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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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ging. Erzählen würde er es keinem. Denn was dann passieren würde, schien ihm klar. Sie würden ihn einfangen und wer wusste wohin bringen, weil er kein Teil des Rudels war.
    Das war kindisch und verantwortungslos, aber er würde trotzdem schweigen. Als er diesen Abend wieder kam, wurde Julian neugierig. Er ging wieder ein paar Schritte weiter, der Blick des Wolfs folgte ihm. Er hob das Fleisch an, der Wolf reagierte nicht. Er legte es ab, ging weg. Der Wolfsblick blieb auf ihn gerichtet. Julian schüttelte den Kopf. Er ging wieder zurück, um das Fleisch zu holen, warf es den Wölfen hin. Seiner rührte sich nicht, als wüsste er genau, dass Julian ihm extra was hinschmeißen würde. Doch der zögerte, ging dann ein gutes Stück am Zaun entlang, möglichst weit weg von den anderen. Jetzt schien sein Wolf unruhig zu werden, stand auf, rührte sich aber sonst nicht. Julian warf das Fleisch über den Zaun, jedoch nur knapp einen Meter entfernt. Dann stieg er über den äußeren und wartete. Sein Wolf setzte sich in Bewegung. Zuerst zügig, dann zögernd, kam er näher. Womit Julian dann nicht gerechnet hatte, war, dass er direkt hier, vor ihm fressen würde. Doch das tat er. Er ließ sich nieder und begann daran zu zerren, wobei er jedoch ständig zu ihm zu schielen schien. Misstrauisch, wie Julian schien. Wunderte ihn auch keine Sekunde.
    „Du bist ziemlich mysteriös“, murmelte er vor sich hin. Der Wolf hielt inne, hob den Kopf.
    „Ja, eindeutig, mysteriös“, bestätigte Julian seine eigenen Worte, wobei ihm ein eigenartiger Schauer über den Rücken lief. Er wusste nicht recht, warum. Vermutlich, weil dieses Tier doch so nah bei ihm war. Er müsste nur die Hand ausstrecken, um ihn anfassen zu können. Doch so bescheuert, das zu versuchen, war er dann doch nicht.
    „Wo kommst du nur immer her?“, fragte Julian sich laut. Auch wenn er beschlossen hatte, das Thema fallen zu lassen, so war er neugierig. Und es nagte verständlicherweise an seinem Hinterkopf. Einmal noch, beschloss er spontan, würde er den Zaun kontrollieren. Diesmal von der anderen Richtung. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass er von dieser Perspektive doch noch etwas fand.
    Also wandte er sich ab, was den Wolf zusammenzucken ließ. Wenigstens eine normale Reaktion, wie Julian irgendwie erleichtert feststellte.
    Er holte die Taschenlampe und machte sich auf den Weg. Er musste selbst zugeben, dass er nicht sehr gründlich vorging, weil er selbst nicht daran glaubte, noch etwas zu finden. Er sollte sich irren. Es war zwar kein Loch im Zaun, aber etwas anderes. Stirnrunzelnd leuchtete er ins Gehege, was war das? Sah aus wie ein Stofffetzen?
    Konnte doch nicht sein! Naja, genauso wenig, wie ein Wolf, der unmotiviert jede Nacht auftauchte. Julian leuchtete eine Runde im Gehege und kletterte über den ersten Zaun. Dann streckte er die Hand durch den zweiten. Ständig den Blick zuckend, ob eines der Tiere kommen würde. Passierte aber nicht. Allerdings war auch sein Arm zu kurz.
    „Verdammt!“, fluchte Julian. Was immer das da drin war, er musste wissen, was es war. Es würde ihm keine Ruhe lassen. In Kombination mit seinen ohnehin schon ziemlich strapazierten Nerven, würde er kein Auge zutun!
    Er richtete sich auf, blickte konzentriert ins Gehege und lauschte. Er konnte keinen Wolf erblicken. War es trotzdem klug, da hinein zu wollen? Ja, beschloss er. Wölfe waren schließlich nicht so aggressiv, wie immer behauptet wurde. Nur wenn sie sich bedroht fühlten. Und das würde Julian ja nicht machen. Also kletterte er über den Zaun, ging die zwei Schritte zu dem Steinhaufen, unter dem der weiße Stoff hervor blitzte. Gerade, als er in die Hocke ging, den Arm ausstreckte, erklang ein Knurren seitlich von ihm.
    Julian erstarrte, sein Herz begann hektisch zu hämmern. Er schluckte trocken, drehte langsam den Kopf zur Seite. Sein Wolf stand keine fünf Meter von ihm entfernt. Scheiße!
    Sein Herz schlug gleich noch um einen Takt schneller, dass es ungut in seinen Ohren dröhnte. Behutsam und wie in Zeitlupe, streckte er seine Hand weiter aus. Der Wolf machte einen Schritt vorwärts, knurrte wieder. Erschrocken erstarrte Julian wieder.
    Vielleicht sollte er abhauen? Aber wenn das jemand anderer sah? Irgendwas lag im Wolfsgehege, was nicht hin gehörte. Und es war ihm lieber, er fand es, als einer der anderen.
    Da der Wolf sich nicht mehr gerührt hatte, streckte Julian weiter die Hand aus. Ein Satz von dem Wolf, ließ ihn wieder erstarren.

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