Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
hergerichtet waren.
»Hast du jemanden ausgeraubt oder um sein Erbe erleichtert, dass du dir jetzt schon Yachten leisten kannst?«, fragte Galina und setzte sich auf die weiße Ledercouch, die rings um den Tisch verlief.
»Ein guter Freund hat sie mir geliehen.«
»Seit wann hast du Freunde, die dir freiwillig etwas geben?« Sascha antwortete nicht, sondern schenkte Wein ein und setzte
sich an ihre Seite. Dann schaute er sie lange an, lächelte und legte seinen Arm um sie. Galina entzog sich ihm.
»Lass das«, wies sie jede vertrauliche Annäherung zurück.
»Was ist los mit dir? Hattest du einen schlechten Tag?«
»Ich dachte, du weißt alles und siehst alles? Dann sollte dir auch nicht entgangen sein, dass mir die Käufer am laufenden Band abspringen.«
»Hattest du etwa anderes erwartet? Der Schrein ist heiß. Du wirst ihn nicht losbekommen, selbst wenn du ihn verschenkst. Jeder hat Angst, mit dir oder dem Schrein in Verbindung gebracht zu werden. Früher oder später stünden die Behörden vor ihrer Tür. Dann wären auch die anderen geklauten Kunstobjekte verloren. Nein, es ist besser, wenn du ihn sicher unterstellst und abwartest, bis sich die Aufregung gelegt hat. In ein paar Jahren kannst du das Doppelte verlangen.«
»Aber ich brauche das Geld jetzt, und außerdem will ich das Ding los sein.«
»Also wieder knapp bei Kasse.«
Sascha schüttelte verständnislos den Kopf und rutschte näher.
»Habe ich dir nicht immer gesagt …«
»Ich weiß«, unterbrach sie ihn. »In diesem Fall ist es aber wichtig, dass ich ihn jetzt verkaufe.«
»Nach deiner gestrigen Aktion am Flughafen ist es auch kein Wunder. So etwas zieht man diskret durch und nicht mit einer wilden Schießerei. Hast du denn alles vergessen, was ich dir beigebracht habe?«
Galina blickte genervt zur Seite. »Ja, ich weiß …«, gab sie zu.
»Die Sache lief aus dem Ruder. Daran ist nur dieser schmierige kleine Bulle schuld.«
»Kriminalhauptkommissar Kilian«, warf Sascha wissend ein.
»Du kennst ihn?«, platzte es aus ihr heraus.
»Nicht persönlich. Aber ich weiß über ihn Bescheid und über die Leute im Hintergrund.«
»Dann sag mir, wo ich ihn finde, damit ich ihm zurückzahlen kann, was er angerichtet hat«, drängte sie.
»Das hat Zeit. Er wird dir nicht weglaufen. Zuvor will ich, dass du etwas für mich tust.«
»Was steht an?«
»Nichts Weltbewegendes. Lediglich eine CD, die gestern aus Amerika eingetroffen ist. Ein Bote hat sie herausgeschmuggelt. Ich will, dass du sie für mich in Empfang nimmst und sie mir übergibst. Das ist alles.«
Galina ahnte nichts Gutes. »Wieso holst du sie nicht selbst?«
»Wenn ich das könnte, würde ich dich nicht darum bitten.«
»Also ist die Sache heiß?«
»Tu es einfach.«
»Nein, das zieht nicht mehr. Ich habe bereits genug mit dem Schrein am Hals. Das Ding ist tonnenschwer, und ich krieg ihn nicht los. Hilf mir mit dem Schrein, und dann besorge ich dir diese CD.«
»Der Schrein kann warten. Der läuft dir nicht davon. Aber diese CD muss am vereinbarten Treffpunkt in Empfang genommen werden, sonst ist sie verloren.«
»Was ist auf der CD so Wichtiges drauf, dass du sie nicht selbst …«
»Hör auf damit«, fuhr er sie an. »Wenn die CD keine Bedeutung hätte, wärst du nicht hier. Aber ich kann damit nicht irgendwen beauftragen, sondern nur jemanden, dem ich vertrauen kann.«
»Vertrauen? Du? Dass ich nicht lache. Es wäre das erste Mal, dass du jemandem vertraust. Du willst dir bloß nicht selbst die Finger schmutzig machen. Das ist es und nichts anderes.«
Sascha setzte erneut an: »Auf dieser CD sind sehr vertrauliche Informationen, die vor Jahren verloren gegangen sind. Erst vor ein paar Tagen sind sie in Amerika wieder aufgetaucht. Jemand, ein alter Freund, wenn du so willst, hat sie beschafft, und jetzt sind sie auf dem Weg nach Deutschland. Mit diesen Informationen kann ich … kann man ein paar alte Rechnungen begleichen. Ich kann sie nicht abholen. Ein paar von meinen früheren Freunden werden dort sein.«
»Wusst ich’s doch. Die alten Freunde sind wieder am Werk, und ich soll für dich die Kohlen aus dem Feuer holen.« Galina sprang auf und ging zur Bordwand. »Vergiss es. Ich bin fertig mit deinen Geschäften. Ich will nichts mehr davon wissen.« Sie stieg ins Boot hinunter.
»Und dieser Kilian? Willst du nicht wissen, wo du ihn findest?«, fragte Sascha von der Bordwand her.
»Den finde ich schon. Keine Sorge. Weit kann er nicht sein.« Galina startete
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