hand und half mir auf. Ich war ganz steif von dem langen Sitzen im Regen und musste mich darum nicht sonderlich anstrengen, um unbeholfen zu wirken.
    »Du kannst mit mir kommen«, sagte er.
    Ich lächelte nicht zurück, sondern hielt weiter meinen Kopf gesenkt und folgte ihm bedächtig, ja unterwürfig zum Parkplatz. Er trug einen Leinenbeutel mit Einkäufen bei sich, der gegen sein Bein schlug. Mein Magen knurrte, ich hätte etwas essen sollen, bevor ich mich in diesen wahnsinnigen Plan stürzte.
    Er blieb bei dem Fiesta stehen und öffnete mir die Beifahrertür.
    Ich zögerte einen kleinen Augenblick. Was tat ich denn da? Auf was ließ ich mich da ein?
    »Steig ein«, sagte er.
    Ich stieg ein, Colin schloss die Tür, öffnete kurz darauf den Kofferraum, lud die Einkäufe ein und knallte ihn wieder zu. Die Windschutzscheibe beschlug fast augenblicklich, doch ich konnte noch Sam auf dem Parkplatz sehen, wie er in seine Jacke gehüllt zum Auto ging. Bis dahin hatte ich keine Angst gehabt, jedenfalls nicht richtig, doch irgendwas in mir hätte sich am liebsten gegen die Tür geworfen, sie aufgerissen, damit ich zu Sam hätte rennen können.
    Doch dann ging die Fahrertür auf, und Colin stieg ein. Ich sah ihn nicht an, sondern nur auf meine Hände hinab, die in meinem Schoß lagen.
    »Du hast dich angeschnallt?«, fragte er.
    Das war Gewohnheit, ich hatte gar nicht darüber nachgedacht. Seine Stimme klang neugierig. Oder etwa misstrauisch?
    »Ja«, sagte ich nur, senkte wieder den Kopf und hielt die Hände im Schoß.
    Das schien ihn zu überzeugen; er fuhr rückwärts aus der Parklücke und dann zum Ausgang und bog nach links auf die Hauptstraße ab. Wir fuhren den Hügel hinauf zu seinem Haus. Er wollte mich doch nicht tatsächlich dorthin bringen, oder? Ich hätte mich gerne umgedreht, um mich zu vergewissern, ob Sam uns folgte, rührte mich aber nicht. Ich zwang mich, ruhig dazusitzen, spürte aber zum ersten Mal, wie mich eine Welle der Panik ergriff und ich mich konzentrieren musste, um ruhig zu atmen. Ich hörte mein Herz laut über das Motorgeräusch des Wagens schlagen, das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich stellte mir den DCI vor, der mich fragte, was zum Teufel ich mir dabei dachte, einen Fall zu gefährden, den man mir entzogen hatte.
    Das war tatsächlich keine gute Idee. Sie war verrückt. Angst durchfuhr mich. Doch nun war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
    Wir fuhren an Colins Straße vorüber, dann weiter durch die begrünten Vororte, am Gewerbegebiet und der Müllkippe vorbei und schließlich nach rechts eine Straße hinunter, die uns aus der Stadt führte. Die Scheibenwischer fuhren quietschend wie Fingernägel auf einer Tafel hin und her.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte ich leise, weil ich nicht länger schweigen konnte.
    »Ich habe ein Haus, in dem bist du sicher«, sagte er. »Da kannst du deine Wahl treffen, deine eigene Entscheidung fällen. Was immer du willst.«
    Seine Stimme klang seltsam abgehackt, und mir wurde bewusst, dass auch er aufgeregt war, konnte jedoch nicht erkennen, ob aus Nervosität oder Erregung. Ich wollte ihn nicht ansehen. Nicht nur, weil ich mich fürchtete, sondern auch, weil ich das Gefühl hatte, dass ich das lieber nicht tun sollte. Also hielt ich meinen Kopf gesenkt.
    »Wir können alles noch einmal besprechen, so wie beim letzten Mal.«
    »Ich will nur schlafen«, sagte ich.
    »Gut«, sagte er. »Das ist sehr gut. Du kannst bald schlafen. Wir sind fast da.«
    Wir bogen nach links auf eine andere Straße ab. Ich konnte kein Straßenschild erkennen. Als wir abbogen, warf ich einen Blick aus dem Fenster auf das dichte Gebüsch am Straßenrand, nur für den Fall, dass dort ein Verkehrsschild stand. Doch da war keines. Ich versuchte mich zu erinnern, auf welchem Weg wir die Stadt verlassen hatten, an welchen Dörfern wir vorbeigekommen waren, doch ich war hier noch nie zuvor gewesen. Denk nach, Annabel, sagte ich mir. Konzentrier dich. Du bist nicht zum Spaß hier .
    Wenn wir Briarstone Richtung Osten verlassen hatten, waren wir an Baysbury vorbeigekommen. Wir hatten aber kein Dorf durchquert – waren nur an Feldern und Bäumen vorbeigefahren –, wir hatten die Ortschaft also irgendwie umfahren. Wir waren seit etwa fünf Minuten unterwegs – wie weit konnten wir also gekommen sein? Ich bekam Kopfschmerzen vom Nachdenken. Vielleicht vier Meilen oder fünf?
    Ich blickte

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