Wolfsfeuer (German Edition)
es ihn nicht. Was ihr mehr Angst machte, als es das Messer vermocht hatte. Er müsste sich stärker vor Julian fürchten.
»Du hast ihn zerstört«, stellte Cade fest. »Das Einzige, woran er denken kann, bist du. Er ließ die schönste Frau der Welt einfach fortgehen. Du hast sie umgebracht , trotzdem verzehrt er sich nach dir.« Er zerrte sie in eine aufrechte Position hoch. »Mach die Tür auf.«
Noch immer leicht benommen, stammelte Alex: »Was? Warum?«
»Ich werde ihr Haus nicht mit deinem Blut besudeln.«
»Asche.« Alex schaffte es, die Hand auf den Knauf zu legen, aber es war nicht einfach. »Nicht Blut.«
»Du denkst, ich werde dich schnell töten?« Cade packte sie im Nacken und schleuderte sie nach draußen in die Dunkelheit.
Alex schlitterte über das Eis, dabei rutschte der Bademantel über ihre Hüfte hoch, sodass der unebene Untergrund Schrammen in ihre Haut pflügte. Sie wollte sich gerade hochrappeln, als Cade auf ihren Rücken sprang und ihr Gesicht in den Schnee drückte.
»Du hast sie umgebracht «, wiederholte er, als wüsste sie das nicht längst. »Dafür wirst du mit deinem Blut bezahlen. Mit jedem einzelnen Tropfen, bevor du stirbst.« Er stand auf und zog sie dabei mit sich. »Ich wollte es sowieso untersuchen.« Er drehte das Messer in seiner Hand und bewunderte, wie sich der Mond in der Klinge spiegelte. »Aber dafür brauche ich es außerhalb deines Körpers, und nicht darin.«
Er war stärker, als sie befürchtet hatte, und schneller denn je, als er sie zu dem Monstertruck schleifte und sie an die Heckklappe fesselte. Der Wagen stand so hoch auf seinen überdimensionalen Rädern, dass ihre Füße kaum den Boden berührten.
Alex leistete Widerstand, aber Cade war nun nicht mehr der tollpatschige kleine Bruder. Sie begriff, dass er das nie gewesen war.
»Du hast vorgegeben, ein ehrgeiziger Wissenschaftler zu sein … «
»Das musste ich nicht vorgeben.« Er ließ das Messer durch die Luft sausen, als wäre er Zorro. »Ich liebe es, mit Blut zu experimentieren. Du würdest nicht glauben, was ich in meinem Labor so alles zusammenbraue. Julian hat nicht den Hauch einer Ahnung. Er hat Muskeln, aber kein Gehirn. Das war schon immer so. Mit dem, was ich dort aufbewahre, könnte ich ein völlig neues Monster erschaffen. Und genau das werde ich tun, sobald ich an der Macht bin. Edward wird das Hören und Sehen vergehen.«
Alex starrte ihn fassungslos an. Vielleicht hatte Edward doch nicht in allem gelogen. Vielleicht war es nur so, dass die von ihm vermutete Werwolf-Armee das Projekt eines anderen Barlow war und es vielleicht gar keine Werwölfe in dieser Armee gab.
»Hast du je an einem Serum gearbeitet, mit dem man die anderen Werwölfe entdämonisieren kann?«
»So etwas würde ich ihnen nicht antun. Wozu sollte man ein Werwolf sein, wenn man es nicht genießen kann, Menschen zu töten?«
»Also hast du deinen Bruder hinsichtlich dieses Serums belogen?«
Cade senkte den Kopf und fixierte ihren Oberkörper. Das Glitzern in seinen Augen verriet Alex, dass ihr Bademantel ein Stück aufklaffte.
Sie schaute nach unten. Das Mondlicht betonte die sanfte Schwellung ihrer Brüste.
Die zehn Zentimeter lange Schnittwunde, die Cade ihrer Brust beibrachte, schien zu explodieren. Offensichtlich hatte er so etwas schon früher getan, denn er machte es genau richtig. Hätte er zu tief geschnitten, würde sie jetzt die Johanna von Orleans geben. Stattdessen hatte er gerade tief genug in ihre Haut geritzt, damit das Blut wie Regentropfen über ihre Rippen perlte und das winzige Feuer zum Erlöschen brachte, bis sich nur noch eine dünne Rauchfahne kräuselte.
»Schätzchen«, gurrte Cade und leckte sich die Lippen. »Ich habe meinen Bruder in jeder Hinsicht belogen.«
Befeuert von seinem Zorn legte Julian in Sekundenschnelle ganze Kilometer zurück. Er hätte Cade ungebremst von hinten zu Boden gerammt, hätte er nicht das Aufblitzen von Silber gesehen, den Geruch von Flammen und Blut gerochen und dann die Worte seines Bruders gehört.
Der Körper des Wolfs witterte Gefahr. Silber verhieß Feuer, und Feuer würde töten. Sein menschlicher Verstand realisierte, dass Cade ein Messer hatte und er Alex damit verletzte.
Aber er hatte sie noch nicht getötet. Im Moment spielte er nur mit ihr, wie eine Katze mit einer Maus spielen würde, bevor sie sie verschlang.
Und genau wie eine Katze würde er, falls ein Stärkerer drohte, ihm diese Maus abzuluchsen …
… schnapp machen .
Darum nährte
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