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Wofür schlägt dein Herz?

Wofür schlägt dein Herz?

Titel: Wofür schlägt dein Herz? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Grady
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war.
    Jetzt, sechs Wochen später, hatte er alle Neuigkeiten über seine weit verstreute Familie längst verdaut und ad acta gelegt. Jacob steckte bis zum Hals in den Renovierungsarbeiten auf Wolfe Manor, und laut Annabelle war Nathaniel überglücklich mit seiner frisch Angetrauten. Sie hatte ihm Fotos von der Hochzeit geschickt.
    Und Annabelle selbst …
    Alex runzelte die Stirn, als ihm Libbys Frage einfiel, ob er je mit seiner Schwester über die schreckliche Nacht gesprochen hatte, in der ihr Vater gestorben war. Zwanzig Jahre lang war es ihm gelungen, das entsetzliche Geschehen, inklusive seiner Schuldgefühle, zu verdrängen. Doch seit Libby Fragen zu seiner Familie gestellt hatte, nagte das Wissen um seine Feigheit schwerer an ihm, als er zugeben wollte.
    Tief in Gedanken versunken verließ er die Box.
    Morrissey, der in ständiger Verbindung zu seinem neuen Physiotherapeuten stand, war außerordentlich zufrieden mit dessen abschließendem Bericht gewesen. Nach seiner eigenen Untersuchung hatte er ihn für uneingeschränkt renntauglich erklärt. Der Rennstallbesitzer Jerry Squires konnte sich einen beißenden Schlusskommentar allerdings nicht verkneifen.
    „Sollte die Schulter wegen dieses Unfalls mit Miss Henderson zukünftig noch mal Probleme bereiten, werde ich sie zur Verantwortung ziehen.“
    Alex war sich nicht ganz sicher, ob er mit dem Unfall Libbys Fehltritt auf den Stufen oder ihre Affäre meinte. Doch egal wie ihre Beziehung geendet hatte, er würde niemals zulassen, dass ihr irgendjemand wehtat oder schadete. Schlimm genug, dass er ihr zum Abschied nur einen nichtssagenden Brief geschrieben hatte, was Libby sicher sehr verletzt hatte. Nach dem, was sie miteinander geteilt hatten, würde sie inzwischen bestimmt allein bei der Nennung seines Namens Gift und Galle spucken.
    Alex versuchte, seinen Kopf frei von derart belastenden Gedanken zu bekommen. Auf der Suche nach einer Ablenkung wandte er sich um und sah mitten in die aufgeweckten Augen eines jungen Bengels, der ihm offensichtlich auf den Fersen gefolgt war. Das Leuchten in seinem Blick erinnerte Alex daran, wie aufregend die Atmosphäre auf einem Rennkurs für ihn als Zwölf-, Dreizehnjähriger gewesen war.
    „Du interessierst dich für Autorennen?“, fragte er den Jungen.
    Er nickte heftig. „ Sì … muchas! Sehr, Mister“, fügte er in stockendem Englisch hinzu.
    Alex lächelte. „Wie heißt du?“
    „Carlos Diaz.“
    „Willst du später auch Rennfahrer werden, Carlos?“
    „Ich will werden wie Sie, Señor . Mutig und schnell. Ein Sieger!“, verkündete Carlos voll glühender Bewunderung.
    Seine Mutter, die inzwischen dazugekommen war, raufte ihrem Sohn den dunklen Schopf. „El chico“ , sagte sie zärtlich. „Der Junge hat keinen Vater mehr, dafür aber große Träume.“
    Alex suchte Carlos’ Blick und dachte an seine eigene Vergangenheit. „Träume sind das, was uns am Leben hält“, sagte er leise, griff in seine Jackentasche und zog seinen Talisman hervor. Nach einem letzten Blick auf die abgegriffene Medaille drückte er sie seinem aufgeregten Fan in die Hand. „Sie glänzt weder noch sieht sie prachtvoll aus, aber für mich hat sie Wunderkräfte. Sie steht für Hoffnung, Entschlossenheit und den unbedingten Glauben an sich selbst. Ich möchte, dass du sie ab jetzt immer bei dir trägst, Carlos.“
    Nach einer Schocksekunde sprudelte ein Wasserfall von Spanisch aus Carlos’ Mund. Alex fühlte sich plötzlich unglaublich erleichtert und wusste, dass er das Richtige getan hatte. Gerührt klopfte er Carlos auf die Schulter und strich ihm über das widerspenstige dunkle Haar.
    „Ich werde meinen Assistenten bitten, deine Kontaktdaten aufzuschreiben. Und dann wollen wir mal sehen, ob wir dich nicht als meinen Nachfolger fit machen können. Aber zuerst musst du alles über Sportwagen lernen“, sagte er mit mahnend erhobenem Zeigefinger. „Über ihre ungeheure Kraft und Schnelligkeit und darüber, als zukünftiger Rennfahrer verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen.“
    Carlos griff nach Alex’ Hand und presste seine Lippen darauf. „Gracias, muchas gracias, Señor Wolfe!“
    Nach einem freundlichen Nicken wandte Alex sich ab, um nach Eli Ausschau zu halten, damit er Namen und Adresse des künftigen Formel-1-Piloten notierte. Dann wollte er seinem Teammanager die Nachricht überbringen, dass er dem Rennzirkus den Rücken kehren würde. Sobald er diesen ungeheuerlichen Gedanken für sich in Worte gefasst hatte, verspürte

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