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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sagen?“
    Lilys Seele hatte sich in zwei Hälften gespalten, als Gan versucht hatte, von ihr Besitz zu ergreifen. Rule konnte nicht verstehen, wie sie dem Dämon vergeben konnte, selbst wenn sie sich nicht an das erinnerte, was sie danach zusammen in der Hölle erlebt hatten. Schließlich war es einem ihrer Ichs zugestoßen, der Hälfte, an die sie sich jetzt nur sehr schwach erinnerte.
    Aber er erinnerte sich daran. Er erinnerte sich an alles, was die andere Lily … was sie gesagt und getan hatte, an ihren unglaublichen Mut, ihre Treue und ihre liebevolle Hingabe. Das Einzige, woran er sich nicht erinnern konnte, das war ihr Tod. Da war er bewusstlos gewesen. Deshalb hatte er nicht mit eigenen Augen gesehen, wie sie sich für ihn geopfert hatte.
    Rules Hüfte pochte. Doch er achtete nicht darauf. „Es gibt keine Möglichkeit, Verbindung mit ihr aufzunehmen.“
    „Max weiß, wie. Kannst du mir bitte die hintere Tür aufmachen? Ich brauche meinen Laptop.“
    Er zog ein Gesicht und ließ die Schlösser aufschnappen.
    Max war Rules Freund … und ein Gnom. Ein Halbgnom, genauer gesagt, obwohl Rule den Verdacht hatte, dass er, abgesehen von Max’ eigenen Leuten, der Einzige war, der das wusste. Als sie aus der Hölle mit unerwartetem Zuwachs zurückgekehrt waren, hatte Max sich bereit erklärt, die kleine Dämonin bei sich aufzunehmen, bis sie eine Entscheidung getroffen hätten, was mit ihr zu tun wäre.
    Max hatte dann eine eigene Lösung gefunden. Vor zwei Wochen hatte er Rule am Telefon mitgeteilt, dass Gan für eine Weile „untertauchen“ würde, was, soweit Rule verstand, hieß, dass sie bei jemandem aus dem Volk der Gnome leben würde. „Sie kann ja schließlich keine Dämonin bleiben, oder?“, hatte er gesagt. „Jetzt bekommt sie eine Seele. Muss sich endlich entscheiden, was sie will.“
    Dann legte Max auf, was typisch war für ihn.
    „Nur weil sie jetzt eine Seele bekommt, heißt das nicht, dass sie jetzt eine von den Guten ist“, sagte Rule und schlug die Tür zu.
    „Um uns zu helfen, braucht sie kein hoch entwickeltes moralisches Empfinden.“
    „Sie wird dich reinlegen.“ Dämonen konnten zwar nicht lügen, aber sie schätzten die Fähigkeit, zu täuschen.
    „Ich bin recht gut darin, Leute zu befragen, die mich reinlegen wollen. Ich glaube zwar nicht, dass sie es versuchen wird. Sie mag mich.“ Sie öffnete den Laptop und fuhr ihn hoch. „Ich werde an meinem Bericht arbeiten.“
    Blitzartig wurde aus seinem Ärger Wut. „Darf ich das so verstehen, dass du deinen Plan, einen Dämon in unsere Ermittlungen einzubeziehen, nicht diskutieren willst?“
    Sie sah ihn ruhig an. „Du willst streiten, nicht diskutieren, und dafür bin ich zu müde.“
    Das saß. Er atmete tief durch und parkte aus. Verlangen ballte sich in seinem Magen wie eine ruhelose Schlange, deren Biss ein besonders süßes Gift verspricht. Der Atem der Schlange bewegte die Härchen auf seinen Armen, und ihr Schwanz hielt sein Herz umschlungen, kontrollierte dessen Schlag.
    Er brauchte die Verwandlung. Immer noch. Immer wieder.
    In der Hölle gibt es keinen Mond. Rule war in Wolfsgestalt in diese Welt gekommen, also war er ein Wolf geblieben. Aber Lupi, die zu lange in der Wolfsgestalt blieben, verloren durch die verlockende Einfachheit des Tieres irgendwann ihre Menschlichkeit. Rule hatte sich nicht verloren, noch nicht. Aber als er wieder auf die Erde und in seine menschliche Gestalt zurückgekehrt war, war er nicht mehr derselbe gewesen. Das Gleichgewicht zwischen Mann und Wolf hatte sich verschoben, und er verlor immer schneller die Kontrolle, die er sich ein Leben lang erarbeitet hatte, so wie ein Tuch, das immer dünner wurde.
    Heute Abend war das Tuch zerrissen.
    Der Dämon hatte sich ihnen gegen den Wind und ohne jeden Laut genähert. Er hatte ihn nicht bemerkt, bis er ihn tatsächlich gesehen hatte, und als er ihn sah, hatte er keine Macht mehr über sich gehabt. Er hatte sich von seinem Instinkt leiten lassen. Der Instinkt hatte ihm gesagt, dass er Zähne und Krallen brauchte, um diesen Feind zu bekämpfen, und vier Beine, um schneller zu sein, und Sinne, die viel schärfer waren als die eines Menschen.
    Zwanzig Minuten, sagte er sich, als er in den Verkehr auf der I 295 einfädelte. Es würde nicht länger als zwanzig Minuten dauern, bis sie zu ihrer derzeitigen Unterkunft kamen. Dann musste er sich wieder in der Gewalt haben.
    Rules Vater war erfreut gewesen, als das Büro Lily nach Washington geschickt hatte.

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