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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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Gefühl, dass es bei diesem speziellen Kerl anders war.
    Julian runzelte die Stirn, seine Gedanken verschwanden in der Bedeutungslosigkeit. Der Wolf, auf den sein Blick eben gefallen war, war ihm unbekannt. Das konnte nicht sein. Aber seine Augen zeigten es deutlich. Ein Wolf, der eigentlich nicht in dem Gehege sein dürfte. Julian hatte sie zu oft beobachtet, um sich täuschen zu können. Mittelgroß war er und sein Fell ziemlich dunkel, dunkler, als das aller anderen.
    Julian rieb sich die Augen, das war schlichtweg nicht möglich. Doch als er erneut hinblickte, war der Wolf noch immer da. Und nicht nur das, er sah ihn an.
    Nein!
    Doch, er hatte sich gesetzt, blickte zu ihm. Blickte ihn an.
    Das war dermaßen absurd! Die Wölfe mochten ihn vielleicht bemerken, ihre Blicke mochten ihn streifen, oder kurz fixieren. Doch der hier, der sah ihn an, als wollte er ihn verhöhnen. Nein, als wollte er ihn einschätzen. Starr war sein Blick auf ihn gerichtet, was Julian jetzt eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.
    Der Wolf erhob sich wieder und lief davon. Julian konnte den Blick nicht von ihm lösen, wie er geschmeidig aus seinem Blickfeld verschwand. Gut, alle Wölfe bewegten sich nach seinem Empfinden geschmeidig, doch die Bewegung von dem hier, schienen ihm noch federnder, noch leichter zu sein.
    Julian schüttelte den Kopf über sich und wandte sich ab. Wie zum Geier kam der Wolf da hinein?
     
    Die Frage ließ ihn natürlich nicht los. Am nächsten Tag spähte er bei jeder Gelegenheit und aus jeder Position in das Gehege doch egal wie sehr er sich anstrengte, es waren nur fünf. Die bekannten fünf Exemplare. Vielleicht hatte er das gestern nur geträumt? Einer jener intensiven Träume, die sich so real anfühlten?
    Ja, das musste es gewesen sein.
    Julian war wirklich schon so weit gewesen, das selbst zu glauben, als er ihn wieder sah. Beim Füttern kurz nach der Dämmerung. Kein Zweifel, da war er wieder. Sein Blick zuckte zu den anderen, sein Kopf zählte: Fünf plus dem Neuen. Und der strich auch nicht wie die anderen um die Stelle, wohin er das Futter meist warf. Nein, er saß weiter oben am Hügel und starrte ihn an. Julian rann wieder ein Schauer über den Rücken, doch er warf das Futter ins Gehege. Neugierig, wie der mysteriöse Neuzugang reagieren würde. Was wiederum vollkommen absurd war. Er würde sich auf das Fleisch stürzten, wie alle anderen auch.
    Genau so war es auch. Langsam kam er heran, jetzt seine Artgenossen im Blick. Lauernd, vorsichtig. Dann schnappte er ein Stück. Ein anderer fuhr ihn knurrend an, sodass er es wieder fallen ließ, ein anderes Stück anpeilte.
    Hier war er schnell genug, konnte einen Teil herausreißen und machte sich aus dem Staub. Wieder dort, wo er zuvor gesessen hatte, machte er sich über das Fleisch her, die anderen im Blick.
    Julian runzelte die Stirn, doch dann schien es ihm logisch, dass der sich so weit absonderte. Klar gab es immer Kämpfe ums Futter. Doch der Neue war ganz offensichtlich kein Teil des Rudels. Und woher - zum Teufel - war der aufgetaucht? Es war ja nicht so, dass in diesen Breitengraden freie Wölfe lebten. Und wenn, würden die niemals in die Stadt kommen. Und schon gar nicht freiwillig in ein Gehege, das ja eigentlich so gebaut war, dass eben kein Wolf raus konnte. Und damit natürlich auch nicht hinein.
    Ein kalter Schauer lief Julian wieder über den Rücken, als sich ihm die Vorstellung aufdrängte, wie die Wölfe gemütlich aus dem Gehege spazierten. Nein, das war lächerlich, da wären sie schließlich nicht mehr drin.
    Nachdenklich blickte Julian wieder zu dem Wolf, der jetzt vollkommen ruhig auf seinem Platz saß und ihn ansah. Die anderen streiften durchs Gehege oder hatten sich verkrochen, beachteten ihn wie immer mit keinem Sinn. Der Neue hielt seinem Blick aber lässig stand. Julian schüttelte den Kopf und ging ins Futterhaus. Davon gab es natürlich mehrere hier, doch ihn interessierte nur dieses, wo das Futter seiner Tiere lagerte. Wie in jedem anderen gab es auch einen kleinen Aufenthaltsraum für das Personal, nebst Dusche und Toilette. Und ein kleines Büro, wo die Unterlagen der Tiere aufbewahrt wurden. Die wollte er jetzt durchgehen. Seine eigenen Gedanken zuvor erschienen ihm jetzt lächerlich. Er hatte vermutlich nur nicht mitbekommen, dass ein weiterer Wolf ins Rudel integriert werden sollte. Er kommunizierte schließlich so wenig wie möglich mit den anderen Pflegern. Es war trotzdem eigenartig, dass ihm keiner

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