Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
Vom Netzwerk:
drängen sich in die Ecken ihrer Gehege, wo zahlreiche von ihnen dann ersticken. In Italien wurden bei einem Angriff von zwei Wölfen innerhalb weniger Stunden 240 Schafe getötet.
     
    Welche Nutztier werden gerissen?
    Stehen sowohl Schafe als auch Rinder zur Verfügung, halten sich Wölfe an die Schafe. Von 2002 bis zum April 2012 wurden allein in Sachsen 309 Schafe gerissen; die meisten waren nicht geschützt.
    Bei Rindern, Pferden und Rentieren töten sie eher Jungtiere, dagegen scheinen sie bei Schafen und Ziegen erwachsene Tiere zu bevorzugen.
    Die meisten Nutztiere werden im Sommer getötet. Zum einen werden die Schafe in dieser Zeit auf die Weiden getrieben, zum anderen ist dann die Zeit, in der die Wölfe anfangen, ihre Welpen mit Fleisch zu füttern.
    Wenn man bedenkt, wie viele leicht erreichbare und ungeschützte Weidetiere es gibt, dann fragt man sich, warum sie nicht viel mehr davon töten. Ich sehe in Montana immer wieder Wölfe völlig entspannt durch eine Rinderhierherde mit Kälbern laufen, ohne auch nur Anstalten zu einem Angriff zu machen. Manchmal bleiben sie stehen und mustern die Tiere. Was sie wohl denken?, frage ich mich. Fakt ist, dass Wölfe auf Nutztiere anders reagieren als auf Wildtiere. Vielleicht deshalb, weil Schafe und Rinder meist nicht ganzjährig auf den Weiden stehen, sie somit ein eher ungewohnter Anblick sind. Wölfe sind extrem vorsichtig allem neuen gegenüber, passen sich jedoch schnell an.
     
    Mehrfachtötungen
    Das sogenannte »Surplus Killing«, also das mehrfache Reißen von Tieren, hinterlässt oft den Eindruck, als würden die Wölfe im Blutrausch oder »aus Spaß« töten, was noch mehr zu einem negativen Bild beiträgt.
    Das Phänomen der Mehrfachtötungen ist bisher noch nicht ausreichend erforscht. Das wissen wir bisher:
    Wenn es ausreichend angreifbare und verletzliche Beute gibt, dann töten Wölfe (wie alle Fleischfresser) oft und fressen den Kadaver nicht vollständig auf.
    Wie viele Beutetiere ein Wolf auf einmal tötet und wie viel er von seiner Beute frisst, hängt auch davon ab, wie leicht die Tiere zu töten sind. Weidetiere besitzen keine natürlichen Verteidigungsmethoden gegen Wolfsangriffe und sind außerdem in einem Gatter unausweichlich zusammengepfercht. Für einen Wolf sind sie leichte Beute - im Gegensatz zu wilden Beutetieren, hier gibt es kaum Mehrfachtötungen.
    Was passiert, wenn Wölfe mehr Tiere töten, als sie fressen können? Die Wölfe befinden sich zunächst in einer Situation, die gänzlich anders ist, als sie sie normalerweise kennen. Gesunde wilde Beutetiere sind schwer zu erlegen. Werden sie angegriffen, fliehen sie oder stellen und wehren sich. Treffen die Beutegreifer jedoch auf eine Schafherde, finden sie dort leichte Beute im Überfluss. Wölfe, die normalerweise nicht wissen, wann und woher sie das nächste Futter herbekommen, sind darauf programmiert zu töten, wann immer es möglich ist. Beim »Surplus Killing« läuft wie bei jeder Jagd das ganz normale »Programm« ab: Rennende Schafe lösen immer wieder von Neuem den Tötungsreflex beim Beutegreifer aus. Zum Fressen kommt der Wolf dabei nicht, die getöteten Tiere bleiben liegen.
    Normalerweise fressen Wölfe einen Kadaver so weit wie möglich auf. Ich kann in Yellowstone immer wieder beobachten, dass Wolfsfamilien einen Kadaver innerhalb weniger Tage komplett vertilgen – es sei denn, sie werden dabei gestört oder andere Aasfresser beteiligen sich am Festschmaus. Oft legen die Wölfe auch Lager an, wo sie das Fleisch verstecken. Darum muss eine solche Mehrfachtötung keine »Verschwendung« für den Wolf bedeuten. Hätte er die Gelegenheit, würde er zurückkommen und die restlichen Tiere auffressen. Dave Mech berichtet aus Alaska, wo sieben Wölfe mindestens 17 Karibus getötet hatten. Natürlich konnten sie sie nicht alle auf einmal auffressen. Aber innerhalb von fünf Tagen waren 30 bis 95 Prozent eines jeden Kadavers gefressen oder in Lagern versteckt worden. Drei Monate später waren die meisten Lager ausgegraben und das Fleisch komplett gefressen worden.
    Für Nutztierbesitzer ist es wichtig und vielleicht auch hilfreich, sich klar zu machen, dass die Wölfe selbst bei einem so schrecklichen und schockierenden Zwischenfall nicht darauf aus waren, aus reiner Mordlust und Blutgier ihre Schafe zu töten (und ihre Existenz zu vernichten), sondern dass sie nur instinktiv auf ein Verhalten der Tiere reagiert haben.
     
    Wer war es?
    Für emotionale Aufregung sorgt bei

Weitere Kostenlose Bücher