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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Computer, nahm seinen Handrechner und rannte zur Tür. Wieder gab er den sechsstelligen Zugangscode ein und wartete auf den Irisabgleich.
    »Mach schon«, flehte er leise.
    Die Tür öffnete sich mit einem Klacken. Kaum war er auf dem Gang, ertönte der Alarm. Ruhig ging er unter den Videokameras hindurch, als wäre nichts geschehen. Dabei senkte er den Kopf und verbarg sein Gesicht vor den Kameras, so gut es möglich war. In einem leeren Raum entledigte er sich des Overalls, ließ die Brille in einem Abfalleimer verschwinden und ging hinaus auf den Gang. Kurz vor der rettenden Tür zum Konferenzraum tauchten Sicherheitsbeamte auf, die die Teilnehmer einer Körperkontrolle unterzogen. Der Handheld, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste ihn loswerden, sonst war alles verloren. Die unerwartete Lösung nahte in Form eines Handwagens, mit
    der die interne Post verteilt wurde. Er wartete ab, bis der Bote mit einem Umschlag in einem Raum verschwand. Dann lief er auf den Wagen zu, durchstöberte die Umschläge und zog einen heraus. Er wechselte den Inhalt gegen den Rechner aus und schrieb auf die Top-Secret-Hülle: »Außenministerium. John Frankenheimer.«
    *
Genua.
    Galina gab dem Fischer hunderttausend Lire für ein kleines Boot mit Außenborder. Sie startete den Motor und steuerte aufs offene Meer hinaus. Die Lichter Genuas verloren sich bereits am schwarzen Horizont, als sie vor sich die Begrenzungsleuchten eines Schiffes sah. Je näher sie kam, desto klarer wurden die Umrisse einer Hochseeyacht. Der Mann, der an der Bordwand stehend auf sie wartete, trank gelassen ein Glas Champagner und beobachtete ihre Ankunft. Trotz seines schmachvollen Abgangs, der Gefängnisstrafe und den Verfolgungen durch seine früheren Opfer hatte er nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Wie ein Kapitän, dessen Mannschaft in alle Himmelsrichtungen zerstreut war, stand er dort oben, inmitten der einsamen See, und schien abzuwarten, dass sie den Weg zurück zu ihm fand.
    Die internationale Presse berichtete ab und zu von ihm, wenn es um Spionage und das Spinnennetz der Staatssicherheit ging. Er war ein gefragter Mann in dieser Hinsicht, wenngleich man jedes Wort überprüfen musste, das er von sich gab. Noch immer beherrschte er das Instrument des Vertrauensaufbaus und der gezielten Steuerung von Fehlinformationen aus dem Effeff. Manche behaupteten sogar, dass diese und andere Mittel zur Unterwanderung ganzer Staatssysteme in seinen Jahren als Leiter der Auslandsaufklärung zur Perfektion entwickelt wurden. Respekt und Hochachtung vor seiner Arbeit hatten ihm vor allem seine Konkurrenten aus den anderen Nachrichtendiensten entgegengebracht. Jahrelang war er ein Phantom geblieben. Spuren hinterließ er keine, und wenn, dann nur in Form seiner früheren Mitarbeiter oder des Schadens, den seine Erfolge bei den Zielobjekten hinterlassen hatten. Nur wenige kannten sein wahres Gesicht. Manche behaupteten sogar, er habe keines.
    Selbst Galina fragte sich des Öfteren, wer dieser Mann eigentlich war. Sie kannte ihn seit ihrer Kindheit. Er war wie ein Vater für sie geworden, obgleich er Dinge von ihr verlangt hatte, die ein richtiger Vater niemals von seinem Kind gefordert hätte. Für ihn hatte sie gelogen, betrogen, hintergangen, gekämpft und gesiegt. Sie hatte nie nach dem Grund und dem Ziel ihres Handelns gefragt. Disziplin, Vertrauen und Loyalität waren die Tugenden, die sie zu erfüllen hatte, und Antwort genug auf ihre Fragen gewesen. Lange hatte sie sich damit zufrieden gegeben. Doch irgendwann, sie wusste nicht mehr, wann genau, beschloss sie, sich seiner Einflussnahme zu entziehen. Es war nicht leicht, denn seine Krakenarme reichten über alle Grenzen hinweg, und er ließ sie spüren, dass sie nicht ungestraft gehen konnte. Erst als er aus dem Dienst ausgeschieden war, entspannte sich das Verhältnis, wenngleich sie wusste, dass sie nie würde aussteigen können.
    Doch in letzter Zeit war es ruhig um ihn geworden. Woran es gelegen hatte, wusste sie nicht. Sie wollte es auch nicht wissen, denn sie war froh, keine Fragen mehr stellen zu müssen, auf die sie ohnehin nur ein »Tu es einfach« als Antwort bekommen hätte.
    Galina hielt an der Backbordseite und stieg die Leiter hoch.
    »Schön, dass du gleich gekommen bist«, sagte Sascha.
    Er war in die Jahre gekommen. Um die Siebzig, graues Haar, aber immer noch der gleiche wachsame Blick. Er half ihr über die Bordwand und führte sie an einen Tisch, auf dem Obst, Wein und Kerzen

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