Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
der Missionar Bonifatius 719 nach Franken kam, fand er keinen Herzog mehr vor, sondern »seniores« und »principes«. Ein Rückfall in den alten Glauben war eingetreten. Sogar Priester dienten dem »alten« und dem »neuen« Glauben gleichzeitig. Bonifatius ernannte 741 seinen angelsächsischen Gehilfen Burkard zum ersten Bischof von Würzburg. Der Marienberg, die Kapelle und die umliegenden Besitztümer gingen in diesem Jahr durch den Hausmeier der Merowingerkönige Karlmann an das neu errichtete Bistum. Das war ein großer und entscheidender Schritt, denn Würzburg wurde zum Mittelpunkt christlicher Kultur und die Marienkapelle zur ersten Bischofskirche. 47 Jahre später verlor sie ihre Bedeutung an den neu entstandenen Salvatordom, bei dessen Einweihung König Karl, der spätere Kaiser Karl der Große, zugegen war.
Von der Bistumsgründung an bis in die Zeit um das Jahr 1202 ist von einer Burg auf dem Marienberg nicht mehr die Rede. Kaiser Friedrich Rotbart ( »Barbarossa« ) beorderte den Sohn eines Burggrafen von Magdeburg, Konrad von Querfurt, an seinen Hof. Konrad freundete sich mit dem Kaisersohn Heinrich an, der ihn später, nachdem er Kaiser geworden war, zu seinem Kanzler und wichtigsten Berater bestimmte. Nach dem plötzlichen Tod Heinrichs veranlasste Konrad den Aufbruch und den Rückzug des Kreuzheeres aus dem Morgenland. Auf der Kreuzfahrt war Konrad von Querfurt zum Bischof von Würzburg gewählt worden, Bischof von Hildesheim war er bereits. Nach seiner Rückkehr stellte er sich gegen den unmündigen Sohn Heinrichs auf die Seite Philipps von Staufen, um die Dynastie an der Regierung zu halten. Die Annahme des Bistums Würzburg brachte Konrad jedoch den großen Reichsbann von Papst Innozenz III. ein. Im Jahr 1200 ging er nach Rom und unterwarf sich. Ein Jahr später wurde er als Bischof von Würzburg eingesetzt. Sein Kanzleramt am Hofe Philipps gab er auf und verbündete sich mit dem Landgrafen von Thüringen, der gegen Philipp opponierte. Konrad fürchtete, dass Philipp gegen Würzburg marschieren würde, und gab Befehl, den Berg zur Burg befestigen zu lassen. Ein Jahr später wurde Konrad von Meuchelmördern erstochen.
In seinem knapp mehr als einem Jahr dauernden Vorhaben brachte Konrad erstaunlich viel zu Stande. Unter anderem war die Herstellung einer Ringmauer und eines Halsgrabens von besonderer Wichtigkeit. Da man noch keine Feuerwaffen kannte, war die Abwehr von Angreifern aus größerer Höhe von entscheidender Bedeutung. Ein Wehrgang auf der Mauer wurde eingerichtet, von dem aus man mit Pfeil und Bogen, durch Bewerfen mit Steinen oder durch Begießen mit heißem Wasser und Pech das Übersteigen der Mauern zu verhindern suchte.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg unter den verschiedensten Herren erweitert. Einer von ihnen war der auf der Burg gezeugte, geborene und erzogene Otto von Wolfskeel. Der in der Burg spielende Knabe hatte die Schwächen der Burg früh erkannt und später als Bischof auszuschalten begonnen. Sein Hauptwerk war die Errichtung eines neuen Mauerrings. Dieser umschloss die Burg auf vier Seiten. Zwischen alten und neuen Mauern wurde ein Zwinger errichtet, der die Annäherung des Feindes erschweren sollte. Von hier aus konnte man den Feind aus nächster Nähe bekämpfen. Hinter der Wolfskeel’schen Mauer entstand später unter Fürstbischof Rudolf von Scherenberg ein unterirdischer Verteidigungsgang (Kasematte) mit Nischen und Scharten für die Schützen.
Diese Maßnahmen sollten sich alsbald bewähren. Am 14. Mai 1525 musste sich das »Schloss Unserfrauenberg« gegen die aufständischen Bauern unter Führung Florian Geyers und unter Mitwirkung des Götz von Berlichingen behaupten. Unzählige Bauern fanden in den Gräben den Tod. Pech und Schwefelkränze, Steine und siedendes Wasser zwangen sie zurück, und der Aufstand scheiterte.
Mit am meisten geprägt hatte die Burg die Berufung von Julius Echter von Mespelbrunn zur 44 Jahre andauernden Regentschaft als Fürstbischof. Unter ihm wurde aus der spätmittelalterlichen Burg ein Fürstenschloss der Renaissance. 1631 stand König Gustav Adolf von Schweden vor den Toren Würzburgs. Der flüchtende Fürstbischof Franz von Hatzfeld hatte das Kommando dem zufällig auf der Durchreise weilenden bayerischen Rittmeister Heinrich Keller von Schleitheim übertragen. Das Tage andauernde Gemetzel endete in einem Blutbad, und Gustavs Truppen nahmen die Burg ein. Reiche Beute entschädigte ihn für die großen Verluste in
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