Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
und kommen. »Geh.« Sie wedelte mit beiden Händen. »Los, lauf weg.«
Stattdessen nahm er den Stock, den sie im selben Moment wie ihn entdeckt hatte, zwischen die Zähne. Dann kam er zu ihr und legte ihn auf den Boden neben sie.
Oh, er war wirklich riesig. Sie schluckte.
Aber er war nicht nur ein Wolf. Das war gut, sagte sie sich bestimmt. Sie hatte noch nie einen Werwolf persönlich kennengelernt, aber ein paarmal hätte sie beinahe Rule Turner getroffen – der der Öffentlichkeit als der Werwolfprinz bekannt war, auch wenn er selber sich anders nannte. Aber sein Volk nannte sich ja auch nicht Werwölfe. Sie waren Lupi. Lupi waren keine reißenden, blutdurstigen Bestien, die Menschen töteten.
Wenigstens nicht ohne wirklich guten Grund. Auch FBI -Agenten töteten niemand ohne einen wirklich guten Grund, und mit ihnen arbeitete sie ständig zusammen, oder nicht? Warum hämmerte ihr Herz dann so heftig?
»Äh – danke.« Sie nahm den Stock und stützte sich darauf, als sie sich unsicher aufrappelte. Wieder wurden ihre Augen feucht. Mit diesem Knöchel würde sie unmöglich rennen können. Aber gehen konnte sie. Vorsichtig. Langsam. Vielleicht gelang es ihr, genug Abstand zwischen sich und den leuchtenden Bann zu bringen, bis die Männer mit den Gewehren eintrafen. Sie begann zu humpeln, der Linie des Banns zu seinem schwachen Punkt folgend.
Der Wolf blieb bei ihr, aber auf der anderen Seite des Banns. Konnte er ihn sehen oder spüren? Sein Kopf näherte sich ihrem Brustkorb. Dem oberen Ende ihres Brustkorbs. »Geh schon«, flüsterte sie. »Sie werden mich nicht sehen, dich aber schon.«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich will nicht mit dir mitgehen«, erklärte sie. »Mir wird nichts passieren, aber wenn du bei mir bist – «
Er rempelte sie an. Nur einmal, aber absichtlich, mit der Flanke. Sie taumelte, stürzte aber nicht.
Was hatte das zu bedeuten? War er … oh. Er starrte den Weg zurück, den sie gekommen war. Vielleicht lauschte er. Lupi hatten ein sehr gutes Gehör. Vielleicht wollte er, dass sie den Mund hielt, damit er besser hören konnte. Möglicherweise waren die Miliztypen auf dem Weg zu ihnen. Was hatte er –
Schneller als sie blinzeln konnte, löste er sich aus seiner statuenähnlichen Erstarrung und begann zu rennen – Anmut und Geschwindigkeit verschmolzen zu einer verwischten Bewegung.
Er war wunderschön.
Und außerdem sehr laut, als er nun durch einen Busch brach, als bliebe keine Zeit, ihn zu umlaufen. Er rannte auf direktem Wege zurück zum Haus. Wo die bewaffneten Männer waren. Direkt auf sie zu.
Ihre freie Hand hob sich, als könnte sie ihn zurückrufen – aber da war er schon außer Sichtweite.
Der erste Schuss war unwirklich laut. Der zweite ebenso, aber der dritte klang, als würde er ein bisschen weiter weg abgegeben. Arjenies Augen füllten sich mit Tränen und liefen über, als könnte sie so die neue ungeheure und unbestimmte Angst ertränken.
Sie schluckte heftig. Ihre Hand war immer noch ausgestreckt, versuchte immer noch, ihn zurückzurufen. Sie ließ den Arm sinken.
Arjenie wandte sich um. Die immer neuen Tränen zurückblinzelnd, begann sie langsam und unter Schmerzen den Hügel entlangzugehen, dem Bann zu seiner Schwachstelle folgend. Zurück zu ihrem Wagen. Nun war sie sicher, dass sie es schaffen würde. Sie musste. Schließlich hatte er nur für sie die Aufmerksamkeit der Männer mit den Schusswaffen auf sich gelenkt, nicht wahr? Um sie von ihr abzulenken.
Sie konnte ihm nicht helfen. Konnte nichts tun, außer sich selbst in Sicherheit bringen. Sie hatte keine Waffen, konnte nicht mit Waffen umgehen, hatte keine Möglichkeit, das, was immer nun passierte, zu verhindern. Aber sie wünschte, so inständig wie vergeblich, dass sie sich erinnern könnte, wie lang die Läufe der Feuerwaffen der Wachen, damit sie wusste, ob sie in der Lage waren, 950 Schüsse pro Minute zu feuern.
Arjenie hatte den Bann überquert und war schon fast am Gipfel des Hügels angekommen, als ihr ihre Frage beantwortet wurde. In der Ferne erklang Gewehrfeuer, schwer und lang andauernd. Ganz offensichtlich hatte zumindest einer von ihnen ein vollautomatisches Gewehr.
2
Jawohl. Alle vier Reifen, aufgeschlitzt und platt.
Schweiß rann unter Lilys BH hervor, fuhr mit einem klammen Finger über ihren Rücken und drohte in ihren Augen zu brennen. Nicht dass es sehr heiß gewesen wäre. Die Hitzewelle war endlich abgeebbt, und San Diego genoss die Milde des späten Septembers. Aber
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