Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Kampf gegen einen Dämon, und trotzdem ist er mir zu Hilfe gekommen.“ Die nächsten Worte stieß Rule zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Er hat sich für mich verantwortlich gefühlt.“
„Aber …“ Sie schwieg eine ganze Weile. Rule wusste, welche Probleme sie dabei in Gedanken wälzte: die laufenden Ermittlungen, die Feindschaft zwischen den Nokolai und den Leidolf, der Feind, der anscheinend von der Hölle aus versuchte, sie anzugreifen.
Ihn anzugreifen. Es war reines Pech, dass sie in der Nähe gewesen war … aber daran würden weder er noch sie etwas ändern können.
Ihre Stimme war leise. „Du glaubst, du kannst nicht anders.“
„Genauso wie du nicht anders kannst, als denjenigen aufzuspüren, der den Dämon geschickt hat, der Paul getötet hat.“
„Nun gut.“ Sie holte tief Luft und atmete aus. „Wir finden schon eine Lösung.“
Er berührte kurz ihre Hand, um ihr zu danken. „Du hast sogar Glück. Wir haben es nicht weit. Das Clangut der Leidolf ist Virginia.“
„Wie weit weg ist es von Halo?“
Halo, North Carolina … wo sein Sohn lebte. „Das ist egal. Du weißt, dass ich da nicht hin kann.“
„Ich weiß, dass du das glaubst. Die Presse müssen wir auf jeden Fall abschütteln, damit sie uns nicht zum Clangut der Leidolf folgen.“
„Die Presse ist eine Sache. Aber einer seiner Freunde oder Nachbarn könnte mich erkennen. Seine Großmutter findet das auch. Sie will nicht, dass ich komme.“
„Toby schon.“
Seine Kiefermuskeln zuckten. Kurz nachdem sie in D.C. angekommen waren, war Toby für ein Wochenende zu Besuch gekommen. Die ganze Zeit hatten sie im Haus verbracht und hatten keine einzige Sehenswürdigkeit besichtigen können. Das hatte Toby gar nicht gefallen. „Er ist noch ein Kind. Er kann noch nicht verstehen, was für Folgen es hätte, wenn bekannt würde, dass er mein Sohn ist.“
„Die Clans vergreifen sich nicht an Kindern.“
„Aber seine Nachbarn vielleicht. Ein paar von denen, die er für seine Freunde gehalten hat, wären auf einmal nicht mehr seine Freunde, oder ihre Eltern würden ihnen den Umgang mit ihm verbieten. Seine Leben wäre nicht mehr so wie vorher. Es wäre anders, wenn …“ Wenn er im Clangut aufwachsen könnte, umgeben von seinem Clan.
Rule verbannte den Gedanken schnell. Tobys Mutter würde dem nie zustimmen. Auch wenn sie ihren Sohn nicht selber großziehen wollte, bedeutete das nicht, dass sie ihn Rule überlassen würde.
„Sein Leben wird sowieso nicht mehr so sein wie vorher“, sagte Lily ruhig, „wenn er erst in die Pubertät kommt.“
„Das ist noch Jahre hin. Lassen wir das.“
Sie sagte nichts, aber sie streckte die Hand aus. Nach einem kurzen Zögern nahm er sie. Sie schwiegen eine Weile.
Als sie an der Ausfahrt nach Arlington vorbeifuhren, sprach sie wieder. „Noch mal zu dieser susmussio … du bist nicht mehr dazu gekommen, sie rückgängig zu machen. Was bedeutet das jetzt? Hat das Konsequenzen für dich und den Clan?“
Sie lernte dazu, dachte er mit einem Anflug von Freude. Sie begann, an den Clan zu denken. Als seine Auserwählte war auch sie eine Nokolai, aber manchmal vergaß sie das. „Obwohl es zwischen den Leidolf und den Nokolai nie einfach ist, dürfte es kaum Auswirkungen auf den Clan haben.“ Allerdings nur, solange er keinen Fehler machte. „Was mich betrifft … es gibt zwei Rituale, an denen wir teilnehmen müssten. Das eine ist Teil der Beerdigungszeremonie. Normalerweise erwartet man von mir, dass ich im Zuge einer formellen Befragung über Pauls Tod Bericht erstatte.“
„Normalerweise?“
„Pauls Leute wollen vielleicht nicht, dass ein Nokolai dabei ist.“
„Du meinst, sein Clan will dich nicht dahaben.“
„Nicht ganz. Der Rho der Leidolf würde mich sicher gern von der Zeremonie ausschließen, aber die Entscheidung liegt bei Pauls Vater, wenn er noch lebt. Wenn nicht, wird ein anderer männlicher Verwandter die Entscheidung treffen.“
„Männlicher Verwandter?“, sagte sie scharf. „Was ist mit seiner Mutter? Und seinen Schwestern, wenn er welche hat?“
„Die Sitten der Leidolfs sind anders als die der Nokolai und die der meisten anderen Clans.“ Er schwieg und suchte nach Worten. „Ein paar werden dir nicht gefallen.“
„Das macht schon zwei.“
„Zwei was?“
„Themen, auf die du später näher eingehen musst. Du hast gesagt, es gäbe zwei Rituale. Wie sieht das andere aus?“
„Wenn Pauls Vater lebt, schulde ich ihm eine Sohnespflicht. Ich werde
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