Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
„Was ist passiert?“
„Du hast einen Dämon zur Weißglut gebracht.“ Seine Stimme klang komisch. Er drückte etwas Salbe auf ihren Fuß und verrieb sie. „Erinnerst du dich daran?“
„Ja, schon. Sie hat mir eine geklebt.“
„Sie hat dir den Schädel gebrochen.“ Jetzt hob er den Blick, und sie verstand, warum er sich so komisch anhörte. Sie hatte ihn vorher noch nie richtig wütend gesehen. „Das war ja wohl die blödeste, dämlichste Aktion, die ich …“
„Hat es geklappt?“
Er schob ihren Fuß von seinem Schoß und sprang auf. „Das glaube ich nicht. Zwei Menschen und drei Lupi greifen einen Dämon an. Aber überlassen die Menschen den Nahkampf etwa den Lupi? Nein, da du so viel gesunden Menschenverstand hast wie ein Mistkäfer, tust du …“
„Zwei Menschen? Ist mit Timms alles in Ordnung?“
Die Tür ging auf, und eine gut aussehende Frau mit breiten Hüften, breiten Schultern und einer Haut in der Farbe von heißer Schokolade kam herein. „Er ist ein bisschen mitgenommen, aber das wird schon wieder. Sie bringen ihn gerade in den Krankenwagen. Er wollte nicht, dass ich mir seinen Arm ansehe, er sagt, er will einen richtigen Arzt.“ Sie sah Cullen an. „Hör auf, meine Patientin anzuschreien.“
Patientin? Cynna drehte vorsichtig den Kopf hin und her. Nichts klapperte. „Mir geht’s gut. Was ist mit Frey und Merilee und dem Dämon passiert? Ist sonst noch jemand verletzt worden?“
Die Frau wandte sich zu ihr hin und sah sie ernst an. Sie sah aus, als wäre sie über vierzig, aber noch längst nicht wirklich alt. Ihr genaues Alter war schwer zu schätzen. „Der Rho ist in so guter Verfassung, dass er von allein heilen kann, dank Ihnen. Merilee …“ Sie seufzte. „Bei ihr weiß ich nicht recht. Sie hat nur ein paar blaue Flecken, und dem Baby geht es gut, dem Himmel sei Dank. Aber das arme Kind ist vollkommen verwirrt.“
Das konnte die Folge einer Besessenheit sein. „Dann ist der Dämon also nicht mehr in ihr.“
Sie presste die vollen Lippen aufeinander. „Ich bin ihn losgeworden.“
„Sie waren das? Oh, entschuldigen Sie bitte. Es wäre nett, wenn der gut aussehende Herr da drüben nicht mehr den Beleidigten spielen und uns vorstellen würde, aber darauf warte ich lieber nicht. Ich bin Cynna Weaver.“
Ein Lachen ließ den üppigen Oberkörper der Frau erbeben. Sie schaute zu Cullen hinüber, der gegen die Wand gelehnt dastand, die Arme verschränkt, und sie böse anstarrte. „Ich glaube, ich mag Sie, Cynna Weaver. Ich bin die Rhej des Leidolf-Clans, und ich bin eine Heilerin, weswegen Sie auch nicht zusammen mit dem anderen im Krankenwagen sind.“
Cynna wusste, dass die heiligen Frauen der Clans ihren Namen normalerweise nicht nannten, deswegen fragte sie auch nicht danach. „Ich gehe davon aus, dass Sie ebenfalls eine Exorzistin sind.“
„Erst seit heute, aber die Dame mag es nicht, wenn Dämonen sich an Ihrem Volk vergreifen. Gut, dass jemand so umsichtig war, mich holen zu lassen. Ich hatte noch ein paar Minuten, um die richtige Erinnerung abzurufen.“
„Das warst du“, sagte Cynna zu Cullen. „Du hast dem Chef der Wache gesagt, er soll jemanden nach ihr schicken, oder?“
Er starrte sie nur weiter finster an. Er mochte die Rhejs nicht, das wusste sie. Oder besser gesagt, er hatte schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht, in der Zeit, als er zu keinem Clan gehörte. Doch er redete nicht darüber, deswegen wusste sie nicht, was damals geschehen war, aber vielleicht war das der Grund, warum er sich nun benahm wie ein Zehnjähriger, der Fernsehverbot bekommen hatte.
„Ja, das war er“, sagte die Rhej. „Da mein sturköpfiger Bruder nicht auf die Idee gekommen ist, mich zu holen. Als ich dazukam, sah es furchtbar aus. Sie und der andere Mensch lagen auf dem Boden wie tot, während mein Bruder und dieser David versucht haben, Merilee festzuhalten. Sie hat sich ganz schön gewehrt.“
„Timms hat sie also nicht mit einem Pfeil getroffen?“
Cullen ließ sich dazu herab, an der Unterhaltung teilzunehmen. „Oh doch, er hat sie sehr wohl getroffen. Das Beruhigungsmittel hat sie aber nicht wirklich ruhiggestellt, also hat er sich mit den anderen auf sie gestürzt. Der Vollidiot.“
„Die Droge hat schon gewirkt“, sagte die Rhej nüchtern, „sonst hätten Alex und David sie nicht festhalten können. Einmal hat sie es geschafft, David abzuschütteln – da hat sie versucht, dem gutaussehenden Herrn hier, wie Sie sagten, die Kehle herauszureißen.
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