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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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laut wie der Rhythmus ihrer Hufschläge. Kaum waren sie vorüber, bewegten die beiden Mädchen ihre Tiere zügig über die weiche Asche und steuerten auf die Trabstrecke in der Mitte des Rennplatzes zu, wo die Pferde ihre Aufwärmübungen absolvieren sollten.
    Obwohl heute eigentlich der ruhigste Tag der Woche war, herrschte ein ungewöhnlich geschäftiges Treiben. Jo und Linda trabten mit ihren Pferden gegen den Uhrzeigersinn um die Bahn, eine Übung, die Bella stets ein wenig nervös machte. Jos linke Hand umfasste die Zügel fester, als die Stute vor zwei Artgenossen scheute, die gerade dampfend von der Rennstrecke zurückkehrten. Sie beugte sich vor, tätschelte Bella mit der behandschuhten Hand und redete besänftigend auf sie ein. Die beiden Mädchen trabten nebeneinander in gleichmäßigem Tempo weiter die Bahn entlang.
    Jo verliebte sich damals auf den ersten Blick in Magic Belle, die als magerer, nervöser Jährling in die Kingsford Lodge gekommen war. Schon als kleines Kind verbrachte das Mädchen viel Zeit in den weltberühmten Ställen ihres Vaters und übernahm ganz automatisch viele von Charlies Methoden im Umgang mit Pferden und ihren unterschiedlichen Eigenschaften. Ehrfürchtig und bewundernd hatte sie beobachtet, wie Charlie das verängstigte Fohlen von einer Auktion mit nach Hause brachte und dem Tier beim Eingewöhnen half. Er förderte Magic Belles Vertrauen und kümmerte sich um ihre körperlichen Belange. Nun war sie zwar noch immer ziemlich launisch, aber sonst eine gesunde, aufmerksame Zweijährige. Und als Charlie Jo vor sechs Wochen erlaubt hatte, mit Bella die langsame Bahnarbeit zu beginnen, konnte diese ihr Glück kaum fassen.
    »Wenn du es schaffst, sie in einem langsamen Tempo aufzubauen, gehört sie dir«, hatte ihr Vater ihr versprochen. Jo traute ihren Ohren nicht, denn sie wussten beide, dass diesem Pferd eine große Zukunft bevorstand.
    Von diesem Tag an waren das Mädchen und das Pferd ein Herz und eine Seele. Magic Belle befolgte Jos Kommandos aufs Wort, während Jo die Marotten der Fuchsstute durchschaute und mit ihrer lebhaften Art gut zurechtkam.
    Sie bewegte zusammen mit Linda die Pferde weiter über die Bahn und war froh, dass man wegen des Dämmerlichts das stolze Funkeln in ihren dunkelvioletten Augen nicht sehen konnte. Die unerledigten Hausaufgaben, die schlechten Noten und das Nachsitzen, weil sie im Unterricht eingeschlafen war – das alles war schlagartig vergessen. Jo hatte ihre Bestimmung gefunden, ihre große Liebe. Es war ihr Traum, einmal Australiens berühmteste Pferdetrainerin zu werden. Die Bahnarbeit hatte sie der Erfüllung dieses Traums einen gewaltigen Schritt näher gebracht, und da Jo starrsinnig wie eine echte Kingsford war, weigerte sie sich einzusehen, dass die Rennbahn eine reine Männerwelt war, in der es für weibliche Trainer keinen Platz gab. Schließlich hatte sie seit ihrem zweiten Lebensjahr einem der besten Trainer bei der Arbeit zugesehen und den Großteil ihrer Kindheit unter den wachsamen Augen der Pferde verbracht. Bei dem Spruch, dass Frauen in der Küche besser aufgehoben seien als auf der Rennbahn, hätte sie jedes Mal aus der Haut fahren können.
    Zum wohl hundertsten Mal stellte Jo sich vor, wie Magic Belle beim wichtigsten australischen Pferderennen, dem Melbourne Cup, über die Zielgerade galoppierte. Aufgeregt sah sie vor sich, wie Belle voranstürmte, ihre letzten Kräfte mobilisierte und ihren Vorsprung vor den übrigen Pferden vergrößerte. Auf dem Rücken des Jockeys leuchteten die Kingsford-Farben, und Jo spürte förmlich, wie das sanfte Pferd sich bemühte, das Letzte zu geben. Gebannt verfolgte sie, wie Bellas Schritte raumgreifender wurden, und feuerte ihr Pferd aus Leibeskräften an, das, begleitet vom donnernden Jubel der Menge, auf die Zielgerade bog. Ehrfürchtig sah das Publikum zu, wie Bella den Abstand zum Feld in den so wichtigen letzten Sekunden vergrößerte und mit einer klaren Kopflänge Vorsprung über die Ziellinie preschte. Ihren Hut in der Hand, sprang Jo von ihrem Platz auf der Teilnehmertribüne auf und griff nach Magic Belles Zügeln, um sie und ihren Jockey siegreich in die Ehrenrunde zu führen. Freudentränen liefen ihr übers Gesicht. Sie hielt den prachtvollen goldenen Pokal hoch, damit auch alle ihn sehen konnten. Und ihr Vater, Charles Oliver Kingsford, der größte aller australischen Trainer, trat mit stolzer Miene nach vorn, um ihren Triumph vor den Augen der applaudierenden Zuschauer mit

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