Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
anschauen“, sagte Cullen unbewegt. „Wenn du erlaubst.“
Sie sah ihn mit vor Schmerz zusammengekniffenen Augen an. Als Zauberer war er ihr gegenüber im Vorteil. Er würde herausfinden, wie es funktionierte. Er würde es schaffen. „Später vielleicht. Ich bin …“
„Na sieh mal einer an.“ Brady stand in der Tür, die blauen Augen strahlten vor Freude. „Schön, dich wiederzusehen, Seabourne. Dein Blut sehe ich immer wieder gern. Schade, dass man nicht mehr davon sieht.“
Die Rhej drehte sich um und sah ihn an. Cynna konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, sie sah die Frau nur im Profil, aber ihre Körpersprache sagte: Nimm dich in Acht. „Was hast du hier im Haus zu suchen, Brady? Alex hat dich nicht hereingelassen.“
„Mein Vater ist verletzt. Ich wollte ihn sehen.“
„Du darfst erst hier sein, wenn die Ernennungszeremonie stattgefunden hat. Das weißt du ganz genau. Und dein Vater ist nicht in seinem Zimmer.“
„Bist du sicher? Vielleicht sollte ich selber nachsehen.“ Er trat ins Zimmer, anmutig wie eine Schlange. „Er könnte unterm Bett sein. Ich werd mal einen Blick darunterwerfen.“
Die Rhej stellte sich ihm in den Weg. „Versuch bloß nicht, deine Spielchen mit mir zu spielen, Brady Gunning.“
„Hol lieber deinen Bruder.“ Er rief mit hoher Stimme: „Hilfe, Alex! Brady lässt mich nicht in Ruhe!“
Brady war nicht wegen Cullen gekommen, begriff Cynna auf einmal. Er war hier wegen der Rhej.
Offenbar hatte Cullen seinen Groll nun überwunden, denn er stand auf, beide Arme locker herunterhängend. „Interessant. Sie kann deine Angst nicht riechen, Brady, aber ich.“
„Angst?“ Brady lachte, aber es hörte sich unecht an. „Denkst du, ich habe Angst vor einer Frau, die zu alt ist, um sich fortzupflanzen?“ Er sah zu der Rhej hinüber. „Wohl eher umgekehrt, was? Wenigstens sollte es so sein.“
Cullen bewegte sich, dieses Mal nicht so schnell, dass man es nicht sehen konnte, aber doch ziemlich schnell. Er schob sich zwischen die Rhej und Brady. „Hast du immer noch Angst vor Feuer?“
Brady knurrte. „Das geht nur die Leidolf etwas an. Halt dich da raus.“
Cynna hatte Cullens Gesicht noch nie so ernst, so ohne jeden Anflug von Ironie oder Spott gesehen. „Du hast die Stimme der Dame bedroht. Du wirst Sie um Vergebung bitten.“
Die Rhej wollte etwas sagen, aber Brady kam ihr zuvor. „Bitten? Eine Frau ?“ Er sprach das Wort aus, als wäre es etwas Ekliges, das zwischen seinen Zähnen hing.
Cullen schnippte mit den Fingern, und Funken tanzten in der Luft. „Bitte um Vergebung, oder du wirst brennen. Du hast die Wahl.“
„He!“, sagte Cynna. „Hier ist ein FBI -Agent im Raum. Ich spreche es nur ungern an, aber es ist illegal, Leute zu verbrennen.“
„Brady.“ Alex, alias Chef der Wache, stand im Türrahmen, ruhig wie ein Berg.
Brady drehte sich langsam um. „Ja?“
„Du gehst jetzt. Und du kommst erst wieder ins Haus zurück, wenn die Ernennungszeremonie stattfindet.“
Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Cynna hielt den Atem an. Brady wollte angreifen. Nein, er wollte töten. Er bebte vor lauter Drang, wahrscheinlich stank er sogar danach, sodass die anderen Lupi es rochen. Aber ein letztes Fetzchen von geistiger Gesundheit oder von Selbsterhaltungstrieb hielt ihn zurück. Ganz plötzlich gab er die Drohhaltung auf. Er ließ den Blick sinken und nickte kurz.
Cullen sprach. „Er hat eure Rhej bedroht.“
Der große Mann tauschte einen Blick mit seiner Schwester. „Wenn das so ist …“
„Es war nicht so gemeint.“ Brady lächelte, als hätte er nicht gerade noch kurz davorgestanden, jemanden zu töten. „Wenn ihr meine Worte als Drohung aufgefasst habt, war das jedenfalls nicht meine Absicht.“
Ihre Miene war wie versteinert. Sie nickte knapp.
Cullen war nicht zufrieden. „Das ist nicht …“
„Es reicht“, sagte die Rhej entschieden. „Ich verlange keine weitere … im Moment.“ Sie bedachte Brady mit einem Blick, bei dem er eigentlich den Schwanz hätte einziehen müssen.
Stattdessen grinste er, zog spöttisch eine Braue hoch und ging auf den Fleischberg zu, die Braue immer noch hochgezogen. Alex schaute nach rechts und nickte jemandem im Flur zu, der nicht zu sehen war. Dann trat er zur Seite. Brady ging Gott sei Dank.
Ein großer grauer Wolf trottete hinter ihm her. Eine Eskorte, vermutete Cynna, um sicherzugehen, dass er auch wirklich ging.
Alex sah ihm nach, dann wandte er sich an die Rhej. „Schwester
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