Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Friars sie nur zu gern für immer verschwinden lassen würde, wenn er sie hier entdeckte. »Du hast das Prepaid-Handy, das ich dir gebracht habe. Erinnerst du dich noch, wie man es benutzt? Handys sind ein wenig anders als – «
»Ich weiß, wie man es benutzt, aber ich werde es nicht tun. Glaub nicht gleich, dass etwas nicht stimmt, wenn ich dich nicht anrufe. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.«
Große Schwestern hörten vermutlich nie auf, sich um ihre kleinen Schwestern zu sorgen, dachte Arjenie. Wenigstens hatte Dya angerufen, als sie sie wirklich brauchte. »Ich komme wieder. Hab dich lieb, Dya.«
»Komm nur, wenn ich anrufe. Hab dich lieb, Arjenie-hennie.«
Als sie den Kosenamen hörte, musste Arjenie lächeln. Es war zwar ein recht wackeliges Lächeln, aber nun ja, das sah ja keiner. Sie drehte sich herum, um vorsichtig unter dem Busch hervorzukriechen und … »Au!«
»Was ist?«
»Blöder, böser Busch«, murmelte sie. »Er hat mich gestochen.«
»Blutet es? Arjenie, wenn es blutet – «
»Kannst du es wieder in Ordnung bringen?« Ihre Hand blutete, sicher war auch Blut an dem Busch.
»Gib mir das Stück, an dem du dich verletzt hast.«
Arjenie tastete nach dem Busch, vorsichtiger dieses Mal, und brach den Übeltäter ab. Sie erstarrte, als es »Knack« machte, wollte instinktiv ihre Gabe nutzen – und zuckte zusammen, als sie einen stechenden Schmerz an der Schläfe spürte. Sie befand sich zu nah an dem Glas der Fensterscheibe, um so viel Energie zu ziehen.
Niemand kam, um nachzusehen, dank sei dem Licht, dem Gott und der Göttin. Ungelenk lehnte Arjenie sich vor, um den dornigen Zweig durch den Fensterspalt zu schieben.
Einen langen Moment wartete sie, so leise atmend, wie sie konnte. Schließlich flüsterte Dya: »Fertig. Jetzt wird ihn niemand nutzen können, um deine Spur zu finden.« Der Ast glitt wieder durch den Spalt zurück und fiel leise raschelnd zu Boden.
»Dya – «
»Geh! Und achte darauf, dass du kein Blut hinterlässt.«
Arjenie schaffte es hinter dem Busch hervor, ohne sich noch einmal zu stechen. Dann hielt sie inne, immer noch in der Hocke, um das Blut von ihrer Hand zu saugen. Verfluchtes dorniges Dingsbums. Kein Wunder, dass Friar glaubte, niemand könnte sich seinem Gästehaus nähern. Er hatte es mit Kampfpflanzen geschützt.
Und natürlich waren da noch die Wachen. Und die Schutzbanne.
Die Wachen wären nicht das Problem, sprach sie sich Mut zu. Sie war nicht erschöpft – auf jeden Fall nicht so erschöpft, dass sie sie bemerken würden. Was die Schutzbanne anging … immerhin war sie bis hierher gekommen, ohne einen auszulösen, oder nicht? Jetzt musste sie es nur wieder zurückschaffen.
Langsam richtete sie sich auf. Zwischen ihr und dem Pool lagen nur ein Weg von fünfzehn Metern und ein paar niedrige Pflanzen – und dahinter das Haus. Sie fühlte sich schrecklich ungeschützt. Ihr Herz hämmerte. Ihr Mund war trocken.
Stell dich nicht so dumm an , sagte sie sich. Niemand würde sie bemerken, also gab es keinen Grund, so ein Angsthase zu sein. Aber das viele Glas im Haus machte ihr Sorgen.
Ihr Herz behielt seinen schnellen Rhythmus bei, als sie langsam über den Steinweg ging, der zur Hinterseite der kleinen Hütte führte, die hier in Südkalifornien fehl am Platze wirkte. Aber Friar hatte eine Vorliebe für den rustikalen Stil. Das Haupthaus war ein wenig eleganter – viel Holz, viel Glas und ein hohes Giebeldach, damit der Schnee, der niemals fiel, daran abglitt.
Dummes Glas. Sie nahm es wahr wie ein leises Vibrieren, eine dumpfe, aber irritierende atmosphärische Störung. Glas störte ihre Gabe. Doch noch war es zu weit weg, um ein echtes Problem darzustellen, versicherte sie sich.
Auch wenn es nicht recht in die Umgebung passte, Friars Haus war schön. Sie wünschte, es wäre nicht so. Ihr war schon klar, dass das Böse nicht als buckeliger Glöckner von Notre-Dame daherkam, doch irgendwie erschien es ihr falsch, dass jemand wie Robert Friar Schönheit erkannte und sie zu schätzen wusste.
Auch die Landschaft drumherum war schön, auf eine raue und wilde Art. Sie war hindurchgefahren, als es noch hell war, nicht ganz bis zum Haus, das ein gutes Stück vom Highway entfernt an einer Privatstraße lag. Aber nah genug, um die besondere Schönheit dieser struppigen Berge zu bewundern … oder befand sie sich immer noch im Vorgebirge? Wo endete das eine, und wo begann das andere?
Ist doch egal , sagte sie sich streng. Sie wusste, sie neigte
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